Only God Was Above Us

Only God Was Above Us

Das fünfte Album von Vampire Weekend strahlt einen Optimismus aus, der es schweben lässt, ein Gefühl der Hoffnung – ein wenig abgenutzt, ein wenig ramponiert, ein wenig müde und vielleicht ein wenig unrasiert, aber doch Hoffnung. „Wenn du auf die 40 zugehst, bist du am Ende einiger Wege angelangt und suchst wahrscheinlich nach etwas … ich weiss nicht, wie ich es nennen soll … etwas Tieferem“, sagt Ezra Koenig zu Apple Music. „Und du denkst über diese Ideen nach. Wenn du jünger bist, sind sie vielleicht albern. Dankbarkeit. Akzeptanz. All das Zeug. Und ich denke, das ist in das Album eingeflossen.“ Nimm zum Beispiel „Mary Boone“, in dem Sorgen und Grübeleien („We always wanted money, now the money’s not the same“) („Wir wollten immer Geld, aber das Geld ist nicht mehr dasselbe“) einem alten R&B-Loop von Soul II Souls „Back to Life“ weichen. Oder wie die Klavierläufe in „Connect“, die klingen, als würde sich jemand im Nebenzimmer auf einem kaputten Klavier durch einen Gershwin-Song fummeln und die manische Energie des Songs auf den Teppich zurückholen. Musikalisch klangen sie noch nie so anspruchsvoll, aber auch noch nie so lässig oder direkt („Prep-School Gangsters“). Vampire Weekend sind ein Smoking mit abgetragenen Converse oder eine Garageband mit einem kompletten Orchester („Ice Cream Piano“). Während du die Mikroreferenzen und die kleinen Details ihres Indie-Band-Sounds – brillant produziert von Koenig und seinem langjährigen Mitarbeiter Ariel Rechtshaid – erforschst, bleibt dir vor allem das grosse Ganze ihrer Songs im Gedächtnis, die so breit und beruhigend sind wie grossartige Popmusik („Classical“). „Manchmal spreche ich mit den Jungs darüber“, sagt Koenig. „Wir müssen immer etwas Amateurhaftes haben, um wirklich wir selbst zu sein. Es muss eine leichte Unbeholfenheit geben. Wir müssen gleichzeitig selbstbewusst und ungeschickt sein.“ Neben dem ausufernden „Father of the Bride“ (2019) wirkt „OGWAU“ fast wie eine Zusammenfassung ihres unglaublichen Laufs von 2007 bis 2013, der sie zu dem gemacht hat, was sie sind. Aber die Band ist jetzt älter und das hört man auch, vor allem daran, wie verspielt und entspannt das Album ist. Hör dir den jazzigen Bass und das zeitlose Saxofon in „Classical“ an, die chaotischen Drums in „Prep-School Gangsters“ – eingespielt von Dev Hynes von Blood Orange – oder die Art, wie sich „Hope" immer wiederholt, als würde eine Schulklasse mitsingen. Es ist keine coole Musik, und gerade das macht sie natürlich so unnachahmlich cool. Darüber scheinen sie sich aber keine Gedanken mehr zu machen. „Ich glaube, ein wichtiger Faktor ist die Zeit, dieses seltsame Konzept“, sagt Koenig. „Manche Leute nennen sie ein Konstrukt. Ich habe gehört, sie sei nicht real. Das übersteigt mein Fachwissen, aber meiner Erfahrung nach ist Zeit grossartig, denn wenn du mit dem Kopf gegen die Wand rennst und dir das Gehirn zermarterst, um ein Problem zu lösen, und wenn du lernst, ein bisschen loszulassen, dann macht die Zeit manchmal einfach ihr Ding.“ Für eine Band, die sich einst als die überheblichsten und ehrgeizigsten Jungs in der Indie-Rock-Szene bezeichnete, ist das Loslassen eine grosse Sache.

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