Senjutsu

Senjutsu

„Was haltet ihr von einem Samurai-Eddie?“ Das war die Frage, die Iron Maiden-Bassist, Co-Texter und Mastermind Steve Harris seinen Bandkollegen stellte, als ihm das japanische Thema für die Bilder und den Titelsong des 17. Studioalbums „Senjutsu“ einfiel. Grob übersetzt bedeutet der Begriff „Taktik und Strategie“ – und die Vorstellung, Maidens formwandelndes Maskottchen Eddie in voller Samurai-Ausrüstung darzustellen, war sofort reizvoll. „Seien wir ehrlich, wir haben im Laufe der Jahre mit Eddie ein paar Kulturkreise geplündert“, sagt Maiden-Sänger Bruce Dickinson gegenüber Apple Music. „Wir hatten einen Maya-Eddie und wir hatten einen Sci-Fi-Eddie. Wir hatten einen Weltraummonster-Eddie, einen ägyptischen Eddie, einen Mumien-Eddie. Auf der „Maiden Japan“-EP hatten wir sogar einen Eddie mit einem Samurai-Schwert, aber das ist schon viele Jahre her. Die Band war in Japan schon immer ziemlich beliebt – einem ganz schön exotischen Ort mit einer sehr reichen Samurai-Geschichte. Aber die meisten Songs haben nichts damit zu tun.“ Hier kommentiert Dickinson einige der Highlights des Albums.„Senjutsu“Der Song beginnt mit ominösen Drumbeats, die wie diese großen japanischen Taiko-Trommeln klingen sollen. Dann kommt Nicko [McBrain] mit diesem Beat, der definitiv nicht wie Keystone Cops klingt – ich glaube, wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir so selbstbewusst sind, dass wir dramatisch sein können, ohne dabei zu übertreiben. Und „Senjutsu“ ist durch und durch dramatisch. Ich finde, es baut sich auf und baut sich auf und baut sich auf. In der Mitte gibt es eine Gesangsfuge mit Echos darüber und dann eine weitere Gesangslinie. In der zweiten Hälfte des Stücks geht es dann in eine wirklich großartige Gesangslinie über. Hat der Song einen Refrain? Nein. Es gibt Millionen von verschiedenen Refrains, die alle aneinandergereiht sind. Zum größten Teil wird der Gesang zweistimmig gesungen. Es ist einer meiner Lieblingstracks und eignet sich hervorragend, um ein Live-Set zu eröffnen.„Stratego“Stratego ist ein Brettspiel. Ich habe es noch nie gespielt, aber es ist ähnlich wie Schach. Ich habe ein bisschen recherchiert und herausgefunden, dass Stratego auf einem französischen Brettspiel aus dem 19. Jahrhundert beruht. Dieses Spiel basierte auf dem sogenannten Militärschach. Das japanische Militärschach wiederum ist ein Spiel namens Shogi. Die Figuren sind im Grunde flache Steine mit japanischer Kalligrafie darauf, die jeweils einen bestimmten Krieger bezeichnen. Du hast eine schwarze und eine weiße Seite, aber es ist durchaus möglich, dass die Figuren die Seiten wechseln. Und nicht nur das: Sie können sich auch in eine andere Figur verwandeln. Es ist ein Spiel um Strategie und Taktik, aber auch um Verrat und Intrigen. „The Writing On The Wall“Der Song besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen, wobei das Intro die Atmosphäre vorgibt. Als ich ihn zum ersten Mal hörte, dachte ich: „Das ist irgendwie Tarantino hier. Es ist ein bisschen wie in der Wüste.“ Ich konnte mir vorstellen, dass sich ein Mad Max-Szenario auftut. Ich glaube, [Gitarrist] Adrian [Smith] hatte bereits den Titel und ein großartiges Riff, also haben wir den Hauptteil des Songs darauf aufgebaut. Ich dachte, es wäre ein passender Titel für das, was gerade in der Welt passiert. Es gibt viele Dinge, die wie Objekte im Rückspiegel auftauchen – sie sind vielleicht näher, als sie scheinen. Die Menschen müssen viele Entscheidungen darüber treffen, in welcher Art von Welt sie leben wollen. Ich habe den Song geschrieben, ohne zu predigen, sondern um zu sagen: „Du kannst deinen Kopf nicht in den Sand stecken. Diese Dinge werden dich einholen, wenn du nichts unternimmst.“„Lost In A Lost World“Am Anfang könntest du glauben, dass du zufällig in die Musik von The Moody Blues oder Pink Floyd aus dem Jahr 1973 hineingeraten bist, mit dem mehrstimmigen Gesang und solchen Sachen. Wir haben noch nie etwas so explizit Detailliertes gemacht wie das. Aber es dauert nicht lange, bis ein Verrückter auftaucht und dir mit dem Hammer auf den Kopf haut und der Track losgeht. Und dann nimmt er dich mit auf eine Reise in eine fantastische Welt, die aufgehört hat zu existieren. „Days Of Future Past“Dieser Track ist so nah dran an der „Piece of Mind“- oder „Powerslave“-Ära von Maiden, wie er nur sein kann. Vier Minuten, ein super energiegeladenes Riff, ein großer hymnischer Refrain, große Vocals – all das. Unglaubliches Riff von Adrian und praktisch kein Gitarrensolo. Der Text ist eine Neuinterpretation der Graphic Novel „Constantine“, insbesondere der Filmversion mit Keanu Reeves. Das ist ein interessantes Setting, denn es wird immer davon ausgegangen, dass Gott der Gute ist. In diesem Szenario scheint Gott ein manipulativer Narzisst zu sein. Er ist fast wie ein Psychopath: „Ich werde dir all diese schrecklichen Dinge antun und dann musst du mich nur noch lieben.“ Wie soll das funktionieren? Das ist die Frage des Songs. „Darkest Hour“„Darkest Hour“ bezieht sich nicht nur auf den Film über Winston Churchill – es geht auch um ihn als Person. Viele Leute kritisieren Churchill, weil er viele Fehler gemacht und Dinge getan hat, die die Leute nicht guthießen. Er war mit ziemlicher Sicherheit ein vollwertiger Alkoholiker – aber ein funktionaler. Er sagte furchtbare Dinge über Frauen. Er hat all diese Dinge getan, für die er zu Recht verurteilt wird. Aber das, was die Leute ihm verzeihen – ich jedenfalls –, ist, dass er sich den Nazis entgegenstellte und sagte: „Nein, das sind Barbaren. Auch wenn alle Chancen gegen uns sprechen, werden wir als Nation Widerstand leisten.“ Die Hälfte seines Kabinetts und seiner Regierung hätte sich auf die Seite der Nazis geschlagen und einen Deal gemacht. Aber er inspirierte die Nation, das Richtige zu tun.„The Parchment“Du musst echt aufpassen, wenn du einer von denen bist, die Floating Tanks mögen, und du dieses Lied über Kopfhörer hörst. Es ist eine Prozessionsgeschichte, wirklich. Das Ende klingt wie die Rückkehr des Kaisers, wie der verlorene Sohn, der nach einer langen Reise nach Hause kommt. Aber der ganze Mittelteil ist absolut hypnotisch. Es ist ein Monstertrack, er besteht aus mehreren Ebenen mit verschiedenen Wiederholungen und Variationen. Wenn du dich darauf einlässt, ist er wirklich komplex. Ich glaube, Steve hat sich tagelang eingeschlossen, um diesen Song zu schreiben. Wir mussten es stückweise lernen, anders ging es nicht.„Hell On Earth“Steve ist eine ziemlich unkonventionelle Persönlichkeit. Er ist kein extrovertierter Mensch – außer auf der Bühne, wenn er mit seinem Bass durchdreht. Aber ich glaube, dass er viele Dinge über die Welt, in der er lebt, wirklich tief empfindet. Die englische Band Blur hat ein Album mit dem Titel „Modern Life Is Rubbish“ herausgebracht, und ich glaube, Steve würde dem zustimmen und sagen: „Was für eine Welt schaffen wir da? Vielleicht sollte ich einfach schlafen gehen. Und wenn ich dann ins nächste Leben übergehe, komme ich vielleicht zurück und es wird besser sein – denn dieser Ort ist die Hölle auf Erden.“ Ich glaube nicht wirklich, dass er dazu rät, deinen Übergang ins Jenseits zu beschleunigen, denn wir haben noch eine Tour vor uns. Aber er macht sich aufrichtig Sorgen.

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