Sir Simon Rattle ist bekannt für seinen unbändigen Enthusiasmus für neues Repertoire und die schillerndsten Komponist:innen des 20. Jahrhunderts. In den 1980er- und 90er-Jahren leitete er das City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO) in Großbritannien, bevor er Chefdirigent der Berliner Philharmoniker wurde. Die Karriere des 1955 in Liverpool geborenen Rattle nahm Fahrt auf, als er 1974 den ersten Preis beim Dirigentenwettbewerb John Player International Conducting Competition gewann. Es folgten Engagements beim Bournemouth Symphony Orchestra und der Sinfonietta, der Glyndebourne Festival Opera und der London Sinfonietta, bevor er 1980 zum Chefdirigenten des CBSO ernannt wurde. Seine energiegeladene Führung dieses Orchesters und seine Einforderung höchster Leistungsstandards bei der Erarbeitung des Repertoires des 20. Jahrhunderts – vor allem der Werke von Gustav Mahler (die Aufnahme der zweiten Sinfonie von 1986 ist eine seiner herausragenden Leistungen), Jean Sibelius und Igor Strawinsky – zahlten sich aus, denn die Aufnahmen und Tourneen im Ausland fanden internationale Anerkennung. Mit diesem Erfolg im Rücken gelang es Rattle, höhere Subventionen zu erhalten und den Bau der Symphony Hall zu sichern, eines hochmodernen Konzertsaals für das CBSO, der 1991 eröffnet wurde. Seine Erfahrungen als Gastdirigent des Orchestra of the Age of Enlightenment (ab 1992) führten dazu, dass er die historisch informierte Aufführungspraxis (HIP) bei modernen Orchestern einführte – zuerst beim CBSO, dann bei den Berliner Philharmonikern (als deren Chefdirigent von 2002-18) –, wenn er Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven aufführte. In den 2010er-Jahren wurde er künstlerischer Leiter des London Symphony Orchestra, ab der Saison 2023/24 wird der unvermindert weltweit gefragte Gastdirigent als Chefdirigent zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks wechseln.