Young Heart

Young Heart

Nach der Veröffentlichung ihres dritten Albums „Beautiful Lies“ (2016) sehnte sich Birdy nach einer Auszeit. „Seit ich 14 bin, geht alles Schlag auf Schlag – Alben aufnehmen und anschließend auf Tour gehen“, berichtet die britische Singer-Songwriterin, die eigentlich Jasmine van den Bogaerde heißt, im Gespräch mit Apple Music. „Ich brauchte Abstand.“ Die fünf Jahre zwischen diesem dritten und ihrem nunmehr vierten Album „Young Heart“ bezeichnet Birdy als „eine Art Auszeit zwischen zwei wichtigen Lebensabschnitten“. Hinzu kommt die Tatsache, dass eine Trennung eine schwere Schreibblockade in ihr auslöste. „Es dauerte ziemlich lange, bis ich an einen Punkt kam, an dem ich entspannt genug war, um über Dinge zu schreiben, die größtenteils zu schmerzhaft waren“, offenbart sie. Mit der Wiederentdeckung des dialogorientierten Songwritings einer Joni Mitchell legte sich in ihr jedoch ein Schalter um und letztlich begann sie, ihren nächsten musikalischen Wurf vorzubereiten.Im Jahr 2020 unmittelbar vor Großbritanniens erstem Lockdown in L.A. und Nashville geschrieben und aufgenommen, entpuppt sich „Young Heart“ als eine unverblümte Betrachtung des Kummers einer Künstlerin, die immer noch herauszufinden versucht, wer sie ist. Alles in allem werden die theatralischen Klänge von „Beautiful Lies“ nun durch dezentere ersetzt, indem die Sängerin Folk mit den Laurel Canyon-Vibes der 70er-Jahre in Einklang bringt. Und so stellte sich trotz der Schreibblockade heraus, dass es im Grunde doch eine Menge zu erzählen gab: Während Birdy über den ihr innewohnenden Wunsch des Alleinseins sinniert und diesen häufig auch zelebriert, dokumentieren die 16 Songs dieses Albums sämtliche Höhen und Tiefen, die das Ende einer Beziehung einläuten. „Es war ziemlich schwierig, mit dem Album anzufangen und es abzuschließen“, gibt die Sängerin zu. „Doch ich hänge nun sehr an dieser Musik. Ich fühle mich ihrem Schutz verpflichtet und brenne dafür.“ An dieser Stelle führt uns Birdy Track für Track durch ihr viertes Album.„The Witching Hour – Intro“ „Ursprünglich wollte ich das Album ‚The Witching Hour‘ nennen. Meiner Meinung nach schlägt diese nachts um vier, wenn ich mich im Schreibfluss befinde. Meine Musik wird oft durch klassische Musik inspiriert, da ich mit ihr aufgewachsen bin. Diese Seite von mir wollte ich offenbaren.“„Voyager“„Dieser Song handelt von der schrecklichen Phase, in der du weißt, dass du jemanden verlassen wirst, diese Person aber rein gar nichts davon ahnt. Es ist einer der Songs, die ich in Nashville schrieb. Dort habe ich zum ersten Mal [die US-Produzenten und Songwriter] Daniel Tashian und Ian Fitchuk getroffen, um gemeinsam den richtigen Sound zu finden. Das war ziemlich aufregend.“„Loneliness“„Ich habe in den letzten Jahren so viel Zeit als Einzelgängerin in merkwürdigen Städten und schrägen Hotelzimmern verbracht. Der Song ist ein Liebeslied, das ich der Einsamkeit und dem Gefühl widme, verloren in der Großstadt zu sein – und es zu genießen. Geschrieben habe ich es zur Zeit meines dritten Albums, war damals aber noch nicht ganz überzeugt. Ich zeigte diese Skizze dann James Ford, der dem Ganzen einen völlig anderen Vibe verpasst hat. Und siehe da, dieses Mal hat es mich abgeholt.“„The Otherside“„Den Song haben wir auf den letzten Drücker in Nashville geschrieben. Mittlerweile ergibt er viel mehr Sinn für mich. Daniel, mit dem ich den Song geschrieben habe, meinte: ‚Ich glaube, das liegt daran, dass gerade jeder diese seltsame Zeit durchlebt, in der alles drunter und drüber geht und am Ende etwas völlig Neues dabei rauskommen wird.‘ Vielleicht hat er Recht. Vielleicht geht's aber auch darum, einer Person, die gerade eine harte Zeit durchmacht, das gute Gefühl zu geben, dass man für sie da ist. Es fühlt sich so an, als wäre der Song nicht von dieser Welt.“„Surrender“„Die meisten dieser Songs handeln von Widerspruch und Schicksal. Habe ich mich richtig entschieden? Hat das alles seinen Grund? Dieses Album klingt anders als alles, was ich zuvor gemacht habe, weshalb es mir auch relativ schwerfiel, mir selbst treu zu bleiben. Dementsprechend handelt der Song also auch von den Schwierigkeiten, die ich beim Treffen dieser Entscheidungen hatte.“„Nobody Knows Me Like You Do“„Jeder, der schon mal eine Trennung durchgemacht hat, wird bestätigen können: Wenn du jemanden wirklich liebst, lässt sich ein Leben ohne diese Person ebenso wenig vorstellen wie eine Zeit, in der man nicht wenigstens todtraurig darüber wäre. Diesen Song habe ich als Letztes aufgenommen, weil es so lange dauerte, ihn fertigzustellen. Als wir in Nashville schrieben, war die Sache einfach noch nicht rund für mich – vielleicht war das alles noch zu emotional. Schlussendlich hat mir mein Bruder geholfen, den Song während des Lockdowns an meinem Piano zu Hause aufzunehmen. Das war etwas ganz Besonderes.“„River Song“„Dieser Song basiert auf der Vorstellung von einem großen, jahrhundertealten Fluss. Ich bin es, die hier mit dem Fluss spricht und ihn darum bittet, einen Funken seiner Weisheit mit mir zu teilen. Zum Ende des Songs sollte es einen Moment geben, wo er sich losreißt, was vor allem in den Streichern zum Ausdruck kommt. Der Song beginnt sehr gleichmütig, wie ein wundervoller Fluss eben, der in Ruhe dahinfließt, doch am Ende beginnt er zu auszureißen.“„Second Hand News“„In diesem Song geht es um Reue. Nach einer Trennung bekommst du immer noch mit, was im Leben der anderen Person so abgeht und umgekehrt. Diese Infos sind jedoch immer nur aus zweiter Quelle. Als ich den Refrain schrieb, rankte sich darum noch eine kleine süße Ballade, doch dann kam mir die Idee mit der kraftvollen Stimme. Als ich den Song so sang, hat das ein völlig neues Licht auf ihn geworfen, woraufhin mir die Lyrics wie von alleine einfielen. Ich habe sie gemeinsam mit meinem guten Freund Jonathan Wright geschrieben, und wir entschlossen uns dazu, die Demo-Version zu verwenden. In diesem Moment lag so viel Leidenschaft, das konnte ich nicht noch mal abrufen.“„Deepest Lonely“„‚Deepest Lonely‘ handelt von der Flucht vor allen anderen. Ich bin ziemlich introvertiert und brauche eine Menge Zeit, um meine Akkus wieder aufzuladen. Doch es steckt auch Drama in dem Song. Ich bin nämlich ebenfalls ein ziemlicher Hitzkopf – mein Bruder nennt mich die ‚Düstere Wolke‘! Um diese Seite von mir geht es hier.“„Lighthouse“„Am Anfang hatte ich Sorge, der Song könnte etwas zu kitschig rüberkommen, weil er so niedlich ist. Ursprünglich hatte ich ihn am Piano geschrieben. Als ich ihn dann ein wenig für die Gitarre umschrieb, habe ich mich sofort in ihn verliebt. Es handelt von der unsichtbaren Connection, die dich mit einer Person verbindet, die du schon sehr lange kennst. Als wenn du einfach spürst, dass diese Person manchmal genau dasselbe wie du fühlst und deine Hilfe braucht.“„Chopin Waltz in A Minor (Interlude)“„Meine Mutter hat mir dieses Stück beigebracht und ich spiele es seitdem immer mal wieder. Es ist schon beinahe ein kleiner Tick – immer dann, wenn ich gerade nichts zu tun habe, spiele ich es. Eines Abends hat Daniel mich dabei aufgenommen. Es fühlte sich daher richtig an, den Song mit aufs Album zu nehmen.“„Evergreen“„Hier geht es um eine andere Zeit, sodass das Album Freude vermittelt. Konkret geht es um zwei Menschen, die komplett ineinander vernarrt sind und den Rest der Welt völlig ausblenden. Ich habe den Song in L.A. geschrieben, wo ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass Leute wirklich verstehen, was ich eigentlich versuche zu erschaffen. Vermutlich ist das mein Lieblingssong auf dem Album – wir waren alle zusammen in einem Raum und der Track wurde so aufgenommen, wie wir ihn spielten. Man kann das raushören.“„Little Blue“„Ich bin auf einen Song von Joni Mitchell namens ‚Little Green‘ von ihrem Album ‚Blue‘ gestoßen und dachte: ‚Die Leute werden denken, dass ich den kopiert habe.‘ Es war jedoch reiner Zufall. Der Song handelt von Kummer und ist – zumindest für mich – der wohl traurigste auf dem Album. Eine Trennung hat viel mit Kummer zu tun, weil man nicht mehr mit der Person reden kann – als wäre sie ein für alle Mal verschwunden. Es geht außerdem darum, den Schmerz, der dadurch entsteht, nicht loslassen zu wollen. Wenn man das nämlich erst einmal macht, bedeutet das, dass das Leben weitergeht.“„Celestial Dancers“„Dieser Song hat für mich etwas sehr Spirituelles. Wenn ich schreibe – dieses Gefühl habe ich schon, seitdem ich klein bin –, dann fühle ich diese Verbindung zu etwas. Hier richte ich Fragen an diese höhere Macht oder was auch immer es sein mag und hoffe dabei auf Antwort.“„New Moon“„Dieser Song kam recht spät zustande und handelt davon, in die Zukunft zu blicken und seinen Weg zu gehen. Mir gefällt diese Botschaft – also, dass sich morgen alles anders anfühlen wird, du dich von allem, dass du je durchgemacht hast, erholt haben wirst und mit einem völlig anderen Gefühl auf all das zurückblicken kannst. Ein sehr aufheiternder, hoffnungsvoller Song.“„Young Heart“„Das ist der erste Song, den ich für das Album geschrieben habe. Ihn zu schreiben, kostete mich drei Tage – ich war gerade nicht in der besten Verfassung, um Songs zu schreiben und habe irgendwie nur versucht, mich zusammenzureißen. Anfangs dieser Zeit hörte ich viel Nina Simone und Etta James, was man auch im Piano wiedererkennt – sehr soulig. Es ist ein Lebewohl-Song. Er handelt von einer Person, die immer noch im Wandel ist und zu verstehen versucht, wer sie ist. Manchmal muss man das eben auf eigene Faust herausfinden. Es ist der mit Abstand kraftvollste Song des Albums, der alles noch mal zusammenfasst und auf den Punkt bringt.“

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