Paris

„Ich habe keine besondere Methode, mit der ich mir die Titel für meine Alben ausdenke“, erklärt Hilary Hahn Apple Music. „Eines Tages, als ich gerade am Üben war, kam mir ‚Paris‘ einfach so in den Kopf.“ Ein Kinderspiel also. Aber fangen wir doch mal ganz von vorne an: „Paris“, auf dem die US-amerikanische Violinistin mit dem finnischen Dirigenten Mikko Franck und dem Orchestre Philharmonique de Radio France zu hören ist, wurde in der französischen Hauptstadt konzipiert und aufgenommen. Und nachdem Hahn den Titel gefunden hatte, schlich sich die Stadt auf rätselhafte Weise auch in jeden Teil des Albums ein. „Sergei Prokofjews ‚Erstes Violinkonzert‘ feierte seine Uraufführung 1923 in Paris. Und auch Chaussons ‚Poème‘ wurde dort 1896 mit Riesenerfolg zum ersten Mal aufgeführt“, sagt Hahn über die zwei ersten Stücke des Albums, die hier in wunderbar wegweisenden Einspielungen zu hören sind. „Außerdem fiel mir wieder ein, dass ja auch meine Geige in Paris gebaut wurde. So ließ sich alles auf Paris zurückführen.“ Zudem hat das Album auch noch einen weiteren emotionalen Schwerpunkt. Das Stück „Deux Sérénades“ schrieb der finnische Komponist Einojuhani Rautavaara für Hahn und Franck in Paris vor seinem Tod im Jahr 2016. „Rautavaara schrieb einfach phänomenal für die Geige“, führt Hahn aus. „Ohne Zweifel wusste er wirklich alles über die Violine, das man wissen muss, um Musik zu komponieren, die den Künstler mit dem Publikum verbindet.“ Im Folgenden erklärt Hilary Hahn jedes Stück auf „Paris“ näher.Poème für Violine und Orchester, op.25„Dieses Stück von Ernest Chausson ist wirklich erstaunlich. Es ist so dunkel und grüblerisch und erreicht die tiefsten Winkel der Seele. Und wenn man sich als Musiker darauf einlässt, dann ist es ein wirklich packendes Stück. Sollte ich mit diesem Orchester und diesem Dirigenten ein Stück aufnehmen, das sich für uns alle wie selbstverständlich und natürlich anfühlt, dann wäre es dieses. Führt man es mit echter Authentizität und Musikern auf, die wirklich an diese Musik glauben, und erlaubt man dem Stück zu singen und niemand tut nur einfach so, als würde er es mit echter Leidenschaft spielen, dann ist es ein absolut kraftvolles Stück.“Violinkonzert Nr.1 in D-Dur, op.19„Ich liebe Prokofjews ‚Violinkonzert‘ so sehr und wollte es schon seit Jahren aufnehmen. Das wirklich Bemerkenswerte ist, dass Prokofjew hier alles durchspielt, was man mit einer Geige anstellen kann. Er wendet alle Techniken an, die es nur gibt, und erfindet sie dabei schon fast wieder neu. Manche in einer Weise, die man sonst nirgendwo finden kann. Ich spiele dieses Stück schon so lange, dass ich es nahezu verinnerlicht habe. Es ist wie ein Teil von mir. Dieses Stück zu spielen ist so energetisch, weil man als Interpret körperlich all das spürt, was das Publikum auch emotional fühlen soll. So zum Beispiel im ersten Satz: Wenn wir die Kadenz erreichen, dann rast mein Herz und ich bin immer vollkommen außer Atem. Ungefähr vier Takte vor ihr ändere ich deshalb bewusst meine Atmung, damit meine Hand beim Spiel nicht vor Erregung zittert. Und ich denke, das Publikum fühlt das genauso.“Deux Sérénades (Written for Hilary Hahn)„2013 habe ich Einojuhani Rautavaara darum gebeten, etwas für mein Projekt ‚In 27 Pieces: The Hilary Hahn Encores‘ zu schreiben. Er komponierte eine Zugabe mit dem Titel ‚Whispering‘. Mikko Franck und er waren sehr eng befreundet. Mikko hat nahezu jedes Stück von ihm dirigiert, das nur irgendwie machbar war, und Rautavaara war sehr beeindruckt davon, wie intuitiv er seine Musik zur Aufführung brachte. Und mit jemandem zusammenzuarbeiten, der eine solch tiefe Einsicht in das Werk eines Komponisten hat, ist natürlich phänomenal. Mikko hatte mich 2012 gefragt, ob ich mit ihm das ‚Violinkonzert‘ für Radio France spielen würde. In einer Pause während einer Probe fragte ich ihn dann, ob Rautavaara nicht vielleicht ein Konzert für uns schreiben könnte. Es war einfach eine gute Gelegenheit, ihn danach zu fragen. Und Mikko antwortete: ‚Momentan ist er krank und es ist wohl kein guter Zeitpunkt, mit ihm darüber zu sprechen.‘ Und das war das Letzte, was ich davon hörte. Nach seinem Tod im Jahr 2016 zeigte man dann Mikko zu seinem großen Erstaunen ein fast fertiges Manuskript zweier Serenaden. Die Violinstimme war fertig komponiert und bis zum Mittelteil der zweiten Serenade waren sie auch schon komplett orchestriert. Mikko beauftragte den Komponisten Kalevi Aho, einen von Rautavaaras ehemaligen Schülern, damit, das Werk fertigzustellen. Diese Aufnahme stammt von der Welturaufführung im Februar 2019. Diese Werke sind wirklich interessant. Es sind zwei Stücke voller Kraft und Gefühl.“

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