The Vienna Recital

The Vienna Recital

Nur wenige Pianist:innen würden in einem Konzertprogramm Ludwig van Beethovens Jagdsonate mit Werken von Philip Glass, Nikolai Kapustin, György Ligeti und Alexander Skrjabin verknüpfen. Doch bei ihrem Konzert im April 2022 in Wien tat Yuja Wang genau das. Das Ergebnis ist faszinierend. Mit ihrer souveränen Technik verleiht die Pianistin den wechselnden Erzählsträngen von Ligetis „Étude No. 6“ („Herbst in Warschau“) eine magische Klarheit und seiner „Étude No. 13“ („Die Teufelstreppe“) eine schillernde, abwechslungsreiche Energie. Eine ähnliche Dynamik steckt in Wangs glänzender Interpretation von Kapustins „Jazz Prelude No. 10“ und „Lavapiés“ aus Isaac Albéniz’ „Iberia“. Doch nirgendwo werden ihre beeindruckend präzisen interpretatorischen Reflexe deutlicher als in den eigenwilligen Wendungen und messerscharfen Kontrasten von Beethovens „Klaviersonate Nr. 18“, die hier verblüffend modern anmutet. Eine meditative Interpretation von Johannes Brahms’ „Intermezzo Nr. 3 in cis-Moll“ zeigt Wangs poetische Seite, während die „Mélodie“ aus Christoph Willibald Glucks Oper „Orpheus und Eurydike“ dem Album einen herrlich entrückten Abschluss verleiht.

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