Es gibt viele Geschichten, die sich um dieses 1906 komponierte Werk ranken. Da ist jene der Entstehung – der Komponist lebte damals in Dresden, um Abstand zur schwierigen politischen Lage in Russland zu gewinnen. Da ist das Manuskript, das nach mehreren Besitzerwechseln 2014 für über 1,2 Millionen britische Pfund versteigert wurde. Aber über allen Randnotizen strahlt die epische Schönheit dieser Sinfonie, die ohne Zweifel zu den ganz großen der Gattung gehört. John Wilson und seinen Musiker:innen gelingt es, sie noch einmal aufzufrischen: Die Streicher:innen spielen mit außergewöhnlicher Kraft und Virtuosität, Wilson kontrolliert die musikalischen Themen mit der angemessenen Souveränität und haushaltet mit der Wucht des Werks. Das Ergebnis: Die Klangfarben sind wunderbar nuanciert, den einzelnen Instrumenten wird stets der nötige Raum gegeben, um sich zu entfalten. Diese Musik zu hören ist so, wie ein bekanntes Gemälde nach einer umfassenden Restauration zu betrachten.