Five Easy Hot Dogs

Five Easy Hot Dogs

Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie hatte Mac DeMarco das Gefühl, dass das Musikmachen zu einem Job wie jeder andere geworden war, zu einer Sache, die man von seiner tatsächlichen Persönlichkeit abtrennt. Songs aufnehmen, veröffentlichen, damit auf Tour gehen – und diesen Zyklus immer wieder zu wiederholen. „Aber mein Leben und mein ganz normaler Alltag sind ebenso sehr Kunst wie ein veröffentlichtes Album“, sagt er gegenüber Apple Music. „Dahin wollte ich zurück. Ich wollte mich davon umgeben fühlen. Ich wollte die Trennung zwischen Privatleben und öffentlichem Leben für meine Kunst aufheben und einfach alles zu einem großen Ganzen machen. Also legte ich einfach los.“ Das meint er durchaus wörtlich. Am 15. Januar 2022, nach einer Show in San Francisco, sprang DeMarco in seinen 1994er Toyota Land Cruiser und begab sich – mit einem minimalen Aufnahme-Set-up im Kofferraum – ganz allein auf eine dreimonatige Reise quer durch den Kontinent. Der Plan war, bei seiner Familie und alten Freund:innen vorbeizuschauen und immer dort zu schreiben und aufzunehmen, wo er eben gerade Station machte, sei es in einem schäbigen Motel am Straßenrand, irgendeiner Hinterhof-Mietwohnung oder einem ausgedienten Kinderzimmer. Er setzte sich nur eine einzige Regel: Dass er nicht vor der Vollendung von „Five Easy Hot Dogs“ nach Los Angeles zurückkehren dürfe – ein Album mit Instrumentalmusik, das gleichzeitig eine Art Reisebericht ist. Dabei sind die einzelnen Stücke in der Reihenfolge angeordnet, in der Mac sie schrieb und aufnahm, und tragen als Titel den jeweiligen Entstehungsort. „Ich denke, es zeigt den Leuten, dass man immer noch erkennen kann, dass es mein Material ist, auch wenn ich darauf nicht singe – weil es eine sehr starke Identität besitzt“, sagt er. „Diese Reise hat mich daran erinnert, dass ich gerne reise, dass ich gerne Leute treffe, dass ich gerne Erfahrungen mache. Sie hat mein Interesse an vielen Dingen neu geweckt. Es war ein Abenteuer.“ Im Folgenden nimmt uns DeMarco mit zu den Sounds und Sehenswürdigkeiten seiner Reise, die ihn von Nordkalifornien über den Westen Kanadas und Chicago bis nach New York führte. „Gualala, California“ Am ersten Tag verließ ich San Francisco und fuhr einfach ein paar Stunden lang die Küste entlang. Ich hatte kein Ziel im Navi. Ich wusste, dass ich nach Norden wollte, aber das war’s auch schon. Gualala ist eine kleine Stadt am [Highway] 1. Ich blieb dort nur für eine Nacht in einem seltsamen kleinen Motel namens Seacliff. Ich holte meine ganze Ausrüstung aus dem Auto und dachte mir: „Wow. Alles klar.“ Als ich in diesem Motel aufnahm, konnte ich aus zwei Fenstern direkt auf den Ozean schauen, und es war ein wunderschöner Ort. Ich war schon an vielen verschiedenen Ecken der Welt, aber dieser Teil des Landes ist für mich mit den Küstenmammutbäumen und den Klippen einfach ein schönes Fleckchen Erde. Das Wetter war sehr wechselhaft, und ich denke, dass ein großer Teil dieses Albums wie der erste Teil klingt, den ich im Westen der USA und in Kanada aufgenommen habe – regnerisch. „Crescent City, California“ Crescent City markiert den Punkt, an dem Kalifornien ein wenig zwielichtiger wird. Es ist immer noch schön, man ist immer noch an der Küste, aber in Crescent City gibt es ein großes Gefängnis. Ich habe in einem – wie soll ich es ausdrücken – Bordell gewohnt. Irgendwie eklig, irgendwie beschissen. Immer noch spannend, aber ein bisschen freudlos. Ich machte mir Sorgen, dass irgendwer in dieser Nacht mein Auto aufbrechen würde, diese Art von Stimmung herrschte dort. Es ist einer meiner Lieblingssongs auf dem gesamten Album. Er transportiert ein Gefühl, das ich alle paar Alben bei ein oder zwei Songs habe: traurig, aber bittersüß, vielleicht ein bisschen hoffnungsvoll, vielleicht ein bisschen edgy, aber nicht zu sehr. „Portland, Oregon“ Ich fuhr nach Portland und dachte: „Da war ich schon Millionen Mal. Ich habe dort eine Menge Freund:innen. Ich hatte hier viel Spaß.“ Als ich dort ankam, merkte ich ziemlich schnell, dass ich eigentlich niemanden mehr kannte und nicht wirklich wusste, was ich tun sollte. Es war schön, in einer großen Stadt zu sein, nachdem ich ein paar Tage allein an der Küste war, aber ich erwartete menschliche Interaktion. Und ich verbrachte dort drei Tage, aber bekam das überhaupt nicht. Ich traf keine Kumpels. Ich war in ein paar Restaurants und sprach mit ein paar Leuten, aber es war einfach ein bisschen trostlos. Aber in der ersten Nacht in Portland richtete ich mein Studio in einem kleinen Hinterhaus ein, das ich dort gemietet hatte. Es war das erste Mal, dass ich das Schlagzeug aufstellte und ein vollwertiges Set-up hatte. Es war aufregend, und es war cool, das volle Potenzial zu erkennen. „Victoria, British Columbia, Canada“ Victoria war interessant. Ich verließ Portland überstürzt, machte einen COVID-Test und nahm in der Nähe von Seattle an einem Ort namens Port Angeles die Fähre. Ich wollte einige alte Freund:innen überraschen, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Als ich dort ankam, stellte ich fest, dass sie alle über das Wochenende verreist waren. Ich fragte mich also schon wieder: „Ach, verdammt. Was soll ich denn jetzt machen?“ Ich war frustriert, also beschloss ich, an einem schönen Ort zu übernachten. In Kanada haben wir diese Fairmont-Hotels, und dort buchte ich ein Zimmer. In den 1950er-Jahren ging die Queen dort zum Tee hin oder so – diese Art von Stimmung herrscht dort, ganz so, als würdest du in einem großen, eigenartigen Schloss übernachten. Ich entschied mich, dort auf meine Freund:innen zu warten, und da es sich um ein Hotel handelte, hatte ich ein etwas einfacheres Aufnahme-Set-up. Ich lief einfach in Victoria herum, traf Kids auf der Straße oder beschäftigte mich mit irgendetwas. Aber es war schon ein bisschen seltsam, dort ein paar Tage ohne jedes Ziel zu verbringen. „Vancouver, British Columbia, Canada“ In Vancouver habe ich einmal gewohnt. Ich zog mit 18 Jahren dort hin und lebte dort, bis ich so an die 20 war. Ich liebe es dort – wegen des Klimas und der frischen Luft. Aber es fühlte sich die ganze Zeit wie eine Reise in die Vergangenheit an, und es war ein seltsames Gefühl, zurück zu sein. Ich fuhr sogar an dem Haus vorbei, in dem ich eines meiner ersten Alben aufgenommen habe. Ich glaube, diese drei Songs, zumindest der zweite und dritte, tragen eine Art wehmütige Energie in sich. Ich hatte für kurze Zeit diese eine Wohnung. Das war irgendwie seltsam; ziemlich groß und verhallt und aus Beton. Dort nahm ich den ersten Track auf. Aber dann wohnte ich in einem kleinen Hinterhaus ganz in der Nähe meiner alten Wohnung, dort entstanden die anderen beiden Songs. „Edmonton, Alberta, Canada“ Die Edmonton-Songs nahm ich in meinem Schlafzimmer aus Highschool-Zeiten auf, wo ich wohl den besten Schlagzeug-Sound auf dem Album fand. Es erinnerte mich an meine Highschool-Zeit, ich spielte etwas und meine Mutter sagte: „Klingt gut, Schatz!“ Allzu oft fahre ich nicht mehr dorthin zurück, und ich hatte einen Teil meiner Familie schon lange nicht mehr gesehen – es gab ein paar Todesfälle und eine Menge zu besprechen. Es war also ziemlich intensiv, aber es war gut. Wenn ich in eine Stadt von früher zurückkehre, rufe ich normalerweise meine alten Freund:innen an, gehe in eine Bar, betrinke mich, habe eine gute Zeit, was auch immer. Aber stattdessen kaufte ich meinem Bruder Schlittschuhe und ging Schlittschuhlaufen. Ich ertappte mich dabei, wie ich Freund:innen kontaktierte, die ich seit der Grundschulzeit nicht mehr gesehen hatte. Und ich glaube, dass diese beiden Songs die fröhlicheren auf dem Album sind. In Edmonton war es teilweise ziemlich ernsthaft, aber es war auch ein „Ich bin wieder da“. So klingen diese Songs für mich. „Chicago, Illinois“ Als ich Edmonton verließ, dachte ich: „Okay, meine Reise beginnt von Neuem.“ Die Fahrt nach Chicago war beschwerlich, es dauerte eine Weile, bis ich dort ankam. Ich geriet in ein paar ziemlich schlimme Schneestürme und verbrachte eine Nacht in Fargo. Aber als ich dann endlich da war, war Chicago großartig. Ich bin zu einem Bulls-Spiel gegangen, traf ein paar alte Kumpels und hatte ein weiteres kleines Hinterhaus. Die Aufnahmen dort gefielen mir – ich erzielte gute Ergebnisse. Ich habe Freund:innen in Chicago, die sehr gastfreundlich waren, und ich freue mich immer, wenn ich sie sehe, aber es war auch schön, da mal raus zu sein. Der erste Song mit dem Schlagzeug – es fühlte sich einfach so an, als hätte ich mich mit diesem einen Sound noch nicht so richtig beschäftigt. Er ist irgendwie kantig, aber auch irgendwie melodisch und einfach ein bisschen funkiger als die meisten anderen Sachen auf dem Album. „Rockaway, New York“ New York war auf dieser Reise der Ort, an dem ich die längste Zeit verbrachte. Bevor ich dort ankam, fuhr ich nach Connecticut, um ein bisschen aufzunehmen, aber nicht für dieses Projekt. Und dann war ich da. Ich wohnte eine Weile in Rockaway, bekam schließlich diese Aufnahme hin, und zog anschließend rüber nach Brooklyn. Diese eine Musikerin, Akiko Yano, ist eine Art Heldin für mich. Ich brachte mein Zeug zu ihr rüber, und wir machten ein paar Songs zusammen, ich weiß noch nicht, was aus denen wird. Und dann war ich in anderen Studios und tat eine Menge Sachen, die für „Five Easy Hot Dogs“ zweitrangig waren. Ich dachte mir, vielleicht ist es genau das Richtige, dieses Umfeld zu verlassen, um das Album fertigzustellen. Ich lebte lange Zeit in New York, in Far Rockaway. Ein Freund ließ mich in seinem Haus wohnen, und ich fuhr auch zu meinem alten Haus, weil meine alten Mitbewohner immer noch dort wohnen. Rockaway ist im Winter eine ziemlich raue Gegend. Es ist seltsam, nach New York zurückzukehren – und das ist der Teil von New York, in den ich zurückkehre. Nicht viele Menschen machen diese Erfahrung. Das ist schon sehr merkwürdig.

Wähle ein Land oder eine Region aus

Afrika, Naher Osten und Indien

Asien/Pazifik

Europa

Lateinamerika und Karibik

USA und Kanada