EVERY LOSER

EVERY LOSER

Für sein 19. Soloalbum hat sich der „Godfather of Punk“ und berüchtigte The Stooges-Sänger Iggy Pop mit dem Top-Produzenten Andrew Watt und einer All-Star-Band zusammengetan. Dazu gehören Guns N’ Roses-Bassist Duff McKagan, Red Hot Chili Peppers-Schlagzeuger Chad Smith, Pearl Jam-Gitarrist Stone Gossard, der verstorbene Foo Fighters-Schlagzeuger Taylor Hawkins und blink-182-Schlagzeuger Travis Barker – um nur einige zu nennen. Kurz: Auf „EVERY LOSER“ werden die Songs hauptsächlich von Berühmtheiten gespielt, die mit Iggy Pop aufgewachsen sind. „Andrew ist generell sehr auf Stars fokussiert“, sagt Iggy über den jungen Produzenten. „Es ist wie ein Fetisch bei ihm. Witzigerweise hat er eine unglaubliche Sammlung von neuwertigen Rockstar-T-Shirts. Als wir anfingen, zusammenzuarbeiten, begann er, Iggy Pop-T-Shirts zu tragen. Jeden Tag bekam ich ein neues zu sehen.“Textlich schwankt Iggy auf „EVERY LOSER“ zwischen bewusstseinserweiternden Tiraden („Modern Day Ripoff“, „All The Way Down“), Liebesliedern an Miami („New Atlantis“) und dem Lesen von Annoncen als kleine Hommage an einen Jahrzehnte alten Vorschlag von Andy Warhol („The News For Andy“). Der Titel des Albums entstammt einer Zeile aus dem von den sozialen Medien inspirierten Track „Comments“, in dem Pop sagt: „Every loser needs a bit of joy“ („Jede:r Verlierer:in braucht ein bisschen Spaß“). „Andrew hat vorgeschlagen, die gesamte Zeile als Titel zu nehmen“, erzählt er Apple Music. „Wenn ich Pink Floyd wäre, könnte ich vielleicht damit durchkommen. Aber das bin ich nicht, also entschied ich mich für ‚EVERY LOSER‘.“ Im Folgenden spricht er über die einzelnen Tracks.„Frenzy“Hier werden ein paar Leute beschimpft, doch am Ende ist es nur ein bestimmter Arsch, der mir die Munition für diese Zeilen gegeben hat. Nein, frag bitte nicht, wer es ist – aber ich bin mir sicher, die Person weiß es. Es ist keine komplette Schimpftirade, eher in der Tradition von „Leader of the Pack“ oder so ähnlich. Ein wenig Aggression schwingt mit, doch sobald es losgeht, denkst du an alles Mögliche – an die Haie im Meer, die es auf dich abgesehen haben. Du denkst aber auch an so etwas wie „Halt die Klappe und liebe mich, ok?“ Viele Dinge schwirren in deinem Kopf herum. Es sind sehr harte drei Minuten Rockmusik.„Strung Out Johnny“Andrew ist ein Produzent, aber auch ein erstklassiger Musiker und ein guter Texter. Als er mir den Song schickte, gab er ihm einen vorläufigen Titel – „Strung Out Johnny“. Ich dachte: „Dieses Thema ist mir nicht fremd. Darüber könnte ich singen.“ Also haben wir den Titel beibehalten. Ich singe es für den archetypischen Johnny, den universellen jungen Mann. Ich wollte für ihn darüber singen, wie es eigentlich abläuft – Schritt eins, Schritt zwei, Schritt drei, und dann bist du am Arsch. Aber ich wollte auch mich selbst einbeziehen, damit der Song ein wenig wärmer und aufrichtiger wird.„New Atlantis“Es ist ein Liebeslied an Miami und eine Hommage an Donovan, der einen Song namens „Atlantis“ hatte. Hier in Miami geht es bergab. Ich habe es erlebt, denn ich bin seit 24 Jahren hier. Und doch liebe ich diesen Ort. Ich habe hier die besten Jahre meines Lebens verbracht. Ich weiß noch, wie ich mit Andrew über den Song sprach, als er auf einem Boot auf den Bahamas war. Ich sagte: „Weißt du, dass Atlantis, die verlorene Zivilisation, direkt unter dir liegt? Kennst du den Song von Donovan?“ Ich glaube nicht, dass er ihn kannte. Also begann er, ihn über die Lautsprecher des Bootes über das ganze Meer zu schmettern.„Modern Day Ripoff“Hier sind wir an einem Punkt des Albums angekommen, an dem ich begann, sauer zu werden: Andrew ist 45 Jahre jünger als ich und seine Energie ist schier endlos. Ich sagte ihm: „Bei The Stooges haben wir nur sieben Songs und ein Instrumentalstück gemacht. Ist das nicht genug?“ Aber nein, er sagte, wir bräuchten mehr, mehr, mehr. Also begann ich bei den letzten drei Liedern – angefangen mit diesem –, eher schnippische Texte zu schreiben. Dies ist ein normaler Song, in dem sich ein weißer Mann mittleren Alters beschwert, allerdings mit einem Augenzwinkern. An einer Stelle heißt es: „Why can’t I do blow anymore? I can’t smoke a joint because I’m too paranoid? What the fuck?“ („Warum kann ich kein Kokain mehr nehmen? Kann ich keinen Joint rauchen, weil ich zu paranoid bin? Was soll der Scheiß?“)„Morning Show“Andrew fragte mich, ob ich Interesse hätte, eine Ballade zu machen, und ich sagte Ja. Das war etwas, das er bereits in der Tasche hatte. Es ist eine Art Stones-Ballade. Ich habe nie mit ihm darüber gesprochen, aber ich vermute, das war die Inspiration. Aber ich bin eher wie ein gereifter Country-Sänger an die Sache herangegangen. Viele Leute denken vielleicht, es ginge darum, dass ich aufwachen müsste, um wieder Iggy Pop zu sein. Doch damit hat es nichts zu tun. Es geht einfach darum, sich niedergeschlagen und deprimiert zu fühlen, aber es so gut wie möglich zu verbergen. So ähnlich wie „The Tears of a Clown“ von Smokey Robinson.„The News For Andy (Interlude)“Als ich mit The Stooges an „Funhouse“ arbeitete, teilten wir uns ein Motel mit Andy Warhol und seiner Entourage, die zu dieser Zeit den Film „Heat“ drehten. Irgendwann schlug Andy mir vor: „Warum liest du nicht einfach die Zeitung und machst daraus die Vocals für den Song?“ Ich habe nie etwas in diese Richtung unternommen, aber ich erzählte Andrew die Geschichte und er war hin und weg. Er sagte, dass wir es tun sollten. Was ich hier erzähle, stammt also aus drei verschiedenen Anzeigen, die in der Gratiszeitung standen, die an diesem Tag im Studio herumlag. Du weißt schon, das lokale Blatt, das von Stripbars gesponsert und normalerweise von Sozialisten betrieben wird.„Neo Punk“Travis Barker spielt in diesem Song, und ich glaube, er ist direkt in diesen Song eingetaucht. Die Art, wie er in den Refrains spielt, klingt, als hätte er „I Got a Right“ von The Stooges gehört. Ich bin schon lange fasziniert davon, wie Punk als eine Musik begann, dann zu vielen Musiken wurde und schließlich in die Modewelt, in die Ethik, in sexuelle Orientierungen und alle möglichen Dinge Einzug hielt. Und plötzlich machen Leute sehr schnell sehr viel Geld damit, Dinge auf punkige Art und Weise zu tun. Das ist es, worum es geht.„All The Way Down“Dieser ist wieder einer jener Songs, bei denen ich während der Sessions immer launischer wurde. Die Gitarristin meiner Band hatte ein kleines Video von mir von unserer letzten Tour gepostet. Ich war dabei, den Mikrofonständer abzubauen, und sie betitelte es mit „Full beast mode“. Ich war ziemlich stolz darauf, dass ich diesen „vollen Bestienmodus“ immer noch drauf hatte. In dem Song heißt es im Grunde: „Ich werde es voll durchziehen und mich dann etwas beschweren.“ Stone Gossard von Pearl Jam spielt in diesem Song. Ich habe vor vielen Jahren ein paar Shows für sie eröffnet, doch ihre Fans waren nicht wirklich interessiert. Sie wollten nur Pearl Jam sehen. „Comments“Die Musik hat eine schöne, einsame Stimmung, während der Refrain so fröhlich wirkt. Was mich heutzutage glücklich macht, ist, einen riesigen Scheck dafür zu bekommen, dass ich etwas Simples tue. Die Einsamkeit ist dagegen eher auf Zuckerberg und Musk bezogen. Ich schaue mir die Kommentare [in den sozialen Medien] an, bis ich mir einen Überblick verschafft habe. Aber dann habe ich immer das Gefühl, dass ich gleich kotzen muss. Selbst wenn sie positiv sind – denn es hört einfach nicht auf. Es heißt immer: „Du bist toll!“ oder „Du bist ein Stück Scheiße!“ Dazwischen gibt es eigentlich nicht viel.„My Animus (Interlude)“Was ich damit sagen will, ist, dass ich ein wenig stolz darauf bin, dass mein Ego nicht davon abhängt, ob ich Multimillionär, Chartstürmer oder Stadionkönig bin oder so etwas. Es liegt an mir und an der gesunden Fähigkeit, die ich habe und die ich mir bewahrt habe, nach den wichtigen Freuden im Leben zu suchen. So würde ich es ausdrücken.„The Regency“Es gibt eine sehr interessante Beziehung zwischen dem Business eines Parkplatzes, den Banken und dem Stadiongeschäft. Das wirkliche Geld steckt in den Parkplätzen. Es ist ein echt großes Business. Darum geht es in diesem Song. Und Taylor Hawkins hat bei diesem und bei „Comments“ mitgespielt. Er lässt die Songs wirklich lebendig werden. Ich hatte Taylor kennengelernt, als ich einmal Opener für die Foo Fighters war, und dann spielte er mich in dem „CBGB“-Film. Seine Bauchmuskeln waren das Filmplakat, vermutlich ähnlich wie meine Bauchmuskeln.

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