Evering Road

Evering Road

Tom Grennan befand sich irgendwo in Las Vegas auf einem Junggesellenabschied, als die Realität Einzug hielt. Bevor der in Bedford geborene Singer-Songwriter sich 2019 in die Stadt begab, hatte er die Situation seiner Beziehung zu seiner Freundin nicht wahrhaben wollen. Er war nicht in der Lage, zu erkennen, dass diese vor dem Aus stand und er einen beträchtlichen Anteil an diesem Bruch hatte. Weit weg von zu Hause begriff er dann, dass er seine Traurigkeit und die Wahrheit damit kaschierte, indem er, wie er sagt, „dumme Dinge tat“. Es gab dann einen Moment der Erkenntnis, der ausschlaggebend für die Entstehung seines zweiten Albums „Evering Road“ war. „Als ich den Mut hatte, mir einzugestehen, was ich getan hatte, wurde es [die Arbeit am Album] zu einem kathartischen Erlebnis“, sagt er gegenüber Apple Music. „Sich den Dingen stellen. Nein zu Dingen zu sagen. Und keine Angst davor zu haben. Das war der Moment, in dem sich die Songs fast wie von selbst ergaben. Es gab eine viermonatige Phase, in der ich jeden Tag Songs rausgehauen habe.“ Es ist daher wenig überraschend, dass das Album vor Verletzlichkeit knistert, wenn ein selbstkritischer Grennan sich selbst zur Rechenschaft zieht, sich bei seiner Ex-Partnerin bedankt und entschuldigt und nach Erlösung und Besserung sucht. Grennans Melange aus Pop, Soul und Indie klingt imposanter und mutiger als zuvor und weist Streicher und Gospel-Essenzen auf, die die emotionale Tragweite der Songs unterstreichen. „Unglücklicherweise habe ich durch [die Aufnahme des Albums] jemanden verloren, den ich geliebt habe“, sagt er. „Aber ich habe das Gefühl, dass ich sie verlieren musste, um selbst vorwärtszukommen – und ich konnte sie nicht weiter in diesem Schwebezustand halten. Wir alle machen Fehler, und das Einzige, was wir tun können, ist, ein besserer Mensch zu werden. Es klingt wirklich klischeehaft, aber ich glaube, ich bin mit diesem Album vom Jungen zum Mann geworden.“ Im Folgenden spricht Tom Grennan mit uns über den Entstehungsprozess des Albums – Track für Track.If Only„Der ganze Song handelt davon: Wenn die Dinge nur so einfach wären. Ich habe ihn an den Anfang des Albums gestellt, weil er Stärke beinhaltet und es einen Wendepunkt für mich darstellte, diesen Song zu schreiben – ich werde zu einem besseren Menschen. Es lässt mich die Arme öffnen, um zu sagen: ‚Ja, ich war ein Scheißkerl, ich habe es getan. So war ich, tut mir leid.‘“Something Better„Zu der Idee kam es, als ich in Vegas war. Man weiß ja, wie Junggesellenabschiede so ablaufen – sie werden chaotisch. Das war in der Zeit, in der ich ein Lächeln aufgesetzt habe, um zu zeigen, dass es mir eigentlich gut geht, aber innerlich war ich verletzt und habe das mit dummen Dingen, dummen Fehlern und dummen Entscheidungen überdeckt. Erst als ich in Vegas in den Spiegel sah, brach ich buchstäblich zusammen. Ich mochte die Person nicht, zu der ich geworden war. Es war der Moment, in dem ich dachte: ‚Es muss etwas Besseres geben als das – ich muss aufhören, das zu verbergen und diesen Zusammenbruch, diesen Moment der Traurigkeit zulassen, um mich wieder besser zu fühlen.‘“Little Bit of Love„Bei einer Trennung fragt man sich immer: ‚Treffe ich die falsche Entscheidung? Brauche ich diese Person [für mich], um klarzukommen? Muss ich es einfach wieder unterdrücken und versuchen, mich zu ändern, während ich in dieser Beziehung bin?‘ Darum dreht sich alles, und es geht darum, zu erkennen, dass ich [die Beziehung] tatsächlich verloren habe. Letztlich vermittelt sich dieses Gefühl der Traurigkeit in den Streichern. So in etwa wie: ‚Oh nein, ich habe es verloren – aber ich habe wahrscheinlich die richtige Entscheidung getroffen.‘ Das ist der Moment, in dem man durchatmet und einfach alles rauslässt.“Amen„Es geht darum, mit sich selbst zu kämpfen. Ein bisschen wie in ‚Something Better‘, aber man hat tatsächlich diesen Amen-Moment und denkt: ‚Mann, komm schon! Du hast diese Fehler gemacht und diese Entscheidungen getroffen, also komm damit klar!‘ Ich habe es mir einfach eingestanden. Gott sei Dank, denn es fiel mir schwer, mich mit [der Tatsache] abzufinden, dass ich es bin und nicht sie.“It Hurts„Es kursierten viele Gerüchte über mich, viele verschiedene Dinge. Und wenn mir jemand etwas davon erzählte, sagte ich: ‚Halt die Klappe, Bruder, das ist nicht wahr.‘ Ich versuchte, es abzuwehren. Nichts davon war wahr, aber es hat mich verletzt. Ich weinte deswegen, weil ich halt nicht so ein Typ war. Dieser Song drückt einfach nur aus: ‚Hör auf, über mich zu reden, denn ich brauche das nicht, während ich diese andere Sache durchmache.‘ Ich habe an dem Song mit [Produzent] Dan Grech gearbeitet. Es sind ein ziemlich dreckiger Bass und auch ein verrücktes Schlagzeugmuster enthalten. Es sollte wie ein Gospel klingen, aber auf eine Art produziert, dass es ein bisschen an Post Malone erinnert. Mir war wichtig, dass es sich anfühlt, als würde es wehtun.“Never Be a Right Time„Irgendwie geht es um die Frage: ‚Gibt es einen einfachen Ausweg?‘ Ich habe die Entscheidung getroffen, die Beziehung tatsächlich zu beenden, aber es hätte es leichter gemacht, wenn sie es getan hätte. Als ich den Song schrieb, dachte ich: ‚Hätte sie es nicht einfach tun können, so dass ich die Schuld auf sie hätte abwälzen können?‘ Ich wollte diesen Gospel-Vibe erzeugen, so dass die Leute diese Emotion im Chor hören können. Nicht um mich zu bemitleiden, sondern um zu vermitteln, wie viele Menschen es so handhaben – die Schuld abschieben und versuchen, es sich leicht zu machen, damit sie nicht zu dem stehen müssen, was sie getan haben.“This Is the Place„Als die Beziehung beendet war, zog ich in das Haus meiner Eltern, und das war der Ort, an dem ich mir Raum und Zeit zum Nachdenken nehmen konnte. Ich wollte, dass die Leute darüber nachdenken, wo dieser Ort für sie sein könnte. Als ich im Haus meiner Eltern war, war das der Anfang der Veränderung. Als sich der Song ergab, dachte ich: ‚Okay, jetzt ist es an der Zeit, den Prozess zu beginnen.‘“Sweeter Then„Ich war immer ein netter Typ, aber in den Texten gibt es Dinge über mich mit Cocktails und verschiedenen Frauen. Als ich mit ihr zusammen war, war ich umgänglicher, und ich dachte, ich hätte mich gebessert. Leider habe ich mich dann wieder auf diesen anderen, unsteten Weg eingelassen. Im Grunde frage ich mich: ‚Warum bin ich ein Idiot und bleibe nicht die Person, die sie aus mir macht? Womit habe ich sie verdient?‘“Make My Mind Up„Hier befand ich mich in einem Tauziehen mit mir selbst. In der einen Minute dachte ich: ‚Nee, ich will raus.‘ In der anderen Minute sagte ich: ‚Das ist es, was ich will, ich muss bei ihr bleiben.‘ Wenn ich nur jemanden gehabt hätte, der mir die Entscheidung abgenommen hätte – das wäre das Beste gewesen. Es war ein richtiger Kampf, bei dem man nicht weiß, was als Nächstes kommt. In der Beziehung mit ihr war es eine Sache der Bequemlichkeit. Die Lyrics sind mit die ehrlichsten, die ich je geschrieben habe. Es war mir wichtig, dass die Streicher richtig weinerlich sind.“Second Time„In ‚Second Time‘ geht es darum, diese zweite Chance zu bekommen. Leider wird es keine geben, denn die Dinge würden nur wieder denselben Lauf nehmen, weil ich wieder diese Komfortzone um mich herum hätte. Gib sie mir nicht, denn dann bin ich wieder derselbe Mistkerl, darauf wette ich. Dan spielte diese Drum-Patterns und ich dachte mir: ‚Nee, so stelle ich mir den Song nicht vor. Für mich muss er straighter rüberkommen.‘ Er meinte nur: ‚Nein, vertrau mir. So muss es sein, denn es ist wie das Herz.‘ In diesem Moment der Entscheidungsfindung ist dein Herz überall. Der Schlagzeug-Part gibt dir das Gefühl, in etwas hinein- und wieder herauszugehen.“You Matter to Me„Ich denke, das ist das Sanfteste, was ich je gesungen habe. Ich bin sehr verletzlich und sehr zaghaft. Es ist ohne Zweifel ein Liebeslied, in dem ausgedrückt wird: ‚Ich werde dich immer lieben und du wirst mir immer etwas bedeuten. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dich immer schätzen werde, auch wenn ich dich manchmal wie eine Idiotin behandelt habe.‘“Oh Please„Ich habe viel Nas und viel alte Soulmusik gehört, und das hat diesen Song inspiriert. Es geht darum, dass ich eine Entscheidung treffen muss. Als ich in einer Beziehung war, lernte ich ein anderes Mädchen kennen, was mich in Versuchung geführt hat. Zum Glück habe ich [nichts getan], aber ich hatte Engelchen und Teufelchen auf meinen Schultern, die sagten: ‚Tu‘s!‘ ‚Tu‘s nicht!‘ Allein der Gedanke daran ist einer der Gründe, warum ich weiterziehen musste.“I Don’t Need a Reason„Es hat etwas von: ‚Ich brauche keinen Grund, um dich zu lieben, weil ich dich liebe, aber du wolltest, dass ich mich ändere und ich versuche es – aber ich kann mich nur ändern, wenn wir nicht zusammen sind.‘ Und das ist das Traurige daran.“Love Has Different Ways to Say Goodbye„Ich werde alles von dem vermissen, was die Beziehung ausmachte – glückliche Zeiten, traurige Zeiten. Ich muss mich verabschieden und werde nicht zurückgehen, weil es für uns beide besser ist. Ich verabschiede mich eigentlich auch von den Songs, denn sie werden anderen Menschen gehören, für andere Menschen eine Bedeutung haben und im Leben anderer Menschen einen Platz haben. Ich werde die Songs auf der Bühne singen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich an diesem dunklen Ort sitzen werde. Ich habe das Gefühl, dass die Songs zu mir zurück gesungen werden und ich die Emotionen der anderen Menschen sehen werde. Es wird wie der Beginn von etwas Neuem sein.“

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