Reflections: 50 Heavy Metal Years of Music

Reflections: 50 Heavy Metal Years of Music

„Es ist ein bisschen so, als ginge man in das Judas Priest-Museum des Metal“, sagt Priest-Sänger Rob Halford über das die gesamte Bandkarriere umspannende Box-Set „50 Heavy Metal Years of Music“. Die wuchtige, 42 Discs umfassende Sammlung enthält alle Studio- und Live-Alben der beliebten Heavy Metal-Band sowie eine Fundgrube aus unveröffentlichtem Material. Die eigenständige „Reflections“-Compilation hingegen meidet die naheliegenden Hits und offenbart, eingedampft auf schlanke 16 Tracks, die Tiefe und Nuancierung in Judas Priests eindrucksvollem Katalog – und das über fünf Jahrzehnte und zahllose kulturelle Veränderungen und Trends. „Wir wollten etwas wirklich Besonderes für unsere Fans machen, das die Arbeit der vergangenen 50 Jahre aus einem etwas anderen Blickwinkel zeigt“, erklärt der Metal-Gott gegenüber Apple Music. „Wir hatten das Gefühl, mal ein bisschen was Ungewöhnliches machen zu müssen, und das Ergebnis ist ein wirklich besonderes und einmaliges Erlebnis.“ Hier erläutert Halford einige zentrale Tracks.„Let Us Prey / Call for the Priest“Das ist vom Album „Sin After Sin“ [1977] – unser erster Versuch mit einem großen weltweiten Label. Es ist wie ein Schlachtruf, wenn man so will. Es ruft alle Metal-Truppen zusammen und rückt sie ins Blickfeld. Priests große Reise geht weiter. Es ist eine tolle Eröffnungssequenz, die dich auf das Kommende vorbereiten soll.„You Don’t Have to Be Old to Be Wise“Das „British Steel“-Album [1980] würde offensichtliche Wahlmöglichkeiten bieten wie „Living After Midnight“ und „Breaking the Law“. Doch so groß und kultig diese Tracks auch sind: „You Don’t Have to Be Old to Be Wise“ ist ziemlich stark im Hinblick auf die Botschaft. „I grow sick and tired of the same old lies“ („Ich habe die Nase voll von denselben alten Lügen“) ist ein Verweis auf eine nach vorn blickende Jugend, aber es ist auch einfach ein cooler Song. Wenn man in einem weiteren Sinn auf „British Steel“ schaut, hat dieser Song einen wirklich coolen Groove, der nachwirkt – besonders der Refrain.„Fever“Das hier ist von „Screaming for Vengeance“ [1982]. Das Tolle an diesen speziellen Tracks ist, dass sie die strukturelle Vielfalt zeigen, die Priest immer angestrebt hat. Wir sind immer noch eine Band, die schwer einzuordnen ist. Klar, in erster Linie sind wir eine Heavy Metal-Band, aber was die Richtung angeht, in die wir gehen, ist alles möglich – auch dieser sexy-ätherische Vibe. „Fever“ ist ein ungewöhnlicher Song, besonders, wenn er sich im Mittelteil öffnet. Aus meiner Sicht sind die Vocals gewissermaßen ein Moment der Suche.„Eat Me Alive“Der Text entstand in einer betrunkenen Nacht auf Ibiza, in der Altstadt. Und dann zurück ins Studio torkeln und beschließen, noch ein bisschen zu arbeiten – das kann sich auszahlen oder in einem Desaster enden. Aber der Song ist extrem stark, er hat auch was von einer Comic-Karikatur, so wie „Squid Game“. Und textlich hat dieser Song so was Graphic-Noir-Mäßiges. Ich mag einfach die Machart dieses Songs; ein gnadenloses Stück Musik, immer auf die Zwölf, und mit einem komplexen Arrangement.„All Guns Blazing“Das „Painkiller“-Album [1990] ist in vielerlei Hinsicht besonders. Wir hatten gerade eine sehr schwierige Zeit gehabt, waren aber dennoch entschlossen, zu beweisen, dass wir musikalisch noch an uns glaubten. Wir wollten herausfinden, ob wir noch den Mumm hatten, ein unbarmherziges, starkes Heavy Metal-Album zu machen, vom ersten bis zum letzten Titel. Und ich finde, „All Guns Blazing“ ist ein Statement für das gesamte Album. Es ist voller Metal-Wildheit, und es geht wirklich um die Attitüde der Metal-Community. Es ist ein knallharter Schlachtruf für Priest – und für Metal.„Never the Heroes“In der gesamten Geschichte von Judas Priest gibt es zwei Parameter: Hooks und Melodien. Wir wussten immer, dass ein starker Hook unerlässlich ist für einen Song. Und es ist nicht leicht, ihn zu finden. Du musst daran arbeiten, auch wenn du das bereits seit Jahrzehnten machst. Beim „Firepower“-Album [2018] wollten wir Songs schreiben, die die klassischen Qualitäten von Priest repräsentierten. Darum geht es musikalisch bei „Never the Heroes“. Aber er hat auch einen sehr tiefgründigen Text, über die Gräuel des Krieges und die Menschen, die in solche Erlebnisse hineingeraten. „Out in the Cold (Live)“Auf dem „Turbo“-Album [1986] benutzten wir den gefürchteten Gitarren-Synthesizer – und brachten ihn zu voller Blüte. Wir waren eine der ersten Bands, die einen bekommen hatten, während wir für Aufnahmen in Marbella, Spanien waren. Ich erinnere mich, dass Glenn [Tipton] mit diesen Noten herumspielte, mit denen „Out in the Cold“ anfängt, und dass ich sagte: ‚Das ist es!‘ Es ist so ein melancholischer, atmosphärischer Song, der etwas behandelt, das wir alle schon in Beziehungen erlebt haben, wenn du nicht schlafen kannst, weil du dich fragst, wo jemand mitten in der Nacht ist.„Victim of Changes (Live at the Agora Theatre, Cleveland, 1978)“Das war einer der ersten Songs von Priest. Ich habe schon immer gesagt, dass er Priest und unsere Art von Metal definiert. Er fängt mit diesen gedoppelten Gitarren an und das war das erste Mal, dass man so etwas im Metal hörte. Dann hast du dieses donnernde, gnadenlose Riff, das reinkommt. Und dann hast du die Story, den Zusammenbruch und ein prächtiges Gitarrensolo von Glenn. Und das Outro ist reinste donnernde Riffkunst. All diese Ebenen in einem Stück. Das ist eines unserer ultimativen Statements.„The Green Manalishi (With the Two Pronged Crown) (Live from Hammersmith, London, 1981)“Dieser Song entstand infolge der Erfahrung, die wir mit dem Joan Baez-Song „Diamonds And Rust“ gemacht hatten. Unser Label konnte uns mit diesem Stück einige Zugkraft im amerikanischen Rock-Radio verschaffen, also suchten wir nach anderen Möglichkeiten, tolle Songs zu covern. Wir sind alle große Fans von Fleetwood Mac, besonders von dem großartigen, verstorbenen Peter Green. Es gibt einen Haufen frühe Fleetwood Mac-Songs, die geradezu nach einer Metal-Attacke schreien – und wir haben uns diesen ausgeguckt. Neulich haben wir in Kentucky gespielt und Kirk Hammett hat sich zu uns gesellt, weil es auch einer von Metallicas Favoriten ist.„Beyond the Realms of Death (Live at The Mudd Club, New York, 1979)“Ich mag es immer, wenn wir versuchen, alles etwas strukturierter rüberzubringen – ob bei „Beyond the Realms of Death“ oder „Last Rose of Summer“ oder bei jedem anderen Priest-Song, bei dem wir mal einen Gang runterschalten. Dieser Song bezieht sich auf das Abenteuer, das du mit dieser Art von Gefühlen erleben kannst. Es ist ein schöner Song. Diese filigrane Art, wie er beginnt. Und dann geht es weiter mit diesen wirklich starken Grooves, bevor ein weiterer prachtvoller Tipton-Lead-Break kommt. Textlich beschäftigt sich der Song mit einem Anti-Selbstmord-Thema und hat eine starke emotionale Botschaft: Du hast es satt, du kannst nicht mehr, aber du musst das Reich der Toten überwinden und weiterleben.

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