Krystian Zimerman kombiniert leidenschaftliches Engagement mit tadelloser Technik und liefert bei allem, was er spielt, gleichbleibend hervorragende Spitzenleistungen. Der 1956 in Zabrze, Polen, geborene Pianist gewann 1975 als jüngster Teilnehmer des Internationalen Chopin-Klavierwettbewerbs in Warschau sämtliche Preise. Es folgten hochkarätige Aufnahmen mit herausragenden Dirigenten: Mit Carlo Maria Giulini spielte er Fryderyk Chopin ein. Leonard Bernstein und Zimerman feierten Sternstunden mit Johannes Brahms und Ludwig van Beethoven. Und – viel später – nahm er 2020 mit Simon Rattle unter anderem eine Reihe von Beethoven-Konzerten auf: live und in sozialer Distanz. Zimerman hat die Anzahl seiner Konzerte seit jeher limitiert, und seine Entschlossenheit, einem Leben auf Tournee aus dem Weg zu gehen, spiegelt sich in seinem begrenzten Aufnahmeprogramm wider. Obwohl er eine große Bandbreite an Musik spielt, hat er nur einen Bruchteil seines Solorepertoires auf Tonträger gebannt. Auf eine berauschende Einspielung der Franz Liszt-Konzerte mit dem Boston Symphony Orchestra unter Seiji Ozawa (1987) folgte 1991 ein meisterhaftes Liszt-Soloalbum. Als er für die kompletten „Préludes“ von Claude Debussy 1994 überschwänglich gelobt wurden, ahnte niemand, dass es keine weiteren Soloaufnahmen geben würde – bis 2017 ein Album mit Franz Schuberts letzten beiden Klaviersonaten veröffentlicht wurde. Es folgten weitere Konzerteinspielungen, darunter der mitreißende Sergei Rachmaninow (1997/2000), wiederum mit Ozawa, und der akribisch ausgearbeitete Chopin (1999), bei dem Zimerman ein handverlesenes Orchester vom Klavier aus dirigierte. Es mag sein, dass ein solch obsessiver Fokus auf Details ein langfristiges Konzept überschatten kann, doch in den meisten Fällen hebt sich Zimermans konzentrierte Intensität weit über bloße Effekthascherei hinaus, während nur wenige Pianist:innen eine derart kristalline Klarheit des Denkens und des Tons besitzen.