Classical Session: Francesco Tristano

Classical Session: Francesco Tristano

Francesco Tristanos bezaubernde Mischung aus Improvisationen und persönlichen Reflexionen zu Musik aus der Vergangenheit ist eine Art von Alchemie. Seine sieben Tracks, die jeweils in einem einzigen Take aufgenommen wurden, bieten eine berauschende Mischung aus kühnen Eingriffen hier und sanften Umgestaltungen dort. Er beginnt mit einer himmlischen Meditation über eine anonyme englische Fantasie für Tasteninstrumente aus dem 16. Jahrhundert, die den Titel „Uppon la mi re“ trägt und die er auf Synthesizer und Klavier neu interpretiert. „Ich habe das Stück im Internet gefunden“, erklärt Tristano gegenüber Apple Music. „Ich liebe die Art und Weise, wie es die Regeln von Kontrapunkt und Harmonie bricht. An der Juilliard School wurde mir beigebracht, dass man immer mit seinen besten Witzen beginnen sollte. Ich beschloss also, meinen verrückten Moment am Anfang zu haben, um die Zuhörer:innen auf das neugierig zu machen, was als Nächstes kommt!“ Es folgen die Sarabande und die Allemande aus Johann Sebastian Bachs „Englische Suite Nr. 2“, die er, vom abschliessenden Synthesizer abgesehen, auf einem modernen Klavier spielt. Dann sorgt Tristano mit „On Cadenza“, seinem jazzigen Pendant zum Adagio aus Bachs d-Moll-Konzert, für einen weiteren Überraschungseffekt. „Ich bewundere Spezialist:innen für alte Musik und ihre Fähigkeit, sich in eine ganz andere Zeit zu versetzen. Aber ich lebe in meiner Zeit, und für diese mache ich Musik. Kadenzen können einem die Freiheit geben, aus der Partitur auszubrechen und einen Blick in die eigene Zeit zu werfen.“ Tristano nahm alle Stücke seiner Session bis auf eines in einem Pariser Studio auf. Das letzte Stück des Programms, „On the current“, entstand in seinem Haus in Luxemburg. Die ersten sechs Stücke, so bemerkt er, seien durch enge harmonische Beziehungen miteinander verbunden. „Ich wollte [für das siebte Stück] davon wegkommen und Harmonien haben, die anders sind als die vorherigen. Bach fügt oft neues Material direkt am Ende einer Komposition hinzu. Und so bildet ,On the current‘ den Epilog. Es ist sozusagen eine 40-sekündige Zusammenfassung dessen, was wir bereits gehört haben.“

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