Ground Control

Ground Control

Als Rudimental gerade mit der Arbeit an ihrem vierten Album begannen, wurden Clubs geschlossen und Festivals abgesagt – die Zukunft der Livemusik stand auf der Kippe. Doch das Londoner Dance-Kollektiv ist bereits seit über einem Jahrzehnt mit viel Power unterwegs, was es zu einem der größten Acts Großbritanniens machte – also haben die Einschränkungen der Pandemie die Entschlossenheit von Piers Aggett, Amir Amor, Kesi Dryden und Leon „Locksmith“ Rolle nur noch verstärkt. „Da war dieses Gefühl, dass man in einer Umgebung sein wollte, in der man laute Musik hören und Subs aufdrehen kann; das war der Gedankengang hinter diesem Album“, erklärt Aggett gegenüber Apple Music.„Ground Control“ ist das fokussierteste Album des Quartetts. Dass die Band den Großteil der Jahre 2020 und 2021 nicht auf Tournee gehen konnte, hatte eine positive Nebenwirkung: Zum ersten Mal seit ihren großen Erfolgen konnten sie sich voll und ganz auf die Produktion eines Albums konzentrieren. „Es war das produktivste Jahr, das wir je als Band hatten“, sagt Aggett. „Die letzten drei Alben sind alle auf Tour und zwischen den Tourneen entstanden.“ Herausgekommen ist ein Werk, das Dance Music in all ihren Formen zelebriert: von Drum ‘n‘ Bass über House und UK Garage bis hin zu Jungle und vielem mehr. Der rote Faden, der sich durch alles zieht, ist die Erkenntnis, dass es sich hier um Musik handelt, die Menschen zusammenbringen soll. Es geht darum, das erhebende Gefühl dieser gemeinschaftlichen Erfahrung heraufzubeschwören. „Ground Control“ ist zum Abheben bereit. Hier führt uns Aggett Track für Track durch das Album.„Come Over“ (feat. Anne-Marie & Tion Wayne)Es ist fast so, als hätten wir uns selbst geremixt. In den Garage-Tagen gab es diese R&B-Songs aus den 1990er Jahren, die dann von einem Garage-Produzenten wie MJ Cole oder einem anderen neu abgemischt wurden. Und wir hatten im Grunde mit Anne-Marie und L Devine – dem anderen Songschreiber im Raum – eine R&B-Idee und haben es einfach geschrieben. Es waren etwa 110 BPM oder vielleicht sogar weniger, eben ein ziemlich langsamerer Vibe. Beim ersten Lockdown haben wir es dann beschleunigt und den Garage-Beat dazu produziert. Ich denke, das gab den Ton für den Rest des Albums an.„Jumper“ (feat. Kareen Lomax)Das ist ein weiterer Track in dieser Garage-Welt. Der Song war 2018 mit John Ryan, der mit uns „These Days“ geschrieben hat, zustande gekommen. Wir waren auf der Suche nach einer Sängerin und kannten Kareen Lomax von Diplos „Looking for Me“. Sie war in Atlanta, wir schickten ihr den Beat und sie hat ihn eingesungen. Sie hat einfach eine unglaubliche Emotion eingebracht, die den Vibe des Songs absolut einfing. Es ist eine afrozentrische, Garage-inspirierte Art von Mash-up – es hat jede Menge Energie.„Straight From The Heart“ (feat. Nørskov)Wir wollten einen Garage-Klassiker überarbeiten. Wir alle sind in London mit solchen Songs aufgewachsen und Amir wurde in seinem Jugendzentrum in Camden von [„Straight From The Heart“-Künstler] Doolally unterrichtet. Es war einfach eine ganz besondere Melodie. Wir haben den Song überarbeitet und in einen modernen Kontext gestellt. Anne-Marie war bei „The Voice“ und traf die Kandidatin Leona, deren Künstlername Nørskov ist. Wir mochten ihre Stimme und wollten sie auf diesem Song haben.„Ghost“ (feat. Hardy Caprio) [Refix]Das hier ist ein weiterer Remix von einem unserer Songs. Während der Pandemie mussten wir nun mal mit dem arbeiten, was wir hatten. Es gab keine Sessions, keine Schreibcamps, kein Herumfliegen, um sich von der ganzen Welt inspirieren zu lassen, oder Treffen, um zusammen etwas einzuspielen. Also griffen wir uns erneut einen eigenen Track, den wir [2019] auf der „Distinction“-EP veröffentlicht hatten. Er kam nicht so richtig in Schwung und war eher ein EP-Füllertrack. Dann nahmen wir den Gesang, packten ihn in dieses Garage-Relay und holten Hardy Caprio dazu. Es ist ein klassisches Beispiel für die Überarbeitung unserer eigenen Sachen, damit die Platte in einer Umgebung funktioniert, in der man mit dem arbeiten muss, was man hat.„Remember Their Names“ (feat. Josh Barry) [mit MJ Cole]Wir waren mit Josh Barry im Studio und schrieben an einer Idee. Es war ungefähr zur Zeit der Black Lives Matter-Proteste. Wir schrieben daran und dann schuf MJ Cole separat diese Drum ‘n‘ Bass-Melodie mit ihm am Klavier. Wir begannen, den Song, den wir vorher geschrieben hatten, darüber zu singen – weil er in der gleichen Tonart war. Das machen wir eigentlich ziemlich oft. Denn manchmal schreibt man an einer Idee und sie lässt sich nicht richtig umsetzen oder die Produktion stimmt aus irgendeinem Grund nicht so ganz. Dann singen wir unsere eigenen Songs über unsere neueren Beats.„Be Somebody“ [mit James Vincent McMorrow]Das war eine Art Online-Pandemie-Kollaboration, bei der James Vincent McMorrow diese Idee hatte und sie uns in den ersten Tagen der Pandemie schickte. Wir brauchten während des Lockdowns einfach etwas, an dem wir arbeiten konnten. Er hatte den Song schon so gut wie fertig. Es ging also mehr darum, ihn zu produzieren und die Elemente hinzuzufügen. Wir wollten so etwas wie ein „Not Giving In“ Teil 2 schaffen, etwas, das die Essenz der vorherigen Alben auf dieser neuen Platte enthält. Und James hat eine tolle Stimme.„Be the One“ (feat. MORGAN, Digga D & TIKE)Wir haben ein Plattenlabel und einen Verlag namens Major Toms gegründet und das hier ist ein Beispiel für die Arbeit dieser Familie. MORGAN ist bei unserem Plattenlabel unter Vertrag und TIKE ist bei unserem Verlag. Der Song war ein Afrobeat-Stück, das sie auch zusammen veröffentlicht hatten, wir haben es aber beschleunigt und ins „Ground Control“-Universum gebracht. Und dann bekamen wir Digga D, der ein wirklich heißer Rapper ist. Es ist ein sommerlicher Wohlfühl-Garage-Tune.„Handle My Own“ (feat. Ella Henderson)Und noch mal etwas über die Major Toms-Familie. Ella Henderson ist eine der Künstlerinnen, die wir unter Vertrag haben, und in den vergangenen Jahren haben wir viel mit ihr zusammen geschrieben. Bei diesem Stück wollten wir das ganze soulige Disco-Element einfließen lassen. Es ist ein Sample einer Disco-Platte von The Jones Girls. Ich habe einen Teil eines neunminütigen Disco-Titels genommen und nur diese Kernstruktur verwendet, die mir wirklich gefiel. Dann haben wir einen ganzen Song darüber gezogen. Es hat etwas von Angie Stone.„So Sorry“ [mit Skream] Skream ist ein alter Freund. Wir haben Anne-Marie und Skream 2012 auf einer Annie Mac-Tour kennengelernt und verstanden uns alle sehr gut. Wir reden schon seit Jahren über eine Kollaboration und sind endlich ins Studio gegangen. Er schickte mir die noch nicht vollständig entwickelte Idee in Form einer MIDI-Datei, wir wiederum gaben es an Anne-Marie weiter. Sie schrieb die Vocals und schickte sie uns zurück. Und dann haben wir uns alle getroffen, stellten es fertig und jagten im Studio ein paar Synthesizer drüber. Es ist einfach eine tiefe, emotionale Rave-Melodie. Ich denke, es wird einer dieser Track werden, den wir nachts um 4 Uhr in einem Club spielen und danach gehen wir nach Hause.„Distance“ (feat. Maverick Sabre & Kojey Radical)„Distance“ war eine etwas ältere Idee, vielleicht von 2017 oder sogar 2016. Wir haben es mit Maverick Sabre geschrieben, der zu den besten Songwriter:innen dieser Generation gehört; er ist einfach ein großartiger Texter. Ich erinnere mich, dass er den Text schrieb, während wir den Beat gemacht haben. Ich habe mich mit ihm hingesetzt und wir sprachen über den Song. Und dann hat er das Video zu „Inner City Life“ von Goldie auf stumm gestellt. Er hat über das System nachgedacht und darüber, wie es sich anfühlt, darin gefangen zu sein – in diesem System eben, in dem wir alle stecken. Ich finde, dass er das wirklich gut eingefangen hat, und dann haben wir Kojey Radical dazu geholt. Er war die perfekte Person, um die Lyrics in einem schnellen Tempo zu bringen. Es ist einer dieser Songs, den man sich laut anhören muss.„Instajets“ (feat. BackRoad Gee)Das war ein lustiges, interessantes Stück. 2014 hatten wir in L.A. eine Schreibsession mit Ed Sheeran und The Game. Dabei entstanden sechs Songs, die immer noch nicht veröffentlicht sind. Wir haben aber eine Stimme aus einem der Stücke geklaut, einen neuen Beat kreiert und ihn an D Double E geschickt. Ich fragte: „Willst du mitmachen?“ Er war sofort dabei und Mitte/Ende vergangenen Jahres haben wir dann BackRoad Gee dazu geholt. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wir mit alten Ideen spielen, die auf unserer Festplatte rumliegen, und die Vocals abmischen. Und dann mussten wir The Game anrufen und sagen: „Hi, erinnerst du dich an uns? Wir haben uns vor sechs Jahren getroffen ...“ Es war ganz schön schwierig, ihn an die Strippe zu bekommen!„Krazy“ (feat. Afronaut Zu)Wir waren ungefähr zehn Leute im Raum und durch die Luft schwirrten jede Menge Vibes. Ich glaube, wir haben getrunken, uns einfach amüsiert und Musik gehört. Dann machten wir diesen Song, der eher im jazzigen Garage-Bereich lag. Afronaut Zu ist ein Künstler, den man im Auge behalten sollte. Er hat eine erstaunliche Stimme. Einige Tracks brauchen viel Zeit, und die Produktion ist nicht immer perfekt. Aber „Krazy“ ist ein Beispiel für etwas, das in ungefähr drei Stunden entstand.„Make You Move“ (feat. Nørskov & Keeya Keys)Das ist ein weiterer Track aus dem Garage-Bereich. Es war ein Song, den wir auf einem L.A.-Trip mit Tove Lo geschrieben haben. Leona von „Straight From The Heart“ singt und wir haben Keeya Keys mit ins Boot geholt. Er ist wirklich ein Pionier des neuen Garage-Sounds, der Afrobeat und Garage mischt – ein Teil dieser NSG-Crew. Und er ist einfach ein irre guter Rapper. Wir wurden in diese Ära versetzt, in der MCs auf Garage aufgesprungen sind. Es fühlte sich wie ein richtig guter, wichtiger Moment für das Album an.„Hostess“ (feat. MORGAN)Das ist ein „Ground Control“-artiger Remix eines Originals von MORGAN: Es ist einer ihrer Songs und wir haben ihn für das Album neu bearbeitet. Geschrieben haben wir ihn mit ihr zusammen und wir dachten: „Lasst uns auf diesem Album ein bisschen aufdrehen und etwas machen, das an Missy Elliott erinnert.“ Für mich stand dann fest: „Hochziehen und Richtung Jungle gehen – das ist es.“„C’est Fini“ (feat. Rv & LOWKEY)Das hier zeigt, dass wir mit dem Sound herumgespielt haben und bei der Produktion einfach ein bisschen Spaß hatten, indem wir die Synths zum Einsatz brachten. Es war lustig, mit dem Bass zu experimentieren und ihn in eine echte Clubumgebung zu bringen. Wenn wir den Song auf Partys und in Clubs spielen, ist er der, der einen wirklich vom Hocker haut. Bisher kam niemand auf die Idee, Drill-Rapper auf House anzusetzen. Unser Produktionsduo, das bei uns unter Vertrag ist, hatte eine Menge Drill-Rapper im Studio, also haben wir sie zu uns in den Raum geholt und meinten: „Wollt ihr mitmachen?“ Sie waren begeistert. Es war eine Art Mash-up von Stars. Wir spielen gerne mit Genres, und dieser Song ist ein Beispiel dafür.„Keep Your Head Up“ (feat. Hamzaa & House Gospel Choir)Unsere Philosophie ist Positivität und wir hatten alle ein wirklich hartes Jahr. Also bringen wir mit diesem Song etwas Positives in ein negatives Umfeld. Wir wollten einen Song mit dem unglaublich guten House Gospel Choir machen. Wir haben ihn mit 2fox geschrieben, einem Afro-House-Produktionsduo. Es kam Anfang des Jahres zustande. Als das Album fertig war, hatten wir das Gefühl, dass ein positiver, souliger, jazziger House-Tune mit rein muss. Das Ergebnis übertraf sogar meine Vorstellungen. Es ist wirklich schön geworden.

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