Limbo

Limbo

MIA. sind eine Institution. Berliner Kulturgut. Eine Band ohne Regeln und mit jeder Menge Meinung. „Wir sind alle vier so verschieden, aber wir schaffen es, auf einen Nenner zu kommen“, stellen Mieze, Gunnar, Bob und Andy im Interview mit Apple Music fest. „Wenn wir das hinbekommen, ohne uns die Rübe einzuschlagen, und wenn dabei noch was Gutes rauskommt – also wenn man daraus keinen Optimismus schöpfen kann, dann wissen wir auch nicht mehr.“ MIA. sprechen, wie ihre Musik klingt: mal leise, mal verträumt, mal mit dem Kopf durch die Wand. Fröhlich, auf jeden Fall immer ehrlich und sehr, sehr sympathisch.Als Schülerband gegründet, haben die vier inzwischen längst ihr 20-jähriges Bandbestehen gefeiert, sind sich selbst dabei treu geblieben und hatten gleichzeitig keine Angst vor Veränderung: „Wir haben Miez früher immer einen riesigen Berg Verantwortung übergeworfen. Sie hat so relativ anonyme musikalische Skizzen gekriegt, die vielleicht einen Vibe hatten, aber kein Gesicht.“ Für „Limbo“ arbeitete die Band daher erstmals an allen Texten und Melodien gemeinsam. Dabei geht es ihnen nicht um „Expertenmusik, oder darum, etwas absichtlich schräg zu machen. Für so glatte Popmusik sind wir zu unordentlich.“ Um was geht es dann auf „Limbo“? MIA. klären uns auf: ein Track by Track über tanzende Nachrichtensprecher, streitende Eltern und shiny-schön-ekligen Tortenguss. Limbo„Wir haben Thorsten Schröder gefragt, ob er im Video mitmacht. Er hat sich das wohl nicht so richtig überlegt, sondern spontan ja gesagt. Nachrichtensprecher werden mit den schwierigen Umständen der Welt täglich konfrontiert. Wie kommt jemand damit zurecht? In unserer visuellen Vorstellung tanzt der sich den Druck aus dem Leib. Er muss mal kurz freidrehen, um die nächste Sendung angehen zu können. Thorsten Schröder war unsere Idealbesetzung und er hat so abgeliefert. Bei Limbo denkt man an Leichtigkeit und Exotik, aber es ist eine krasse Verrenkung. Letzten Endes spricht also auch das Video genau für den Text.“KopfÜber„Hier haben wir zum ersten Mal einen Song komplett zusammen geschrieben, es finden sich Zeilen von uns allen darin. Nach 19 Jahren haben wir mit einem neuen Produzenten gearbeitet. Erst beim Schreiben des Liedes haben wir gemerkt, dass es um das Thema Neuanfang geht – während wir uns selbst in einem Neuanfang befanden. Eine total interessante Erfahrung.“Tortenguss„Unsere Berlin-Hymne! Tortenguss ist eigentlich was Shiny-Schönes, aber ‚legt sich über uns wie Tortenguss‘ ist ja auch irgendwie ein bisschen eklig. Das entspricht genau unserem Gefühl für die Stadt: Wir hadern mit ihr, wir lieben sie. Man mag die hässlichen Seiten nicht, aber liebt sie gerade deshalb, weil sie da sind. Total geil, dass nicht völlig offensichtlich ist, dass es sich um Berlin dreht und der Song für jede große Stadt funktioniert: Jeder Kölner und Münchner und Kaiserslauterer kann das verstehen.“Immer Wenn Ich Dich Seh„Der Song funktioniert sicher total geil auf dem Fahrrad, wenn's ins Freibad geht. Oder im Auto mit Fenster runter. Und man sollte ihn in der Indie-Disco hören, nachdem jemand ‚Mr. Brightside’ von den Killers gespielt hat und man denkt: ‚So ein geiles Lied, was soll man denn jetzt nur noch spielen?‘“Richtig Im Falschen„Das Stück war lange eine Karteileiche. Andy war der größte Verfechter der Skizze und hat sie hartnäckig immer wieder vorgestellt. Es ist seiner Leidenschaft geschuldet, dass wir uns den Inhalt immer wieder vorgenommen haben. So komplex die Entwicklung der Musik war, so komplex ist der Text. Da liegt fast kein Stein auf dem anderen.“CrashDer Song richtet sich an alle Eltern, die nicht vor ihren Kindern streiten wollen. Unsere Elterngeneration hat irgendwie gesammelt beschlossen: Vor den Kindern wird nicht gestritten. Keine Ahnung, wo der Kodex herkommt. Streiten bekommt dadurch etwas Tabuisiertes. Wir haben in der Band gelernt zu streiten und keine Angst davor zu haben. Früher bedeutete: Wer sich streitet, der trennt sich. Aber jetzt bedeutet es Leidenschaft, an das zu glauben, wofür man kämpft – ohne dem anderen eine eigene Meinung abzusprechen.“Vorbei„Selten wird in Trennungsliedern so positiv ein Schlussstrich gezogen. Man kann einer Zeit im Leben nachtrauern, aber im besten Fall denkt man irgendwann: ‚Gott sei Dank ist das so.‘“Reisen„Es geht um den Moment des Innehaltens in dieser hektischen Zeit. ‚Schick die Gedanken auf Reisen‘ hat eine Doppeldeutigkeit. Einerseits kann das bedeuten, eine Reise im Kopf zu machen. Andererseits kann es dafür stehen, die Gedanken auf Reisen zu schicken und zu versuchen, einfach mal gar nicht zu denken. Es taugt für beides, du kannst es dir aussuchen.“Mauerpark„Obwohl es im Song heißt ‚August 2001 im Mauerpark’, geht es eher um den Monat danach. September 2001. Der August war noch unschuldig. Alle wissen, wo sie an diesem Tag im September waren, deswegen kann man ganz gut verorten, was in dem Sommer davor war. Der neue Optimismus eines neuen Jahrtausends hielt genau ein Jahr und neun Monate. Das ist krass. Das Stück beinhaltet positiven Wehmut, haut aber auch eine tiefe Scharte rein.“Sorgenfalter„‚Ich hör nur zu, ich will hier gar nichts reparieren.’ Das wirkt so leicht und selbstverständlich, aber ist krass wichtig. Das muss man erst lernen. Wenn man jemandem beistehen will, kann das Stress bedeuten. Im Sinne von: ‚Ich muss eine Lösung anbieten, ich muss etwas besser machen.‘ Aber darum geht es nicht, sondern schlichtweg darum, da zu sein.“No bad days„Fans haben sich schon häufiger unsere Textzeilen tätowieren lassen, hier haben wir den Spieß umgedreht: Ein weiblicher Fan hat uns zu diesem Song inspiriert. Der Spruch steht auf ihrem Unterarm. Sie wusste nichts davon, wir haben sie nicht um Erlaubnis gefragt.“

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