Weihnachtslieder neu entdeckt: Klassik

Weihnachtslieder neu entdeckt: Klassik

Wir alle haben unsere Lieblingstraditionen rund um die Feiertage: das Schmücken des Baums, die Zubereitung des Weihnachtsessens oder die Bescherung im Kreise unserer Lieben. Zweifellos spielt dabei auch Musik eine Rolle, und sei es nur als Untermalung beim Auspacken der Geschenke. In diesem Sinne hat „Weihnachtslieder neu entdeckt: Klassik“ in diesem Jahr eine sanfte Note, mit herzerwärmenden Arrangements bekannter Weihnachtsmusik – und ein paar weniger bekannter Perlen –, um dich aus dem Alltag in die magische Gemütlichkeit der Feiertage zu begleiten.   Zu den diesjährigen Perlen gehören Randall Goosby und Carlos Simon, die „The Christmas Song“ in impressionistische Farben tauchen, The Sixteen, die in Peter Warlocks „Bethlehem Down“ ein bittersüßes Bild des Jesuskindes malen, und die Gitarristin Xuefei Yang, die Franz Schuberts ätherisch schönes „Ave Maria“ in ihrer eigenen reichhaltigen Version für zwei Gitarren spielt. Was auch immer du in diesem Dezember vorhast, du wirst hier etwas finden, das du liebst.   Randall Goosby & Carlos Simon, „The Christmas Song“ Randall Goosby (Violine): Nat King Coles „The Christmas Song“ war schon immer eines meiner Lieblingsweihnachtslieder. Es ist der Inbegriff von geschmeidiger, sanfter Wärme – alles, was man mit den Feiertagen verbindet. Ich dachte, es wäre die perfekte Gelegenheit, die Geschmeidigkeit von Nat King Cole mit der des großartigen Carlos Simon zu verbinden, um dieses wunderbare Arrangement für euch alle zu schaffen. Carlos Simon (Klavier und Arrangement): Natürlich habe ich an Nat King Cole gedacht, an die berauschenden Streicher und die satte harmonische Struktur, aber ich wollte in meinem Arrangement etwas schaffen, das eher in Richtung Claude Debussy oder Maurice Ravel geht, mit üppigen Arpeggien und einer Art schwelgerischer Melodieführung.   Xuefei Yang, „Ave Maria“ Genauso, wie gute Filme einen Soundtrack haben müssen, um die Gefühle zu verstärken, gehört zu großartigen Feiertagen für mich Musik, die die Seele bereichert und den Geist entspannt. Ich finde die Melodie von Schuberts „Ave Maria“ so schön und berührend. Vielleicht ist das der Grund, warum es im Laufe der Jahre für viele Anlässe, auch für Weihnachten, verwendet wurde. Ich habe Schuberts Stück für zwei Gitarren arrangiert und spiele beide Teile selbst, wobei ich eine Gitarre als Stimme und die andere als Begleitung benutze. Lyrik ist eines meiner Markenzeichen, und dieses Stück gibt mir die Gelegenheit, die Gitarre wirklich singen zu lassen.   The Sixteen & Harry Christophers, „Bethlehem Down“ Harry Christophers (Dirigent): Ich habe die Musik von Peter Warlock schon immer geliebt, und dieses Lied hat einen besonderen Platz in meinem Herzen – ich erinnere mich, dass ich es als Student an der Universität Oxford gesungen habe. Peter Warlock komponierte „Bethlehem Down“ im Jahr 1927 als Beitrag zu einem Weihnachtsliederwettbewerb des „Daily Telegraph“, als er in finanziellen Schwierigkeiten steckte – und er gewann. Ich finde das einfach genial!   Warlocks Version besteht aus nur vier Strophen für einen A-cappella-Chor – wir haben zwischen den einzelnen Strophen sehr stimmungsvolle Klavier- und Geigeneinlagen eingefügt. Ich glaube, Peter Warlock wäre erfreut darüber gewesen, dass wir das gemacht haben.   Olivia Belli, „God Rest Ye Merry Gentlemen“ „God Rest Ye Merry Gentlemen“ gehört nicht zu meiner eigenen [italienischen] Tradition, aber die Melodie hat mich aufgrund ihres edlen und archaischen Charakters angesprochen. Mir gefallen die impliziten harmonischen Möglichkeiten, die es mir erlauben, zwischen Dur und Moll, zwischen süß und bitter zu variieren.   An den Feiertagen haben wir unser eigenes Ritual, was die Musik angeht: Morgens, wenn wir das Haus schmücken, kochen oder Geschenke einpacken, lieben wir lebhafte und rhythmische Musik. Nach dem Mittagessen, das für uns einen Moment des Innehaltens darstellt, hören wir gerne ruhige Lieder mit winterlicher Stimmung, und am Abend ist es Zeit für traditionelle, sakrale Lieder.   María Dueñas, „El cant dels ocells“ María Dueñas (Violine): „El cant dels ocells“ [„Das Lied der Vögel“] wurde durch den großen spanischen Cellisten Pablo Casals berühmt, es ist ein traditionelles katalanisches Lied und Wiegenlied. Der Originaltext erzählt von der Freude der Natur über die Geburt Jesu, mit vielen Vögeln, die sich zum Feiern versammeln. Mit Weihnachten verbinde ich, dass ich Zeit mit meiner Familie verbringe und Zeit zum Nachdenken habe. Deshalb habe ich ein Werk mit einem nostalgischen und intimen Gefühl ausgewählt – das Gefühl, nach Hause zu kommen. Sheku Kanneh-Mason, „I Saw Three Ships“ „I Saw Three Ships“ ist ein so fröhliches, beschwingtes Stück. Es ist eigentlich ein sehr einfaches Lied, und so brauchte es einen großartigen Arrangeur und Pianisten, Harry Baker, um ein Arrangement zu schaffen, das ziemlich episch, schräg und tatsächlich lustig ist. Es hat so viel Spaß gemacht, mit dieser klassischen Melodie zu spielen. Lucienne Renaudin Vary, „Stille Nacht“ Ich erinnere mich, wie ich mit acht oder neun Jahren mit einem Blechbläserensemble „Silent Night“ gespielt habe und bei Weihnachtskonzerten in London festliche Lieder hörte. Dieses Stück war also schon immer ein Teil meines Lebens, und es mit diesem unglaublichen Orchester in diesem wunderschönen Arrangement zu spielen, ist wie ein Traum. Es ist ganz zauberhaft – man fühlt sich wie in einem Weihnachtsfilm. John Metcalfe, „Carol of the Bells“ „Carol of the Bells“ wurde von einem ukrainischen Komponisten namens Mykola Leontowytsch geschrieben und basiert auf einem ukrainischen Volkslied, das im Wesentlichen ein Glückwunschlied über Frieden und Wohlergehen ist. Ich hielt es für wichtig, diese Melodie in einer Zeit zu verwenden, in der das ukrainische Volk so viel Leid erfährt, aber uns allen dennoch eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit, Tapferkeit und Stärke des menschlichen Geistes gezeigt hat.   Dies ist eine instrumentale Bearbeitung des Liedes. Doch auch, wenn alles Gesungene eine so starke und unmittelbare Verbindung hat, gibt dir ein Instrumentalarrangement eine andere Art von Freiheit in der Herangehensweise. Du kannst das Tempo verlangsamen, ohne dir Gedanken über die Atmung zu machen, und es beschleunigen, ohne dir Sorgen zu machen, dass der Text verstanden wird. Es geht um die Struktur, die Atmosphäre und vor allem um das Gefühl. Ola Gjeilo, „Away in a Manger“ „Away in a Manger“ ist eines meiner Lieblingsweihnachtslieder, seit ich ein Kind war. Ich bin mit einer fantastischen Aufnahme auf einem Album des King’s College, Cambridge, aufgewachsen. Es war die erste CD, die mein Vater mit nach Hause brachte, nachdem meine Familie ihren ersten CD-Player bekommen hatte. Diese Klavierversion basiert auf einem Chorarrangement, das ich vor ein paar Jahren geschrieben habe. Sie hat einen leicht melancholischen Ansatz, und ich mag den Kontrast zwischen dem tiefen Register des Klaviers mit satten, irgendwie nachdenklichen Akkorden und dem schönen Glanz der ursprünglichen Weihnachtsliedmelodie. Coco Tomita, „White Christmas“ Ich habe Irving Berlins Version von „White Christmas“ ausgewählt, da sie ein atemberaubendes Arrangement ist, das ursprünglich von dem legendären Violinisten Jascha Heifetz stammt. In der Musik liegt eine gewisse Melancholie, die vielleicht Irving Berlins persönliches Leben widerspiegelt. Als Kind ging es ihm nicht gut – seine Familie hatte es schwer, und um Geld zu verdienen, sang Irving auf der Straße. Das war sozusagen der Beginn seiner Karriere als größter Songwriter. Ich habe versucht, das Gefühl dieser Melancholie im Klang wiederzufinden, während Heifetz natürlich sein jazziges Flair hinzufügt, was es für mich zu etwas ganz Besonderem macht. Choir of Clare College, Cambridge, „In the Bleak Midwinter“ Graham Ross, musikalischer Leiter: Nur wenige Weihnachtslieder drücken das stille Herz der Weihnacht so bewegend aus wie Christina Rossettis Gedicht „In the Bleak Midwinter“ aus dem Jahr 1872. Ihre Worte unterstreichen die Intimität der Krippenszene in einer kalten, winterlichen Landschaft, weit weg von den hellen Lichtern und dem festlichen Glanz, die uns in so vielen anderen Weihnachtsliedern begegnen. Ich erinnere mich daran, wie ich Gustav Holsts wunderschöne Vertonung dieser Worte aus dem Jahr 1906 als Chorsängerin in meinem örtlichen Kirchenchor und beim Singen von Weihnachtsliedern vorgetragen habe. Mein Arrangement setzt Holsts Harmonien in einen großzügigen Klavierpart um, der gleichermaßen klangvoll und fein ist.   Ich habe dieses Arrangement im Dezember 2019 geschrieben, während ich über eine andere schöne weiße Landschaft blickte: über den Wolken auf einem Flug zurück nach London. Wenn man aus dem Flugzeugfenster schaut, kann man sowohl die Schönheit als auch die Zerbrechlichkeit des Lebens erkennen, und ich denke, dass einige dieser Qualitäten in meine Bearbeitung von Rossettis Gedicht eingeflossen sind. Christian-Pierre La Marca, „O Christmas Tree“ „O Christmas Tree“ bedeutet für mich Weihnachten. Als ich jung war, war ich in einem Kinderchor und wir sangen alle Weihnachtslieder – auch dieses, das wir auf Französisch sangen. Ich vermute, dass es in jeder Sprache und in jedem Land eine Version davon gibt, daher habe ich dieses Lied immer als sehr universell empfunden. Und als Cellist und Künstler fühle ich mich als Weltbürger, sodass ich mit diesem Lied das Gefühl habe, zu vielen von euch zu sprechen. Peter Gregson, „The First Noel“ „The First Noel“ ist eine der schönsten Melodien. Zusammen mit den kraftvollen Harmonien, die wir alle kennen und lieben, hat sie dieses warme, weihnachtliche Gefühl, das nach Mince Pies und Glühwein klingt. Für diese Version arbeiten wir mit dem Chor Tenebrae und einem Septett von Streichern zusammen. Dabei nehmen wir Harmonien und Strukturen auf, die sich wie kleine Lametta-Fäden am Baum in das Vokalensemble einfügen und wieder verschwinden.   Daniel Hope, „Have Yourself a Merry Little Christmas“ Ich liebe „Have Yourself a Merry Little Christmas“, seit ich ein Kind war. Wenn du es hörst, egal wo auf der Welt, versetzt es dich sofort in die behagliche Welt von Weihnachten. Wir spielen eine rein instrumentale Version, die von einem der größten Arrangeur:innen unserer Zeit, Paul Bateman, neu bearbeitet wurde. Achte auf den herrlichen Streicherklang und wie Paul die Melodien und die lieblichen Töne des Stücks auf die verschiedenen Streichinstrumente verteilt. Ich tue einfach mein Bestes, um über allem zu schweben! Alexis Ffrench, „Still, still, still“ Das ist die schönste Melodie. Für mich weckt sie ganz besondere Erinnerungen an eine magische Zeit des Jahres. Die Melodie von „Still, still, still“ tauchte erstmals 1865 in einer Volksliedsammlung aus Österreich auf. Der Text beschreibt den Frieden des Jesuskindes und seiner Mutter, während das Baby in den Schlaf gesungen wird. Ich habe dieses Lied ausgewählt, weil es ein Gefühl von heiliger Stille ausstrahlt und eine Art von perfekter Symmetrie hat, die mich anspricht. Es spielt sich so schön auf dem Klavier, und ich kann die Melodie mit einer Tiefe von Harmonie und Klangfarben versehen, um etwas wirklich Magisches zu schaffen. Ich wollte das Lied nicht zu sehr verändern, sondern ihm einfach ein Gefühl der Vollkommenheit geben.   Attacca Quartett, „I’ll Be Home for Christmas“ Nathan Schram (Bratsche): „I’ll Be Home for Christmas“ war ein Lied, das uns wirklich angesprochen hat. Nach allem, was wir mit COVID durchgemacht haben und weil wir unsere Familie nicht besuchen konnten, war es ein sehr intimer Song darüber, dass wir an Weihnachten endlich zu Hause sind. Amy Schroeder (Violine): Als ich aufgewachsen bin, habe ich dieses Lied immer mit meinen Großeltern gesungen, daher muss ich dabei immer an sie denken. Und die Harmonien erinnern an eine Zeit, in der noch Traditionen gepflegt wurden. Andrew Yee (Cello): Das Schöne an diesem Stück ist, dass wir als Streichquartett niemanden haben, der singt, also musste der eigentliche Kern des Liedes wirklich spannend sein. Die Harmonien sind einfach wunderschön, und es hat unsere Vorstellungskraft für die Sounds, die wir entwickeln konnten, sehr angeregt.

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