

Die zweite Liedersammlung von 2023 beginnt verhalten atmosphärisch und vielleicht auch ein wenig cinematisch… die ersten Klänge von „Be On Your Way“ von Daughter aus London erinnern an die ersten Akkorde von Slowdive’s „Sugar For The Pill“ und auch der weitere Verlauf dieses Songs fährt auf den Pfaden des Dreampop… mit ein wenig Elektronik auch… fast schon Trip-Hop… für mich der beste Song dieser Band die mir sonst eher zu introvertiert ist und schöner Einstieg in den Sampler. Dreampop ist auch das Motto von Song Nummer zwei: „Pure“ von Oceans aus Australien ist Kitchens Of Distinction ohne Drama… der Bass fast Peter Hock-alike im Zentrum des Stückes und die Gitarren pastellartig darumgewoben… melancholischer Gesang… in meinem Kopf seit etlichen Wochen in der Poolposition… als wäre es noch 1992 und ich müsste sofort in einen Plattenladen laufen und mir die Single kaufen…das warn’ noch Zeiten… Im nächten Song gibt es ein Debüt für diese Choice Sampler Serie: der erste Song in schwedischer Sprache… norwegisch gab es ja vor zwei Jahren (Frøkedal „Flora“) bereits, nun die Band Bedroom Eyes mit dem Song „Store Blå“ aka Big Blue mit ordentlich Gitarren besonders im letzten Drittel des Stückes… wenn schwedisch warum nicht gleich finnisch (?)… könnt ihr haben: Die Band heißt Teksti-TV 666, der Song „Kapteeni“ aka Captain… auch bei diesem Stück muß es irgendwann bei der Aufnahme gehiessen haben „Alles an die Gitarren! …und jeder nur eine Gitarre“… und dann alle gleichzeitig… macht Laune… wenn wir schon bei Exoten sind… wie wäre es mit Progrock aus Polen? Die Warschauer Band Riverside macht besten Progrock im Stile von Steven Wilson bzw. Porcupine Tree, allerdings verweist die dezente Reggae-Einlage im Song auf eine andere Proggröße: Rush’s „Spirit Of Radio“. Progressive Rock war im Vorfeld auch angekündigt was die neueste Veröffentlichung meiner Lieblingsband The Church betrifft… nun… für wenige Stücke wie dem Titeltrack mag das stimmen, im Großen und Ganzen ist es aber einfach ein typisches Church Album… das erste nach 5 Jahren… eventuell das letzte… auf keinen Fall das beste… gerade in der zweiten Hälfte wird es mir auch als Die-Hard Fan zu beliebig… die dritte Single „No Other You“ brauchte bei mir auch erstmal eine Weile, inzwischen haben wir uns angefreundet… vielleicht passiert das mit dem Rest des Albums „The Hypnogogue“ ja auch noch. „Punk House“ von The Van Pelt ist so ein Song über den ich zufällig gestolpert bin… ich hatte noch nie von der Band gehört die bereits Mitte der 1990er aktiv war… aber schön das ich sie entdeckt habe. Auch die nächste Band war mir vor ein paar Tagen noch fremd, aber als ich deren Namen DAMEFRISØR las wurde ich neugierig… und das ist sogar gute Musik der Band aus Bristol… wohl eher so der Szene IDLES, Fontaines DC etc. zuzurechnen. Danach Veteranen: The Damned veröffentlichen ein neues Album! Neulich spielten die älteren Herren sogar einpaar Konzerte in der Originalbesetzung von 1976, nun auch noch neues Material: „The Invisible Man“ geht rockig los und man schunkelt gerne mit und denkt aber auch irgendwann an das Wort „Altherrenrock“… plötzlich wird die Geschwindigkeit erhöht und die Nummer geht ab wie eine Rakete und es wird wild… herrlich… danach kommt er wieder auf den Boden zurück… sehr gut ! Quasi ist eigentlich so eine Art Unwort welches ich allerdings gerade deshalb gern und häufig verwende… und der Name eines Duos: Sam Coomes (Built to Spill) und Janet Weiss (Sleater-Kinney)… schön minimalistischer Post Punk… neuere Bands wie Royal Blood fahren mit diesem Style einige Dollars ein… Quasi gibt es seit 1993… ich hoffe sie kriegen auch mal was ab… besonders Weiss’ Schlagzeug ist geil… bischen zickig und punkig kommt danach auch Sløtface daher… ein norwegisches Projekt der Sängerin Haley Shea… danach ein neues Stück von Alex Lahey, die ich schon einige Jahre interessiert verfolge. Mit „Good Times“ sollte eigentlich ein Riesenhit garantiert sein… gute Laune a la Sheryl Crow „All I Wanna Do“… war damals auch ihr Durchbruch… sollte es so sein, gratuliere ich und finds auch gut. New Pornographers sind ein kanadisches Kollektiv freischaffender Musiker um A.C.Newman und meiner Lieblingssängerin Neko Case die alle Jahre wieder intelligente Popmusik abliefern… manchmal auch so ähnlich wie Belle & Sebastian, nur nicht so verhuscht. „Really Really Light“ ist auf jeden Fall ein Ohrwurm, das Album erscheint demnächst. T. G. Shand aus Neuseeland ist wieder etwas arg mystisches… getüpfelte Gitarrenstriche a la Cocteau Twins treffen auf einen sägenden Bass der arg tiefergelegt ist… spooky mit Kopfhörern… man dreht sich um um sich zu vergewissern das man alleine im Zimmer ist… Wäre ich als Mädchen zur Welt gekommen hätte ich wohl Grit gehießen… hmmm… dann doch lieber Lars… Miss Grit heißt bürgerlich Margaret Sohn und ist Amerikanerin mit asiatischen Wurzeln… erinnert mich nicht nur deshalb als auch musikalisch an Mitski, aber auch St.Vincent und die von mir ja sehr geschätzte Nilüfer Yanya kommen als Vergleiche in Frage. Mit „Come Oblivion“ von der in Berlin lebenden Engländerin Gemma Ray kommt anschließend ein Stück außergewöhnlichen Minimalismus. Nur ein paar Keyboard-Akkorde und der Gesang… das muß reichen… man denkt immer da kommt noch was… so ein „In The Air Tonight“ Effekt… aber stattdessen kommt der nächste Song und der ist von The National… etwas poppiger als gewöhnlich, aber genau so mag ich sie gerne. Ebenfalls poppiger als auf ihrem Debüt von vor 9 Jahren fällt ein aktueller Song der Briten Temples aus… waren die frühen Werke eine Verbeugung vor den Byrds und der 60er überhaupt locken sie heutzutage die Tanzmäuse mit fernöstlichen Klängen aufs Parkett… die goldenen 60er sind aber auch noch da… keine uninteressante Mischung. Nach dem Tanz kommt die Nachtruhe und wenn man das Stück „Sleepwalking“ von The Waeve hört wandelt man in der Tat zwischen den Grenzen von Wach und Schlaf… erinnert mich an Night Palace’s Album vom letzten Jahr… hinter The Waeve stecken die Sängerin der Pipettes und Blur Gitarrist Graham Coxon… interessantes Album wenn man sich drauf einlässt… sogar das Saxofon kommt gut. So… was hatten wir noch nicht (?) Frankreich! Neues von M83 zum Ausklang dieser Compilation. „Earth To Sea“ ist ein schönes verträumtes Stück Indie-Electronic… 10 Jahre nach Midnight City.