Bing Crosby mag untrennbar mit dem Weihnachtsklassiker „White Christmas“ verbunden sein – doch sein wahres Vermächtnis besteht darin, dass er als Sänger und Songschreiber das Gesicht der Unterhaltungsmusik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts grundlegend veränderte. Geboren 1903 in Tacoma, Washington, begann er seine Karriere in den 1920er-Jahren in Los Angeles als Mitglied der Rhythm Boys unter der Leitung des „King of Jazz“ Paul Whiteman. Der junge Crooner, über den Louis Armstrong einmal gesagt haben soll, seine Stimme sei „wie Gold, das aus einem Kelch fließt“, verschmolz in seiner weichen, natürlichen Baritonstimme Elemente des Jazz – die Rhythmik, die Phrasierung, die Improvisation, das Scatting – mit dem Great American Songbook. Er prägte einen Sound, der bei allem musikalischen Anspruch jeder Melodie einen entspannten, unangestrengten Charme verlieh. Als das Land mit der Großen Depression und dem Zweiten Weltkrieg zu kämpfen hatte, expandierte Crosby auf die Leinwand und wirkte in mehr als 70 Filmen mit. Unvergessen ist sein Duett „True Love“ mit Grace Kelly im Film „Die oberen Zehntausend“. Selbst als in den Fünfzigern mit dem Einzug des Rock ’n’ Roll seine Verkaufserfolge zurückgingen, blieb er eine kulturelle Ikone, was auch sein Duett „Peace On Earth / Little Drummer Boy“ mit David Bowie unterstrich, das in Crosbys letztem TV-Weihnachtsspecial im Jahr 1977, kurz vor seinem Tod, ausgestrahlt wurde.