Simulcast

Simulcast

Der Electronic-Producer Tycho alias Scott Hansen erhielt 2019 eine Grammy-Nominierung für sein fünftes Studioalbum „Weather“, das im Vergleich zu den Vorgängern ungewöhnlich strukturiert ausgefallen war und sich durch seine Vocals auszeichnete. Mit dem Nachfolger „Simulcast“, gewissermaßen ein instrumentales Begleitalbum, schließt sich für den Produzenten aus der Bay Area nun ein Kreis. „Diese Songs sollten aus zwei verschiedenen Perspektiven präsentiert werden – zum einen mit Vocals, zum anderen instrumental“, erzählt er Apple Music. „Ich wollte zeigen, wie sich aus einer Grundidee zwei unterschiedliche Dinge entwickeln können. Das beweist, wie kraftvoll der Prozess bei der Entwicklung eines Songs ist.“ Hansen begann mit dem Schreiben von „Simulcast“, während er mit „Weather“ auf Tour war und über die vergangenen zehn Jahre seiner Karriere nachdachte. „Ich verspürte den Drang, das Ganze noch mal von vorn beginnen zu lassen, zu der Art und Weise zurückzukehren, wie ich früher Musik produziert habe, und so nochmal neu anzufangen“, erklärt er seine Motivation und fügt hinzu: „‚Simulcast‘ ist für mich ein Übergang in eine neue Phase.“ Einige dieser Songs sind ihren Gegenstücken auf „Weather“ sehr ähnlich, bei einigen fehlen einfach die Vocals, wiederum andere nehmen eine völlig neue Form an. „Ich betrachte die Alben als zwei Pfade, die zum selben Ziel führen“, beschreibt Hansen die Zusammenhänge. „Es gibt ein paar Abzweigungen, es gibt unbekanntes Terrain und es gibt Bezugspunkte, die einem vertraut vorkommen.“ Weather „Dieser Song beschließt das letzte Album, sollte aber der Ausgangspunkt für dieses Album sein. Für mich fühlte sich der Track immer sowohl nach einem Anfang als auch nach einem Ende an – und nun ist er beides. Nachdem man ‚Weather‘ gehört hat, kehrt man zu dieser vertrauten Stelle zurück und ist gespannt darauf, was als nächstes kommt. Wenn man möchte, könnte man den ersten beziehungsweise letzten Song der jeweiligen Alben herauslösen und sie zusammenführen.“ Alright „Ich hatte das Gefühl, dass in der Schlichtheit von ‚For How Long‘ etwas Wunderschönes liegt, also wollte ich das beibehalten. Aber da es einer der ersten Songs war, die ich für ‚Weather‘ geschrieben hatte, gab es all diese verschiedenen Versionen und neuen Ideen. Die Herausforderung bei ‚Alright‘ bestand darin, einen Weg zu finden, diese Ideen in eine Instrumentalversion zu integrieren, die weiterhin so rein klingen sollte.“ Outer Sunset „‚Skate‘ verlangte nach einem sehr reduzierten Arrangement, aber ich hatte immer das Gefühl, dass die zentrale Akkordfolge einen interessanten Rhythmus hat, der gut mit einem rauen, verzerrten Drum-Break kombiniert werden könnte – was diese Version nun ausmacht. Sobald ich das hinzugefügt hatte, schrieb ich die Parts der Leadgitarre um, um dem Song noch mehr Drive zu geben.“ Into the Woods „Meine ganze Karriere hindurch wurde mir gesagt, wie sehr meine Musik die Natur abbildet – auch von denjenigen, die nie die Grafiken meiner Live-Shows gesehen hatten. Nach einer gewissen Zeit wurde mir bewusst: ‚Wow, sie haben Recht!‘ Die ganze Zeit über habe ich mich tatsächlich auf das Meer oder die Wüste bezogen. Mit ‚Into The Woods‘ wollte ich allerdings das erste Mal bewusst eine spezielle Erfahrung vertonen. Gemeinsam mit einem Freund unternahm ich häufig lange Nachtwanderungen durch die Redwoods. Zunächst ist alles hell und klar, bis man den Wald betritt. Dort ist es dunkel, alles wirkt Unheil verkündend und surreal – das kann nachts ziemlich beängstigend sein. Der Song verkörpert für mich diese komplette Reise: man stellt sich seinen Ängsten, hat eine bewusstseinserweiternde Erfahrung mit der Natur und findet schließlich seinen Weg zurück.“ Easy „Ich wollte zu meinem alten Breakbeat-Stil zurückkehren und die Drums in den Fokus rücken. Ich schrieb diesen Song, als ich versuchte, all diese aufgestauten Ängste der ersten stürmischen acht Tycho-Jahre zu überwinden. Bei diesem Album wollte ich mich auf meine psychische und körperliche Gesundheit konzentrieren – um einen stabilen Punkt zu erreichen, an dem ich daran arbeiten kann, ohne dass es mich jedes mal fertigmacht. Aus irgendeinem Grund lief es mit diesem Song dann sehr einfach. Es war ein hervorragender Einstieg in den Prozess für dieses Album, da es mir vor Augen führte: ‚Entspann dich einfach und denke nicht zu viel darüber nach.‘“ PCH „Ich lebe seit 14 Jahren in San Francisco und vor allem in der Zeit, als ich an diesem Album arbeitete, ging ich morgens meist am Ocean Beach surfen. Ich parkte am Pacific Coast Highway und zog mir meinen Neopren-Anzug an – das wurde zu einem großen Teil meines Rituals. Es beeinflusste, was mir das Album bedeutete. Zudem wollte ich zeigen, wie sich ein Popsong wie ‚Pink & Blue‘ in Klang und Stimmung völlig verändern lässt, indem man die Vocals entfernt und eine Leadgitarre hinzufügt. Plötzlich wird es zu etwas völlig Neuem. Das war eine faszinierende Aufgabe für mich.“ Cypress „‚Japan‘, das Gegenstück zu diesem Song, wurde von meinen ersten Synthesizern inspiriert. Die waren japanisch, aus den 90ern und mit einem besonderen Lofi-Analog-Sound. Irgendwann reiste ich nach Japan und verbrachte Zeit in einer bewaldeten Region außerhalb Tokios, wo es einen großen Gegensatz zwischen leuchtenden grünen Bäumen und dunklen roten Schatten gibt. Alles, von den Formen bis zu den Geräuschen und Farben, fühlte sich sehr vertraut und gleichzeitig auch völlig fremd an. Ich wollte das Gefühl dieser ruhigen Orientierungslosigkeit aufzeigen.“ Stress „Als ich mit Hannah [Cottrell, Sängerin auf ‚Weather‘] zusammenarbeitete, schickte ich ihr immer WAV-Dateien namens ‚something.wav‘. Die Original-Datei für das Gegenstück dieser Songs hieß ‚trouble.wav‘, woraufhin sie beschloss, sie in ‚No Stress‘ umzubenennen. Ich dachte: ‚Oh, das ist ein schöner Gedanke.‘ Aber tief im Inneren glaube ich, dass sich der Song für mich schon immer nach Anspannung anfühlte. Für diese Version wollte ich zur eigentlichen (Wort-) Bedeutung zurückkehren, um auszudrücken, wie sich Druck für mich anhört. Denn das ist tatsächlich die Antriebskraft für einen Großteil meiner Musik. Irgendwann lässt sich die Angst nicht mehr von der Kunst trennen.“

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