Odin's Raven Magic (with Steindór Andersen, Hilmar Örn Hilmarsson and María Huld Markan Sigfúsdóttir)

Odin's Raven Magic (with Steindór Andersen, Hilmar Örn Hilmarsson and María Huld Markan Sigfúsdóttir)

Sigur Rós hatten für die Veröffentlichung von „Odin’s Raven Magic“ große Pläne. Die orchestrale Zusammenarbeit mit den isländischen Musikerkollegen Hilmar Örn Hilmarsson, Steindór Andersen und María Huld Markan Sigfúsdóttir feierte ihre Premiere im Jahr 2002 im Londoner Barbican Centre und wurde während einer Performance in der Grande Halle de la Villette in Paris zwei Jahre später live aufgenommen. Bereits 2006 gemischt, wurde das Album dann aber erst mal auf Eis gelegt, da sich die Band nicht darüber einig wurde, wie es veröffentlicht werden sollte. Vielleicht mit extravagantem Artwork? Oder mit diversen Videos, die die Bedeutung des isländischen Gedichts aus dem Mittelalter hervorheben, das sie vertont haben? Monate wurden zu Jahren, in denen „Odin’s Raven Magic“ in der Schublade lag und sich unter den Sigur Rós-Fans Legenden darum rankten. Mehr als 16 Jahre später erblickt es schließlich das Licht der Welt. „Es hat so lange herumgelegen und die Leute haben gewartet und immer wieder gefragt, ob es noch erscheinen würde. Wir entschlossen uns dann: ‚Lasst uns die Veröffentlichung einfach halten, lasst es uns rausbringen‘“, erzählt Kjartan Sveinsson Apple Music.Der frühere Sigur Rós-Keyboarder war maßgeblich daran beteiligt, das ambitionierte Projekt anzuschieben. Auf seine Entstehung blickt er als eine anstrengende, aber auch bereichernde Zeit zurück: „Es hat Spaß gemacht und war auch ein bisschen verrückt“, sagt er. „Noch einen Tag vor den Proben schrieben wir an der Musik.“ „Odin’s Raven Magic“ stammt aus dem gleichen Jahr, in dem ihr drittes Studioalbum „( )“ Sigur Rós weltweite Aufmerksamkeit bescherte, und wartet mit einem Sound auf, bei dem die Band mit eleganten und wunderschönen orchestralen und choralen Arrangements experimentiert. Das Album ist zu gut, als dass es als Staubfänger enden sollte. „Es ist schon ein bisschen verrückt, so etwas zurückzuhalten, denn ganz schlecht ist es nicht“, sagt Sveinsson mit großem Understatement. Im Folgenden nimmt er uns Track für Track mit auf die Reise durch „Odin’s Raven Magic“.Prologus„Dies ist ein Stück, das Hilmar geschrieben und erst in letzter Minute an den Start gebracht hat. Es vermittelt zunächst etwas Meditatives, bevor alles richtig beginnt. Es war wirklich sehr gut, etwas von einem Prolog für das Werk zu haben, denn im folgenden Track geht es mit dem Gedicht los. Es ist schön, ein kleines Vorspiel zu haben.“Alföður orkar„Das ist tatsächlich ein Motiv, an dem Jónsi [Birgisson, Sigur Rós-Sänger und -Gitarrist] und ich mich auf Tour in Hotelzimmern ausprobiert haben, kurz bevor wir es mit auf ‚Odin’s Raven Magic‘ nahmen. Die meisten Stücke bestehen schon aus recht einfachen Motiven, die orchestriert wurden und auf Kompositionsansätze zurückgehen, aber das hier war wirklich simpel. Es wurde Steindór, dem Sänger, wirklich sehr gerecht. Ich glaube, das ist das einzige Stück, das wir bereits vorher stehen hatten – die einzige Idee, die schon vorher Gestalt angenommen hatte. Alles andere wurde in allerletzter Minute speziell für diese Arbeit geschrieben.“Dvergmál„Dies ist ein Motiv, das wir auf der Steinmarimba geschrieben haben, die von [Künstler und Musiker] Páll Guðmundsson für die Performance konstruiert worden war. Es baut sich um die Marimba herum auf und wird ständig wiederholt. Es macht Spaß, mit den Steinen umzugehen, weil sie nicht wirklich gestimmt und klanglich nicht unbedingt mit den jeweils anderen abgeglichen sind. Sie sind schon gestimmt, doch hinsichtlich des Klanges unterscheiden sich alle voneinander. Wenn man also Musik auf der Steinmarimba schreibt, neigt man dazu, einen Stein auszuwählen, der einem – auf gewisse Weise unbewusst – gefällt. Jeder Stein hat eine individuelle Note und ist irgendwie besonders. Es macht wirklich Spaß, mit solchen Dingen zu experimentieren.“Stendur æva„Dies hier basiert auch auf dem Steinmarimba-Motiv. Dann schrieb Steindór, der Sänger, all die Melodien, die er singt. Er hat sie alle für die Steinmarimba-Motive geschrieben, und ich denke, dass das wirklich gut gelungen und sehr schön ist. Seine Melodien klingen sehr alt. Wir haben diesen speziellen isländischen Gesangsstil, der sich manchmal von anderer Folkmusik unterscheidet. Steindór ist ein Experte in diesem Bereich und es gelang ihm, seinen eigenen – neuen – Gesang zu kreieren. Auf gewisse Weise neue Folksongs, wenn man so will. Die Orchestrierung hierfür machte wirklich Spaß, weil wir zusätzlich auch mit dem Sampler gearbeitet haben, vor allem Jónsi. Ich musste all dies dann in eine orchestrale Form bringen – ich glaube, Jónsi gab mir seinen Part auf einer Diskette. Daher ist es auf gewisse Weise sein Arrangement.“Áss hinn hvíti„‚Áss hinn hvíti‘ heißt übersetzt ‚der weiße Gott‘, hier in Gestalt von Heimdallr. Auf diesem Stück gibt es viele Bläser, da Heimdallr derjenige ist, der zum Weltuntergang ins Horn bläst. Es stellt eine Art Prolog für die Edda dar [zwei Schlüsselwerke altnordischer Mythologie], in der es um das Ende geht. Ich denke, dass es ein äußerst passender kleiner Track in der Mitte des Werkes war.“Hvert stefnir„Dieses Stück beruht erneut auf der Steinmarimba und dann auch Steindórs Gesang. Ich denke, sein Gesang ist wirklich gut auf diesem Stück – er trifft den Kern und passt ausgesprochen gut zu den Lyrics. Auch hier kam Jónsi mit dem Sampler dazu, und wir erarbeiteten dann die Grundlage für das Arrangement.“Spár eða spakmál„Das Stück geht auf den denselben Gesang wie in ‚Stendur æva‘ zurück, allerdings in einer anderen Tonsprache. Daher ist es auf gewisse Weise derselbe Song, in dem das Arrangement und die Tonsprache die zentrale Melodie untermalen. Die Band hatte nie einen besonders konzeptionellen Ansatz, aber wir haben das Konzept häufig erkannt, nachdem wir etwas gemacht haben. Dieses Stück ist natürlich konzeptionell, aber als wir an der Musik arbeiteten, haben wir uns nicht allzu sehr mit den Lyrics befasst. Wir haben einfach Musik gemacht.“Dagrenning„Dieses Stück bezieht sich auf das erste und nimmt dessen Melodie auf. Es endet damit, dass Odins Namen gesungen werden, wie ein Ritual. Dann kommt es am Ende zu diesem peinlichen Rock ’n’ Roll-Moment, Rock ’n’ Roll mit einem Orchester. Wir haben es getan und müssen halt damit leben. Ich meine, wir können das auch nicht einfach weglassen, oder? Nein. Ich war mit der Performance zufrieden, aber peinlich berührt vom Rock ’n’ Roll-Thrashing. Der Weltuntergang steht bevor, und wir haben versucht, das irgendwie auszudrücken. Es hat nicht funktioniert. Aber ich war einfach froh, dass wir es durchgestanden und geschafft haben, das komplette Stück ohne allzu große Probleme aufzuführen.“

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