Nowhere Generation

Nowhere Generation

Die politisch engagierte Band Rise Against waren ihren Fans schon immer sehr verbunden. Das neunte Album der waschechten Punks ist nun ein direktes Resultat dieser gegenseitigen Abhängigkeit. „Nowhere Generation“ entstand zum Teil direkt aus Gesprächen, die die Band mit ihren Fans aus den Generationen Y und Z geführt hat – jungen Menschen, die das Gefühl haben, dass unsere Gesellschaft ihnen nicht die beste Ausgangssituation bietet. Man denke zum Beispiel an die hohen Schulden, in die sich viele junge Leute stürzen müssen, um zu studieren, oder aber an mickrige Gehälter, an die fortschreitende Automatisierung der Arbeit oder an politisches Fehlverhalten. Dieses Album versucht nun, eben diesen Stimmen Gehör zu verschaffen. „Wir haben große Teile des Albums vor der Pandemie geschrieben. Durch sie treffen einen viele Texte noch einmal viel intensiver, glaube ich“, erzählt Sänger Tim Mcllrath im Gespräch mit Apple Music. „Die Risse unserer Gesellschaft – über die wir ja ohnehin schreiben – sind während der Pandemie einfach noch größer geworden. Viel Hässliches kam zum Vorschein, die Schwäche der Institutionen, die zur Unterstützung sozial Benachteiligter geschaffen wurden, sind für alle sichtbar.“ Im Folgenden erläutert Mcllrath die Hintergründe zu allen Songs des neuen Rise Against-Albums.„The Numbers”„The Numbers“ ist ein klassischer Punkrock-Song, der die Leute daran erinnern soll: Ja, auch ihr habt Macht! Alle, die sich weltweit in einer Machtposition befinden, sind darauf angewiesen, dass die Menschen sich fügen. Ohne diese Absolution der Menschen ginge es nicht. Auch wenn sie vielleicht die Illusion aufrechterhalten wollen, dass sie unsere Zustimmung nicht brauchen – sie brauchen sie. Ich glaube, jede Generation muss ab und zu daran erinnert werden, dass die Macht vom Volk ausgeht und das wir Menschen Macht haben.„Sudden Urge”Dieser Song beschäftigt sich mit einer uralten Frage: Kann man das System verändern oder muss man es niederreißen und neu aufbauen? Eine Frage, vor der sicher viele von uns stehen, wenn wir uns die verschiedenen Institutionen ansehen, die unsere Gesellschaften regieren. Manchmal hat man einfach Tage, wo man das alles gerne niederbrennen würde, aber eben auch solche, an denen man sich denkt: „Okay, lasst uns die Institutionen einfach verbessern.“ „Sudden Urge” allerdings erzählt von den Tagen, an denen du am liebsten das ganze System abfackeln würdest.„Nowhere Generation”Dieser Song entstand aus Gesprächen mit unseren Fans – Menschen, die in einer Gesellschaft leben, in der es sich so anfühlt, als ob es immer schwieriger wird, voranzukommen. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der man in einer Familie, die über ein einziges geregeltes Einkommen verfügte, einen Mittelschichts-Lifestyle leben konnte. Heute wird es immer normaler, dass man einen Vollzeitjob hat und trotzdem unterhalb der Armutsgrenze lebt. Ich glaube, die jungen Leute denken auch deshalb so stark darüber nach, wie die Zukunft aussehen könnte, weil die Ziellinie immer weiter weg erscheint, von ihnen aber erwartet wird, dasselbe Rennen zu bestreiten.„Talking to Ourselves”Der Song erzählt von dem Gefühl, das dich einholt, wenn du versuchst, jemanden wachzurütteln, derjenige aber nicht zuhören möchte. Du fühlst dich, als würdest du mit dir selbst reden. Außerdem ist das ein Kommentar dazu, wie wir als Band uns fühlen – wir haben uns ja nie als kontrovers oder radikal gesehen. Wir sagen einfach die Dinge, von denen wir glauben, dass sie richtig sind. Und je mehr Leute uns zuhören, desto lauter werden wir. Das ist die Essenz von Rise Against: Wir werden laut und stören die Ruhe, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen.„Broken Dreams, Inc.”Dieser Song handelt von der sich verändernden Arbeitswelt und davon, was es mit den Leuten macht, dass sie sich zunehmend von ihrer Arbeit entfremden. Wir lassen da gerade viele Leute zurück. In mancher Weise macht Technologie das Leben von Menschen ja besser, zum Beispiel, indem sie sehr gefährliche Jobs überflüssig macht – aber dabei bleibt es eben nicht. Also ist dieses Lied am Ende eine große, komplizierte Arbeiterhymne.„Forfeit”Das ist der Akustik-Track auf unserer Platte – und er handelt davon, nicht aufzugeben, vor allem Menschen nicht aufzugeben, die dir wichtig sind. Selbst dann, wenn sie genau das von dir fordern: dass du sie aufgibst. Tu es nicht! Es geht um Hingabe und darum, da zu sein, wenn jemand deine Hilfe braucht. Auch wenn das schlicht bedeutet, dass man sagt: „Wenn du soweit bist, bin ich bereit.” Aus Gefühlen wie diesen ist „Forfeit” entstanden.„Monarch”Dieser Titel ist doppeldeutig gemeint: Einerseits handelt der Song von jemandem, der dich im Griff hat und kontrolliert – bis es Klick macht und du merkst, dass du ihn nicht mehr brauchst. Ich mag den Gedanken, dass „Monarch“ einerseits diese Person sein kann, aber eben auch der Monarchfalter – also die Person, der im Songtext Flügel wachsen und die jemand ganz anderes wird.„Sounds Like”Auch wenn es abgedroschen klingt: Dieser Song erzählt davon, im Moment zu leben. Umarme die Gegenwart, anstatt darauf zu warten, dass irgendwas „Großes” passiert. Es gibt so viel, was in diesem Moment um dich herum passiert – also verschwende deine Zeit nicht damit, auf etwas zu warten, das vielleicht nie passieren wird.„Sooner or later”Dieser Song erzählt davon, dass die Dinge, die du tust, Konsequenzen haben – immer. Wenn du dein Leben mit einer sehr kurzfristigen Einstellung lebst, statt für die Zukunft zu planen, passieren schlimme Dinge. Der Song spielt dabei durchaus auch auf unsere Umwelt an, aber im Kern geht es darum, dass man nicht einfach die Ernte aus dem Boden reißen, sondern die Saat für morgen und übermorgen säen sollte.„Middle of a Dream”Hier geht es um das Gefühl, auf der Jagd zu sein – etwas, das wir alle kennen. Manchmal sucht man etwas Bestimmtes, manchmal weiß man gar nicht, was genau man sucht, aber man tut es trotzdem. Dieses Thema wird in „Middle of a Dream” durch die Perspektive eines Traums behandelt, in dem man den Drang verspürt, immer weiter voranzugehen, ohne genau zu wissen, warum und wohin.„Rules of Play”Ich mag sehr, dass das Album mit diesem Song endet. Immerhin hat es sich bei meinen Texten bisher immer wieder so angehört, als wüsste ich die Antworten auf all diese großen Fragen. „Rules of Play” wiederum erinnert einen daran, dass dem nicht so ist. Eigentlich bestehen alle Songs auf dem Album aus Fragen. Sie sind keine Wegweiser zum Erfolg. Sie fragen, wie die Welt aktuell aussieht, wie sie in der Zukunft aussehen könnte und wie wir dort hinkommen.

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