Love Goes

Love Goes

„Mit diesem Album habe ich mich selbst geheilt“, erzählt Sam Smith im Gespräch mit Apple Music. „Und es fasst perfekt zusammen, was ich durchgemacht habe.“ Bei einem Star, der bekannt ist für seine Lieder über Liebe und Verlust, überrascht es nicht, worauf Smith hier anspielt: Liebeskummer – detailliert dokumentiert auf dem dritten Album „Love Goes“. Es erzählt vom Partymachen nach der Trennung („Dance [’Til You Love Someone Else]“), der niederschmetternden Erkenntnis, dass dein Ex jemanden Neues getroffen hat („Another One“), und dem langen Weg zur Selbstakzeptanz („Love Goes“). Wer erwartet, dass Smith diese Themen in Balladenform verarbeitet, wird jedoch enttäuscht: Das Album ist randvoll mit lebensbejahendem Pop, Discoklängen, Akustikgitarren und filmreifen Streichern. Es ist auch eines, auf das wir lange warten mussten: Ursprünglich war es für Anfang 2020 unter dem Titel „To Die For“ geplant, wurde aber zunächst verschoben und dann überarbeitet, während Smith in Lockdown-Zeiten Bilanz zog. Das Ergebnis trägt den Titel „Love Goes“. „Als die Welt stillstand, wurde mir klar, dass das Album auf eine seltsame Art noch nicht fertig war“, so Smith. „Und der Titel fühlte sich sehr unpassend an. Es gab Gespräche darüber, ob ich gar nichts veröffentlichen und einfach wieder von vorn anfangen sollte. Aber die vergangenen zwei Jahre waren für mich als Songwriter:in und Sänger:in so schön und befreiend. Ich wollte das mit anderen Menschen teilen.“ Keines der bisherigen Alben hat ihm:ihr das gleiche Gefühl von Stolz und Freiheit gegeben. „Es gab einen Punkt, an dem ich dachte, ich müsse den Rest meines Lebens im Anzug auf der Bühne stehen und Balladen singen“, erinnert sich Smith. „Wenn ich auf das Album zurückblicke, erinnert es mich daran, wie viel Mut es mir abverlangt hat. Auch heute noch gibt es in der Musikindustrie Leute, die möchten, dass ich eine bestimmte Rolle spiele, mich an die Regeln halte. Die Risiken, die ich eingegangen bin, und der Stress, dem ich ausgesetzt war, indem ich ganz ich selbst war und mich auf eine queere Art ausgedrückt habe, waren echt hart. Ich bin stolz darauf, dass ich das getan habe.“ Mit großer Offenheit führt uns Smith hier durch die Songs auf „Love Goes“.Young„‚Young‘ ist richtig traurig. Ich habe es zusammen mit [dem britischen Produzenten und Songwriter] Steve Mac geschrieben, und der Text war ein Kommentar zum Ruhm und zur Position, in der ich mich befinde. Ich wurde mit 21 bekannt. Nach „In the Lonely Hour“ verfolgte mich das ständige Gefühl, normal sein und normale Dinge tun zu wollen, es aber nicht zu können – wegen des Drucks, der auf mir lastete. Ich wollte einfach nur einen Joint rauchen, was trinken, ausgehen, viele Jungs küssen und One-Night-Stands haben – eben jung sein. Und ich hatte das Gefühl, dass mir das Recht darauf genommen worden war, weil mich Leute dabei beobachten und über mich urteilen würden. Ich wollte das Album mit diesem Song beginnen, weil er eine Deklaration ist. Aber er sagt auch: ‚Das hier ist nicht nur ein Album mit Uptempo-Pop. Ich bin immer noch diese Person mit den traurigen Liebesliedern.‘“Diamonds„Als ich 2019 in London ‚Diamonds‘ schrieb, war ich im Studio und tat so, als sei ich eine total reiche Frau, deren Mann sie verlassen und alles mitgenommen hatte. Sie sitzt in ihrem Hochzeitskleid mitten in dieser riesigen Villa. Ein bisschen wie Moira Rose in „Schitt’s Creek“. Der Song sollte gar nicht aufs Album, aber während der Quarantäne kam ich immer wieder auf ihn zurück. Ich wusste, dass er etwas Besonderes war, als ich ihn meiner Mutter vorspielte und sie ausrastete. Das nenne ich einen sexy Exorzismus.“Another One„Von allen meinen Songs ist das hier mein Favorit. An dem Tag, als ich ihn in L.A. schrieb, erlebte ich diesen Moment, den wir alle durchgemacht haben: wenn uns zu Ohren kommt, dass jemand, mit dem wir zusammen waren, jemanden Neues getroffen hat. Ich war echt traurig. Wir gingen tanzen und was trinken und es war ein sehr heilsamer Moment. Wir gaben den Song Guy [Lawrence] von Disclosure, und er verpasste dem Ende einen echten Trance-Anstrich. Er fängt perfekt mein Gefühl von diesem Tag ein.“My Oasis (feat. Burna Boy)„Ich kann nicht glauben, dass Burna Boy hierzu ja gesagt hat. Ehrlich gesagt bin ich immer noch schockiert. Ich habe diesen Song während des Lockdowns geschrieben und ihm geschickt, weil ich ihn sofort darauf gehört habe. Es geht vor allem um Sex – während einer Durststrecke jemanden zu finden, mit dem du Spaß hast. Der Song schrieb sich ganz organisch. Er entstand aus der Stimmung, in der ich an dem Tag war. Single sein im Lockdown? Das ist hart!“So Serious„Der Text zu diesem Song geht tiefer als die meisten anderen auf dem Album. Es geht um meine mentale Gesundheit und meine Depression. Du denkst, alles ist okay, und dann stehst du plötzlich heulend auf der Straße und fragst dich: ‚Warum bin ich so ernst? Warum bin ich so düster drauf? Warum werde ich so deprimiert?‘ Dieser Song sagt: ‚Ich mache mich selbst fertig. Geht es anderen auch so?‘ Denn wenn du traurig bist, ist es wichtig, dass du weißt, dass es anderen ähnlich geht. Als ich ihn schrieb, dachte ich, dass ich und meine Fans ihn eines Tages zusammen singen können, dass wir also auf sehr spielerische Art übers Unglücklichsein singen. Es ist ein niedlicher kleiner Popsong.“Dance (’Til You Love Someone Else)„Das hier ist wie Teil zwei von ‚Dancing With a Stranger‘. Während ich auf ‚Dancing With a Stranger‘ sexy bin, Liebeskummer habe und beim Tanzen mit einem Fremden Trübsal blase, gehe ich diesmal aus und suche jemanden, der mich aus dieser Stimmung herausholt. Ich muss mein gebrochenes Herz sofort mit einer anderen Person verarzten. Dieser Song ist aggressiver, düsterer und verzweifelter. Es stecken Ängste und etwas mehr Hedonismus darin.“For the Lover That I Lost„Das hier könnte ehrlich gesagt auch aus einem Musical stammen. Aber nach dem dramatischen „Dance (’Til You Love Someone Else)“ wollte ich dem Album eine neue Richtung geben. Es sollte immer noch dramatisch sein, aber auf balladeske Art. Ich habe den Song mit [dem norwegischen Produzenten-Team] Stargate geschrieben und Céline Dion gegeben, die ihn auf ihrem 2019er-Album „Courage“ veröffentlichte. Aber einfach, um es mal auszuprobieren, bin ich ins Studio gegangen und habe den Song noch einmal eingesungen. Er fühlt sich nicht einmal wie mein Song an, sondern als ob ich Céline covern würde. Aber es ist meine Hommage an sie, weil sie in den vergangenen Jahren eine so wichtige Rolle in meinem Leben gespielt hat. Am Tag meiner Trennung habe ich einen langen Spaziergang im Wald gemacht, bin tief hineingelaufen, wo niemand mich sehen konnte, und habe ‚It’s All Coming Back to Me Now‘ gehört. Ich habe geheult wie ein Schlosshund. Deshalb musste ich Céline auf diesem Album meine Ehre erweisen.“Breaking Hearts„Dies ist zugleich ein leichter und sehr trauriger Song. Er war anfänglich langsam, bekam dann aber mehr Schwung. Ich wollte aber nicht, dass er durch die Decke geht. Ich wollte, dass er nirgendwo hin geht. Ich bin darin einfach fies und sage: ‚Fuck you.‘ Ich durchlebe einen wütenden Moment des Liebeskummers.“Forgive Myself„Dies ist der traurigste Song des Albums. Bei ihm war meine Trennung am frischesten. Zwei Menschen können nicht miteinander verschmelzen, sie müssen Seite an Seite wachsen. Zum Zeitpunkt von ‚Forgive Myself‘ begann ich, das zu verstehen und zu sagen: ‚Okay, damit ich mich besser fühle, muss ich mir für all die Dinge vergeben, die ich in der Beziehung getan habe, und auch für alle schlechten Dinge, die ich in anderen Beziehungen getan habe. Und ich muss an mir arbeiten, um mich besser zu fühlen.‘“Love Goes (feat. Labrinth)„Als Labrinth und ich über diesen Song gesprochen haben, ging es um die Reise von Liebe und Liebeskummer. Für mich – und ich vermute, er ist nicht glücklich, wenn ich das sage – ist Labrinth der Freund oder Ex. Er sagt: ‚Hey, wir wissen beide, dass du Probleme hast. Deshalb funktioniert das hier nicht.‘ Und ich antworte: ‚Nein, du hast Probleme. Deshalb funktioniert das hier nicht.‘ Das Ende ist mächtig und wenn der Beat einsetzt, kann man tanzen. Es ist wie ein Nachhausekommen. Wenn es einen musikalischen Part gibt, mit dem ich die vergangenen drei Jahre beschreiben könnte, dann mit diesem Ende. Ich habe mich frei gefühlt.“Kids Again„Dieser Song ist ganz anders als alles andere auf dem Album. ‚Kids Again‘ ist der Moment, in dem du dich hinsetzt und auf alles zurückblickst. Ich habe dieses Album gemacht und war bereit für das nächste. Es ist aber auch meine Ode an die Beziehung. Sie besagt: ‚Ich vermisse dich manchmal immer noch, aber wir waren Kinder.‘ Und sie ist das Gegenstück zu ‚Young‘. Sie war für mich eine Art Schlusspunkt. Mit diesem Song schlage ich auch eine reduziertere, souligere Richtung ein, die ich auf dem nächsten Album weiterverfolgen möchte. Ich will ein bisschen weg von der elektronischen Musik und zurück zu einem bodenständigeren, queeren Soul. Ich überrasche die Leute gern.“Dancing With a Stranger (with Normani)„Ich habe diesen Song auf Tour geschrieben und war einfach nur am Herumspielen. Ich habe tatsächlich mit fremden Leuten getanzt und schrieb über diesen einen Typen, den ich traf und der einfach total süß war. Zum ersten Mal seit ‚Promises‘ ging ich ins Studio und dachte: ‚Ich kann jetzt ein paar Popsongs schreiben und Spaß damit haben.‘ Auch stimmlich war es angenehm, einfach mal entspannt zu singen und nicht zu schmettern. Das Feature von Normani ergab sich auf wunderbare Weise. Am Tag, als ich den Song schrieb, hatte sie unten ein Meeting. Ich dachte: ‚Sie wäre perfekt dafür.‘ Also kam sie nach oben, hörte ihn sich an und nahm auf der Stelle auf. Es war etwas ganz Besonderes. Ich hatte keine Ahnung, wozu der Song in der Lage war. Er ist eine meiner größten Nummern überhaupt.“How Do You Sleep?„Wir wollten George Michael unsere Ehre erweisen, aber im Stil von 2019 – dem Jahr, in dem wir den Song schrieben. Und es hat großen Spaß gemacht. Aber ich erinnere mich, dass ich ihn ein Tag später meiner Schwester vorspielte – und sie hasste ihn! Das hat ihn mir etwas verdorben. Aber ich habe ihn eine Zeit lang mit mir herumgetragen und schließlich verliebten wir uns alle in ihn.“To Die For„Es gibt eine sehr schicke Straße in L.A. namens Abbot Kinney. Ich habe mir dort an einem Sonntag Lavendel-Eis gekauft und bin rumgelaufen. Alle Leute um mich herum waren total happy, aber ich habe mich nicht gut gefühlt. Manchmal hast du einfach die Schnauze voll davon, Single zu sein. Es war ein so schönes Gefühl, verliebt zu sein und mit einem Partner an der Seite durchs Leben zu gehen. Und ich fand, dass wir das in einem Song eingefangen haben. Ich werde diesen hier immer lieben.“I’m Ready (with Demi Lovato)„Dieser Song ist durchgeknallt. Ich weiß nicht mal, was das hier ist, und ob ich es liebe oder hasse. In jedem Fall ist es eine Hommage an billige Queer-Clubs. Ich bin auf dem Land aufgewachsen und dann nach London gezogen. Die einzigen Orte, an die ich gehen und dort Leute wie mich treffen konnte, waren diese furchtbaren Schwulenbars. Dort läuft schreckliche Musik. Es ist laut und intensiv. Deine Füße kleben am Boden fest. Es gibt dort viele verwirrte Menschen. Manche sind wütend, manche total auf Sex fixiert. Viele Drogen. Ich begann, eine echte Verbindung zu den Popsongs in diesen Läden zu empfinden. Heutzutage finde ich sie schön. Viele meiner Freunde und Menschen um mich herum würden diese Musik als furchtbar bezeichnen. Aber sie versetzt mich in gute Laune. Ich denke, das habe ich auf gewisse Weise in ‚I’m Ready‘ eingefangen. Ich wollte gewissermaßen einen Song machen, der die Leute ein bisschen peinlich berührt.“Fire on Fire„Dieser Song wurde für die [2018er-BBC-Adaption von] „Unten am Fluss“ geschrieben. Und ich schrieb ihn, als ich sehr verliebt war. Es ist wahrscheinlich eines der einzigen Liebeslieder aus meiner Feder. Aber es ist sehr dramatisch. Ich glaube, auch hier wollte ich Céline Dion sein. Es ging um intensive Leidenschaft – zwei Personen, die wie Feuer brennen und sich umeinander bemühen. Doch es ist ein gefährliches Spiel. Es hat viel Spaß gemacht, diese Musical-Seite auszuleben, die ich immer in mir haben werde. Eines Tages möchte ich diesen Song in einem Kleid und mit einem Riesenorchester in der Royal Albert Hall singen.“Promises„Die ersten sechs Jahre meiner Karriere nannte man mich einen Schnulzensänger. Aber dann, nach „The Thrill of It All“, bin ich mit Calvin Harris und Jessie Reyez ins Studio gegangen. Jessie hat uns beiden ein Glas Whiskey eingeschenkt und wir haben einfach getanzt. Normalerweise wäre die Ansage: ‚Setzt euch hin, lasst uns einen Song schreiben. Konzentration!‘ Aber diesmal war die Stimmung: ‚Ich muss mich im Studio nicht so furchtbar ernst nehmen. Man darf hier Spaß haben.‘ Das war die Initialzündung dafür, wie dieses Album entstanden ist: ‚Lasst uns ins Studio gehen und uns amüsieren. Lasst uns nach den Sternen greifen. Es gibt keine Regeln. Lasst uns einfach Spaß haben.‘“

Andere Versionen

Video-Extras

Wähle ein Land oder eine Region aus

Afrika, Naher Osten und Indien

Asien/Pazifik

Europa

Lateinamerika und Karibik

USA und Kanada