Lady Like

Lady Like

„Es geht beim Songwriting nicht nur um die Lyrics – auch wenn diese für mich enorm wichtig sind“, erzählt die in Colorado aufgewachsene Nashville-Newcomerin Ingrid Andress gegenüber Apple Music. „Es geht auch darum, musikalisch den für dich richtigen Ton zu treffen, und was du den Zuhörer fühlen lassen willst“. Andress hat ihre ganz eigene Vision von Country-Pop auf dem Albumdebüt „Lady Like“ umgesetzt. Dabei verzichtete sie auf die gängige Praxis für aufstrebende Künstler, das Projekt in die Hände eines namhaften Produzenten zu legen. Stattdessen arbeitete sie lieber mit gleichgesinnten Kollegen wie Sam Ellis zusammen. Zudem konnte sie ihr formelles Training und ihre jahrelange Erfahrung im professionellen Songwriting in den Aufnahmeprozess einbringen. Das Ergebnis besticht durch präzise Fokussierung und eine neuartige Palette an Sounds. Als Sängerin beherrscht Andress sowohl die leichte, erzählerische Tonart als auch den vollen Stimmumfang. Statt Gitarre oder Beats diente oft das Piano als Ausgangspunkt für die Tracks, denen sie Streicherarrangements hinzufügte. Andress gibt zu, hinsichtlich der Drum-Sounds „sehr wählerisch“ und in Sachen Streichern ziemlich „besessen“ gewesen zu sein. Hier ist das komplette Track by Track für ihr Debüt.Bad Advice„Es hat Spaß gemacht, bei der Produktion dieses Songs kreativ zu werden, da ich dem Western Country eine Referenz erweisen wollte – einfach weil ich aus Colorado stamme und das die Art von Country ist, die ich persönlich sehr mag. Gleichzeitig sollte er aber auch modern klingen und dem entsprechen, was ich aktuell höre. Deshalb ist auch ein TR-808 enthalten. Ich habe den Song an den Anfang des Albums gestellt, weil allein die Streicher schon fast wie ein Intro klingen. Ich wollte außerdem die Richtung vorgeben – zumindest in der Hinsicht, dass ich schon früh ein wenig meiner Persönlichkeit preisgebe. Sicher, die restlichen Songs beinhalten tiefe Empfindungen, aber zumindest kennt man mich schon mal als Person.“Both„Das hier ist tatsächlich der einzige Song des Albums, der nicht mit den Lyrics, sondern mit der Melodie begann. Normalerweise ergeben sich die Songs aus einer Idee, über die ich schreiben möchte. [Songwriter und Produzent] Jordan Schmidt hatte mir seine vorgefertigten Tracks vorgespielt und als dieser lief, sagte ich sofort: ‚Ja, das ist er!‘ Bei vielen der Songs sind wir nicht für die Live-Instrumentierung ins Studio gegangen, doch bei diesem hier haben wir es genau so gemacht – mit einer Nashville-Band, die wirklich alles gegeben hat. Es war ziemlich cool, so großartige Musiker anzuleiten. Sie gaben dem Song ihre eigene Note und sorgten dafür, dass alles super easy ablief.“We’re Not Friends„Mir war wichtig, dass der Song so aussagekräftig wie möglich ist. Daher sollte er auch vertraut beginnen. Beim Songwriting dachte ich eigentlich nicht, dass ich ihn für mich schreibe. Das hatte etwas sehr Befreiendes und brachte mich dazu, die Phrasierung ein wenig anders zu gestalten. Normalerweise versuche ich, eine Art klassischen Country-Sound zu behalten, doch für diesen Song benutzte ich eher eine Pop-Phrasierung. Nachdem wir die Nummer fertig hatten, dachte ich aber: ‚Oh, Moment mal! Ich muss das singen, weil mir das tatsächlich passiert ist.‘ Ich habe den Song wohl unbewusst über mich selbst geschrieben.“The Stranger„Das war zunächst ein Piano-Stück, aber es hat wirklich Spaß gemacht, den Song weiterzuentwickeln, er sollte Drive haben … Am Klavier kann man schnell in Melancholie verfallen. Hier geht es darum, anzuerkennen, dass einer Tragödie auch Hoffnung innewohnt. Ich glaube daran, dass Liebe einem die Wahl lässt. Die meisten Lovesongs handeln nicht davon, dass eine Beziehung irgendwann stagniert, wenn man nicht an ihr arbeitet, und dass das ein völlig normales Gefühl ist. Nachdem all die Vocals und Dynamik hinzukamen und den Song wachsen ließen, klingt er nun mehr danach, optimistisch nach vorn zu schauen.“Anything But Love„Ein Gitarrensong, auch wenn ich nur vier Gitarrenakkorde kenne. Ich glaube nicht, dass ich in nächster Zeit zu einer großartigen Gitarrenspielerin werde. Zach Abend spielte die Gitarre und übernahm die musikalische Leitung. Das gefiel mir gut, da ich sonst am Piano die Richtung vorgebe. Es ermöglichte mir, mich voll und ganz auf die Lyrics und Phrasierung zu konzentrieren. Ich denke, dass dieser Song angesichts der Metaphern wohl einer der poetischsten Songs auf dem Album ist. Ich habe das Gefühl, dass ich wirklich besser in mein Innerstes eintauchen konnte, da ich nicht so sehr über Akkorde und Dynamiken nachdenken musste. Es war also eine andere Art des Songwritings für mich, die ich aber auch sehr mag.“More Hearts Than Mine„Dieser Song verkörpert auf gewisse Art, warum ich mich so von Country Music angezogen fühle. In dem Song hat man Zeit, den Menschen etwas auf eine sehr lebendige Art zu vermitteln. Ich glaube nicht, dass diese Geschichte in einem eingängigen Popsong hätte erzählt werden können. Die Bandbreite von Country Music ist sehr weit und erlaubt es, ins Detail zu gehen. Ich wollte hier einfach so spezifisch wie möglich sein und aus meinem eigenen Leben schöpfen. Die Hookline des Songs steht für eine sehr traditionelle Art von Country. Darum habe ich darauf geachtet, dass die Produktion keinen übertriebenen Country-Touch hat. Mir war wichtig, dass der Song auch außerhalb des Genres funktioniert.“Life of the Party„Das hier sollte wie ein Partysong klingen, aber eigentlich ist es mehr ein Partysong für traurige Mädchen. Ich mag die Ironie dahinter. Mir fällt es schwer, einen fröhlichen Uptempo-Song zu schreiben, denn so fühle ich mich nicht. Mit diesem Song komme ich dem vermutlich am nächsten.“Lady Like„Das ganze Konzept hinter ‚Lady Like‘ und die Tatsache, dass es sich um den Titeltrack handelt – beides steht für meinen Wunsch, dass die Leute die Botschaft des Albums verinnerlichen. Es ist ein Statement, das meiner Meinung nach wirklich gehört werden sollte, insbesondere in der gegenwärtigen Country-Szene. Ich hatte das Bedürfnis, über meine Erfahrungen beim Umzug von Colorado nach Nashville zu schreiben. Eigentlich dachte ich, dass sich der Westen nicht groß vom Süden unterscheidet, aber es hat sich herausgestellt, dass das nicht stimmt. Als ich vor sechs Jahren das erste Mal nach Nashville kam, gab es dort hauptsächlich männliche Songwriter. Viele Leute sagten mir, ich sei für eine Frau nicht besonders feminin. Das fand ich sehr witzig, weil ich nicht gedacht hätte, dass die Leute Frauen immer noch in solche Schubladen stecken: worüber Songwriterinnen schreiben sollen, wie du dich kleiden sollst – oder das du nicht fluchen sollst. Der Song entstand infolge dieses Drucks und dem anschließenden Loslassen, wenn man sich denkt: ‚Ihr könnt mich mal mit euren Regeln, ich richte mich völlig bewusst nicht danach.‘ Das war der Moment, in dem ich mich von allen Klischees befreite, die die Leute in mir sehen wollten. Mir ist wirklich wichtig, dass die Menschen ermutigt werden, sich dazu zu bekennen, wer sie sind, und dass sie wissen, dass sie sich nicht in eine Schublade stecken lassen müssen – auch dafür steht das Album auf gewisse Weise.“

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