I’m The Problem

I’m The Problem

Er ist vielleicht der größte Star der Country-Musik – in einer Zeit, in der das Genre so groß ist wie nie zuvor in diesem Jahrhundert. Doch Morgan Wallen erinnert sich gut an die Anfänge, als er noch der Außenseiter war. „Once you get to know me, I’m a coyote in a field of wolves“ („Wenn du mich erst einmal kennst, bin ich ein Kojote in einem Feld voller Wölfe“), singt er in seinem rauen Twang. Es ist die Geschichte von „I’m A Little Crazy“ – ein Song über Mondscheinfahrten und nächtliche Paranoia. Es ist der letzte Track seines vierten Albums „I’m The Problem“. Im Gespräch mit Kelleigh Bannen von Apple Music bezeichnete der Sänger aus Tennessee diese Zeile als seine liebste. „Es gab Phasen in meinem Leben, in denen ich mich nicht eingeladen gefühlt habe“, sagt er. „Für mich bedeutet diese Zeile: ‚Hey, ich weiß, dass ich nicht eingeladen war, aber ich esse trotzdem mit – und ich werde satt.‘“ Seit seinem zweiten Album, dem 30 Songs starken „Dangerous: The Double Album“ (2021), ist Wallens hyperproduktive Arbeitsweise zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Das 2023 erschienene „One Thing At A Time“ mit 36 Tracks brachte acht Singles hervor – darunter das allgegenwärtige „Last Night“ – und brach Garth Brooks’ Billboard-Rekord für die längste Spitzenposition eines Country-Albums. „I’m The Problem“ legt mit 37 Tracks und knapp zwei Stunden Spielzeit noch eine Schippe drauf. Doch diese Zeit vergeht wie ein Sommerabend auf der Veranda, mit einer Kühlbox voller kalter Drinks. Kaum jemand schreibt so eingängige, schnörkellose Country-Hymnen wie Wallen und sein langjähriges Team aus Co-Autoren und Producern: HARDY, Ernest Keith Smith, Charlie Handsome, Ashley Gorley und Joey Moi. Natürlich gibt es die klassischen Oden an Whiskey, Frauen, Jagd und Trucks, doch Wallen ist besonders stark, wenn er sich mit seinem eigenen Gewissen auseinandersetzt. In „Kick Myself“, einem Roots Rock-Song über Laster und Verantwortung, tut er das mit überraschendem Feingefühl. „Nothing’s changed/In a way it’s getting way, way worse“ („Nichts hat sich geändert / In gewisser Weise wird es sogar immer schlimmer“), stellt er hier fest – nachdem er schlechte Gewohnheiten abgelegt hat, seine Probleme aber trotzdem bleiben. Themen wie Sucht und Versuchung greifen auch in „Genesis“ – einem Song, den Wallen anders als üblich nicht mit der Hook begann, sondern von oben nach unten schrieb. Er nahm sich vor, das erste Buch der Bibel in etwas Eingängiges und Cooles zu übersetzen: „Ich fragte mich: ‚Wie würdest du einen Genesis-Song schreiben? Was würde es bedeuten? Wie macht man das, ohne kitschig zu wirken?‘“ Man könnte meinen, dass ein Crossover-Country-Star der 2020er eine Ehrenrunde dreht. Doch die Grundstimmung auf „I’m The Problem“ ist Herzschmerz – mal lautstark, wie im Trennungstrack „I Got Better“, oft aber melancholisch und mit Whiskey getränkt, wie in „Lies Lies Lies“ oder „Just In Case“. „Ich glaube, es gibt viele Gefühle auf diesem Album“, sagt er. „Fröhlich zu sein, ist nicht das, was ich normalerweise am besten kann.“ Das emotionale Herzstück jedoch bildet „Superman“ – der erste Song, den Wallen für seinen kleinen Sohn geschrieben hat. Darin gesteht er dem Jungen seine eigenen Schwächen: „I don’t always save the day“ („Ich rette nicht immer den Tag“), singt er, „but you know for you, I’ll always try“ („aber du weißt, dass ich es für dich immer versuchen werde“). „Es gab viele Dinge, die ich mit diesem Song ausdrücken wollte“, sagt er. „Ich wollte ihm zeigen, wo ich Fehler mache – aber auch, dass ich ihn beschütze und ihm etwas mitgeben will.“ Auch ein Country-Star, der eine Generation prägt, hat Gefühle.

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