hopefully !

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Im Laufe der Produktion seines vierten Albums kam Loyle Carner zu dem Schluss, dass es vielleicht an der Zeit sei, die Dinge etwas lockerer anzugehen. „Ich musste aufhören, mich selbst so ernst zu nehmen“, erzählt er gegenüber Apple Music. „Ich glaube, ich lerne langsam, wie das geht.“ Was ihm definitiv dabei geholfen hat, seine Stirn zu glätten, ist die große Freude, die der aus Süd-London stammende Rapper, Songwriter, Spoken-Word-Künstler und mittlerweile auch Schauspieler Ben Coyle-Larner in seiner Rolle als Vater empfindet. „Mein Sohn war so oft im Studio, wir haben einfach im Moment gelebt“, erklärt er. „Wenn man mit Kindern zusammen ist, ist das das Einzige, was für sie zählt. Es gibt keine Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft oder was auch immer.“ Dieses Gefühl, den Moment zu genießen, zieht sich wie ein roter Faden durch „hopefully !“. Es ist ein Werk, das sich von der nachdenklichen Unruhe des Vorgängers „hugo“ (2022) löst – jenem Album, in dem er seine Beziehung zu seinem eigenen Vater erforschte. Die neuen Songs strahlen eine beruhigende Wärme aus. „hopefully !“ ist ein leichtfüßiges, elegantes Hip‑Hop-Album von einem Künstler, der ganz bei sich selbst angekommen scheint. Das Cover passt perfekt zu den zentralen Themen der väterlichen Liebe: „Mein Sohn beschließt ständig, mir ins Gesicht zu malen“, erzählt er. „Meine Partnerin hat den Moment festgehalten. Was ich so schön finde, ist, dass man auf dem Bild nicht sagen kann, ob er mich unterstützt oder tröstet oder ich ihn. Ich glaube, das ist typisch für unsere Beziehung. Es ist ziemlich unklar, wer hier eigentlich auf wen aufpasst.“ Lass dich von Loyle Carner durch die beruhigenden Klänge von „hopefully !“ führen, Track für Track. „feel at home“ Der Song ist zusammen mit meinem Freund Zach Nahome entstanden. Ich war bei ihm zu Hause, und wir haben ihn ziemlich schnell gemacht. Ich habe dabei bewusst versucht, nicht zu viele Worte aufzuschreiben. Als ich den Song dann zurück ins Studio brachte, zu den Leuten, mit denen ich am restlichen Album gearbeitet habe, ließ ich eine Sprachnotiz von meinem Handy laufen: Mein Sohn hatte im Park mit Windspielen gespielt. Und zufällig war das genau die richtige Tonart für den Song. Er hat also sozusagen richtig mitgespielt. Das musste einfach an den Anfang des Songs – und alle um mich herum sagten sofort: „Das muss der Opener sein.“ „in my mind“ Wenn „feel at home“ der Vorspann ist, dann ist in „my mind“ die erste Szene. Das war tatsächlich der erste Song, den wir als Band zusammen gemacht haben – und auch der erste Song für dieses Album. Wir waren gerade zwischen zwei Tourterminen im Studio und hatten zwei Tage Zeit. Es war ein völlig unbeschriebenes Blatt. Ich habe in der Zeit viel Musik aus meiner Kindheit gehört, The Smiths, The Cure, Bob Dylan, Stevie Smith, Elliott Smith – viele Smiths also! –, aber auch neue Sachen wie Fontaines D.C. Ich wollte zurück zu dem, was ich früher gehört habe, bevor mir gesagt wurde, was ich hören sollte. Das hat diesen Song stark beeinflusst. „all I need“ Das ist einer meiner Favoriten. Ich habe ihn auf dem Parkplatz eines Big Yellow Self Storage in Ost-London geschrieben. Mich hat beeindruckt, wie viele Dinge die Leute dort lagern – all das Zeug, an dem sie festhalten. Ich wünschte, wir Menschen hätten weniger Besitz. Dabei dachte ich auch an all das emotionale Gepäck, das man nicht sieht, das die Leute mit sich herumschleppen. Es wäre schön, wenn man auch das einfach in so einem Big Yellow Self Storage einlagern könnte. „lyin“ Dieser Song entstand kurz vor der Geburt meiner Tochter. Es ging darum, nicht sicher zu sein, ob sie es schaffen würde oder nicht. Geburt und Schwangerschaft sind so kompliziert, und es läuft nicht immer alles gut. Ich habe darüber nachgedacht, wer sie sein würde, und gehofft, dass sie gesund zur Welt kommt. Gleichzeitig habe ich meinen Sohn ins Bett gebracht und daran gedacht, dass das meine liebste Zeit ist. Und daran, wie ängstlich ich beim ersten Kind war, aber beim zweiten viel entspannter, weil ich wusste, dass es leichter ist, als ich gedacht hatte. „time to go“ Bei „time to go“ stand es lange Zeit auf der Kippe, ob es überhaupt auf das Album kommen würde. Ich habe versucht, den Song in das Klangbild des restlichen Albums einzufügen – er war cool, aber klang so groß, und ich wollte, dass er eher klein und intim wirkt. Dann sind wir alles durchgegangen, haben versucht, alles Mögliche wegzunehmen, und am Ende haben wir beschlossen, dass er so sein soll, wie er ist, und wir ihn nicht verändern können. Wir haben ihn so gelassen und ihm eine Chance gegeben. Wir wussten, dass da etwas an ihm war, das uns ein gutes Gefühl gab. Wir sagten uns: „Wenn wir nicht herausfinden, wie wir ihn verändern können, ihn aber unbedingt veröffentlichen wollen, dann muss er eben so sein, wie er ist.“ „horcrux“ Ich habe an meinen Sohn und meine Tochter gedacht. In „Harry Potter“ hat Voldemort die Horkruxe, in denen er einen Teil seiner Seele aufbewahrt. Jemand hat mal zu mir gesagt: „Du kommst nur durch deine Kinder lebendig aus dem Leben. Sie sind diejenigen, die dich lebendig aus dem Leben herausholen." Ich fand das ziemlich witzig, aber ich habe viel darüber nachgedacht, weil ich all das Beste von mir genommen und versucht habe, es in meine Kinder zu stecken. „strangers“ Ich habe diesen Song mit der Absicht geschrieben, ihn einer Person zu geben, die ich sehr bewundere: Adrianne Lenker. Ich wollte unbedingt, dass sie ihn singt. Ich dachte, sie könnte das besser als ich, aber sie war gerade nicht verfügbar oder so, also blieb der Song an mir hängen. Anfangs wollte ich ihn sogar verwerfen, aber dann dachte ich: „Vielleicht hat das Lied doch eine Chance.“ Andere Leute sagten mir: „Bitte wirf diesen Song nicht weg. Ich liebe ihn wirklich.“ Also habe ich es versucht, und hier ist er. Singen ist verdammt beängstigend, wenn ich ehrlich bin. Ich habe nicht richtig darüber nachgedacht, bis es zu spät war. Natürlich ist es einfach, wenn niemand da ist. Aber je mehr Leute dann damit zu tun hatten und anfingen, den Song zu hören, desto beängstigender wurde es. Ich versuche, damit klarzukommen, versuche, mutig zu sein. „hopefully“ (mit Benjamin Zephaniah) Hier ist Benjamin Zephaniah dabei. Ich habe versucht, mich etwas verschlüsselter auszudrücken und etwas abstrakter zu sein, um meine Kinder zu schützen. Es ist echt schwer, meine Liebe zu ihnen in Worte zu fassen. Das Echo, das man hört, sind mein Sohn und ich auf unseren Fahrrädern unter einer Brücke. Jedes Mal, wenn wir unter einer Brücke hindurchfahren, sagt er „Echo“, weil ihm der Klang gefällt – mir übrigens auch. Ich habe davon viele Aufnahmen gemacht. Dann Benjamin Zephaniah am Ende: Ich hatte am Tag zuvor diese Dokumentation gesehen und diesen Ausschnitt gehört und dachte: „Das fasst all das zusammen, was ich sagen will, auf eine direktere und prägnantere Weise.“ „purpose“ (mit Navy Blue) Hier ist Navy Blue dabei. Mit dieser Zusammenarbeit ist ein Traum für mich in Erfüllung gegangen. Das hat sich ganz einfach ergeben. Wir hatten über Textnachrichten kommuniziert. Ich habe ihm spontan eine Nachricht geschickt und gesagt: „Ich habe diesen Song geschrieben, ich glaube, er gefällt dir.“ Er saß gerade an einem Strand in Jamaika und schrieb sofort den Text dazu und schickte ihn mir am nächsten Tag zurück. „don’t fix it“ (mit Nick Hakim) Das sind ich und der großartige Nick Hakim. Es war der letzte Song, den wir für das Album gemacht haben. Wir waren in seinem Studio in New York. Es war ein sehr bewegender Tag für mich, ihm zuzusehen. Ich bin ein großer Fan von Nick Hakim. Er hat nicht gesungen, weil es natürlich schwer ist, sich von etwas zu trennen, das einem so viel bedeutet. Dann hat er sich in die Ecke gekauert, das Mikro an die Lippen gehalten und diesen kleinen Refrain ins Mikro gesprochen. Es war ein Privileg, jemanden dabei zu beobachten, wie er genau das tut, wozu er bestimmt ist, und das in deiner Gegenwart. „about time“ Der Song musste wegen meines Sohnes am Ende des Albums stehen, weil es so klingt, als würde er mir sagen, ich soll aufhören, Musik zu machen, und mich darauf konzentrieren, Vater zu sein. Ich wollte, dass er ziemlich an den Anfang kommt, damit er nicht untergeht, aber dann konnte er nirgendwo anders stehen. Er gehört einfach genau dorthin.

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