God Of Angels Trust

God Of Angels Trust

Auf dem neunten Album der dänischen Rockband Volbeat verwarf Sänger und Gitarrist Michael Poulsen seine übliche Songwriting-Routine und verfolgte einen „Alles ist erlaubt“-Ansatz. Nach einer einjährigen Pause – verursacht durch seine dritte Stimmbandoperation sowie eine Tour mit seiner Death Metal-Band Asinhell – kam Poulsen wieder mit seinen Volbeat-Bandkollegen Kaspar Boye Larsen (Bass) und Jon Larsen (Schlagzeug) zusammen, um die Songs für das neue Album „God Of Angels Trust“ zu schreiben. „Wir waren eine so lange Pause nicht gewohnt“, erzählt Poulsen gegenüber Apple Music. „Als es dann Zeit für Volbeat war, zurückzukehren, brannten wir innerlich – wie ein Funke auf einem Benzinfass. Es fühlte sich an wie ein Neubeginn. Also dachten wir: Warum gehen wir dieses Album nicht an wie das allererste Volbeat-Album – ganz ohne viel Nachdenken über Strukturen?“ Poulsen testete diese Strategie mit dem Song „In the Barn of the Goat Giving Birth to Satan’s Spawn in a Dying World of Doom“ – ein sperriger Titel für ein Lied, das trotz fehlendem Refrain erstaunlich eingängig ist. „Ich fragte mich: Was wäre, wenn die Leute auf etwas anderes warten als den Refrain?“, erklärt Poulsen. „Bei diesem Song warten sie nur darauf, dass wir diese völlig absurde Horrorfilmzeile singen – und es funktioniert. Aber nach ein paar solcher Stücke übernahm dann doch wieder die andere Gehirnhälfte das Ruder: die, die etwas von Struktur und Songaufbau versteht.“ Einige der Stücke – darunter „Acid Rain“, „Time Will Heal“ und das besonders berührende „Lonely Fields“ – handeln von Poulsens 2008 verstorbenem Vater. Im Folgenden kommentiert der Sänger die einzelnen Stücke. „Devils are Awake“ Dieser Song fasst so ziemlich alles zusammen, worum es auf dem Album geht. Auf dem Cover sieht man ein Kind im Bett – und in der Türöffnung steht eine Ziege. Viele deuten sie als Teufel. Die Ziege symbolisiert oft das Böse oder den Teufel. Arme Ziege – sie sollte die Menschheit verklagen. Aber wir wissen, dass das wahre Böse von Menschen geschaffen wird. Und es tritt oft in Verkleidung auf. Wenn wir unsere Kinder ins Bett bringen, dürfen sie glauben, dass die Welt nur aus Eiscreme und Einhörnern besteht. Aber draußen wartet die Realität. „By a Monster’s Hand“ Wenn die Leute sich das Video ansehen, werden sie denken: „Oh, es geht um einen Serienmörder.“ Und der Serienmörder sieht aus wie … Ich werde keinen Namen nennen, weil ich dem Kerl keinerlei Ehre erweisen will. Die Opfer verdienen mehr Respekt. Früher kamen Serienmörder ins Gefängnis und der Schlüssel wurde weggeworfen. Heute schauen wir ihnen im Fernsehen zu. Sie sprechen zu uns in den Nachrichten. Und keiner traut sich, etwas zu tun. „Acid Rain“ Manche meiner Texte sind sehr direkt und man weiß genau, worum es geht. Aber ich mag Texte, die Raum für drei oder vier unterschiedliche Interpretationen lassen. Dieser handelt vor allem von einer außerkörperlichen Erfahrung – davon, deinen Körper zu verlassen, um deinen Geist geliebte Verstorbene besuchen zu lassen, die du vermisst. Für mich geht es darum, meinen Körper zu verlassen, um meinem Vater begegnen und ihm erzählen zu können, was in meinem Leben passiert. Und ich möchte wissen, was in seinem Leben vor sich geht, wenn er eins hat. „Demonic Depression“ Das war eigentlich ein Song für meine Death Metal-Band Asinhell. Doch dann kam mir dieser eingängige Refrain, der eindeutig nach Volbeat klang. Also beschloss ich, einen Volbeat-Song daraus zu machen, und ich bin froh, dass ich das getan habe. Er hat eine großartige Energie, behandelt aber ein ernstes Thema: eine so zerstörerische Depression, dass sie fast dämonisch wirkt. Es ist witzig: Vielleicht sechs oder sieben Leute aus meinem Freundeskreis fragten mich, ob der Song von ihnen handele, weil sie sich wirklich damit identifizieren konnten. Aber die Person, über die ich tatsächlich geschrieben habe, rief mich an und meinte nur: „Verdammt großartiger Song, Mann!“ „In the Barn of the Goat Giving Birth to Satan’s Spawn in a Dying World of Doom“ Hier wollte ich bewusst nicht den Refrain als Höhepunkt oder Herzstück des Songs setzen. Ich kam auf diese absurde Horrorfilmzeile, die der Titel ist. Das ist etwas, was ich eigentlich schon lange mache. Im Proberaum improvisiere ich solche Titel zum Spaß – ich behalte sie nur nie. Dieses Mal habe ich es getan. Aber diese Zeile, der Titel des Songs, kommt nur einmal vor. Sie ist der Höhepunkt. Stell dir ein Stadion oder eine Arena vor, in der die Menge diese Zeile gemeinsam singt. „Time Will Heal“ Hier passieren viele emotionale Dinge. Es geht hauptsächlich darum, mit Verlust umzugehen und zu akzeptieren, dass wir gute und schlechte Tage haben. Wenn wir die schlechten Tage nicht annehmen können – wohl wissend, dass sie zum Leben dazugehören –, wie sollen wir dann je die guten genießen? Seit dem Tod meines Vaters und durch viele Erlebnisse musste ich lernen, ein Gleichgewicht zu finden, um nicht in ein schwarzes Loch zu fallen. Für mich reicht es meistens, mich um meine Kinder zu kümmern. Dann wirst du plötzlich zweitrangig: Es geht nicht um dich. „Better Be Fueled than Tamed“ Manchmal können wir in unserem Leben zu bequem werden. Ich glaube, wir müssen da vorsichtig sein. Es ist toll, sich wohlzufühlen – es ist toll, inneren Frieden zu finden, der es einem ermöglicht, all die großen Herausforderungen des Lebens zu meistern. Trotzdem glaube ich, dass du die besten Ergebnisse im Leben nur dann erzielen kannst, wenn du voller Energie bist. Du musst diesen Funken im Herzen haben, mit dem du niemals aufgibst. Wenn wir zu bequem oder zu sorglos werden, sehen wir nicht wirklich, was um uns herum passiert. „At the End of the Sirens“ Vor vielen Jahren hatten wir einen Song namens „The Hangman’s Body Count“ auf unserem Album „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“. Dies hier ist textlich eine andere Version davon: Der Tod sitzt in seinem Sessel in der Unterwelt und hat vor sich all diese Bildschirme, mit denen er auf die Stadt blickt, in der er sich gerade befindet. Und er sagt: „Wer geht heute?“ Wenn er sich entschieden hat, löst er eine große Sirene aus, die alle in der Stadt hören können. Und alle werden paranoid, weil sie wissen, dass der Tod an die Tür klopft und sagt: „Es ist Zeit.“ „Lonely Fields“ Als Kind fuhr ich mit meinem Vater auf seinem Moped auf die Felder hinaus, um Mais für seine Vögel zu sammeln. Ich rieche noch heute die Apfel- und Birnbäume, das Gras, den Mais. Wo ich jetzt wohne, sehe ich tatsächlich vom Fenster aus ein großes Maisfeld. Ich träumte, dass Vögel ans Fenster klopfen und mir eine Silhouette im Feld zeigen. Diese Silhouette ist der Geist meines Vaters, und er sagt: „Komm, Junge. Wach auf. Wir müssen Mais für die Vögel sammeln.“ Ich verlasse das Schlafzimmer, gehe hinaus und umarme meinen Vater, und wir sammeln gemeinsam Mais. Dann sagt er, ich solle zurück ins Bett. Aber ich beschließe, mit ihm zu gehen. Und dann wache ich auf. „Enlighten the Disorder (By a Monster’s Hand Part 2)“ Dies ist die Fortsetzung von „By a Monster’s Hand“. Der Serienmörder hat in seinem Haus Trophäen seiner Opfer gesammelt. Aber ein Sturm kommt auf und reißt das Dach mit sich. All seine Trophäen, die Körperteile, sind über die ganze Stadt verstreut. Er zieht mit einem Wagen los, um sie für ein großes Finale des Puppentheaters einzusammeln, das er all die Jahre mit den Körperteilen veranstaltet hat. Er ist so besessen von der Idee, die Hauptrolle zu spielen, dass er beginnt, seine eigenen Gliedmaßen abzuschneiden, um in die Kiste mit den anderen Körperteilen zu passen. Er schafft es, sich selbst hinter die Gitter zu bringen, und hat nun keine Arme mehr, um wieder herauszukommen.

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