Collapsed in Sunbeams (Deluxe)

Collapsed in Sunbeams (Deluxe)

„Ich möchte mir nicht zu sehr den Kopf zerbrechen“, erzählt Arlo Parks Apple Music. „Das kann der Musik die Magie nehmen. Normalerweise brauche ich von der Idee für einen Song bis zu seiner Vollendung eine Stunde oder weniger. Wenn ich ihn mir dann noch mal anhöre und er so klingt, wie ich es mir vorgestellt habe, mache ich mit etwas anderem weiter.“ Die Songwriterin aus dem Westen Londons fährt gut damit, auf ihr „Bauchgefühl“ zu hören. Auf dem Debütalbum „Collapsed in Sunbeams“ zeigt sich ihr Händchen dafür, Traurigkeit und Optimismus in progressiven Indie-Pop zu verpacken. „Mir war eine gewisse Balance wichtig“, sagt sie. „Das Album soll die schwierigen Momente des Lebens aufgreifen – entschlossen, aber ohne dass man sich aufgezehrt oder unglücklich fühlt. Es soll eine hoffnungsvolle Grundstimmung vermitteln, ohne dabei blauäugig zu sein, und ebenso die bittersüßen Aspekte des Lebens widerspiegeln.“ Auf „Collapsed in Sunbeams“ gelingt es Parks, wichtige Stationen des Heranwachsens mit ihrer individuellen musikalischen Entwicklung zu verbinden und so etwas ganz schön Spektakuläres zu erschaffen. Im Folgenden spricht sie über ihr Album – Track für Track.Collapsed in Sunbeams„Mir war klar, dass ich auf dem Album mit Gedichten arbeiten möchte, aber ich war mir nicht ganz sicher, wie ich sie einbinden kann. Tatsächlich war dieses Spoken-Word-Stück, das ich in meinem Schlafzimmer aufnahm, der letzte Beitrag für mein Album. Mir gefiel der Gedanke, mich auf intime Art und Weise an die Hörerinnen und Hörer zu wenden – ich wollte betonen, dass ich sie auf diesem Weg miteinbeziehen möchte, auch wenn sich die Geschichten auf dem Album um mich, mein Leben und meine Welt drehen. Ich wollte eine mächtige Bildsprache entwickeln. Denn ich habe mich schon immer zu äußerst sinnlichen Schriftstellerinnen hingezogen gefühlt – Autorinnen wie Zadie Smith oder Eileen Myles, die sich den kleinen Details verschrieben haben. Zudem wollte ich die Vorstellung von Heilung, Entwicklung und davon, mit sich selbst im Reinen zu sein, ganzheitlich ausloten. Denn auf dem Album geht es um die ersten Male, die ich mich verliebte, Schmerz empfand, mich wehrte und Grenzen setzte.“Hurt„Ich erholte mich gerade von einer Schreibblockade und der Gedanke daran, ein Album zu machen, hatte etwas Beängstigendes für mich. Luca [Buccellati, Parks’ Co-Produzent und Co-Autor] war im Januar aus L.A. gekommen und wir hatten uns länger nicht gesehen. Zu der Zeit habe ich Motown und The Supremes gehört, außerdem viele Produktionen von Inflo und Cleo Sol. Es sollte etwas Triumphales und Tanzbares entstehen. Die Idee hinter dem Song war: Egal, wie schlimm etwas auch sein kann, es relativiert sich mit dem Blick auf die Freude, die in der Zukunft wartet. Es gibt ein Zitat der Dichterin Audre Lorde, das mir sehr gefiel: ‚Schmerz wird sich entweder ändern oder vorübergehen.‘ Darum ging es in dem Song für mich.“Too Good„Dieser Song entstand zusammen mit Paul Epworth in einer unserer ersten Sessions. Ich gab ihm all die Musik, die ich zu jener Zeit ständig hörte – von sambischem Psychedelic Rock über MF DOOM und Hip-Hop, den ich liebe, bis Tame Impala und großem Nineties-Pop von TLC. Von da an ging es richtig los: Paul startete mit einem Drumbeat, und ich rannte andauernd zwischen den Mikrofonen hin und her, sang in sie hinein und spielte dann etwas auf der Gitarre. Ich mag einige der kleinen Details, etwa die Delle am Handgelenk oder die Erwähnung von Thom Yorke. Es fühlt sich absolut nach mir an.“Hope„In diesem Song geht es um einen Freund von mir, aber er geht auch dem allgemeinen Gedanken nach, innerlich festzustecken, sich niedergeschlagen, isoliert und einsam zu fühlen – und sich dafür auch noch zu schämen. Es ist schon seltsam, wie sich die Dinge dann zufälligerweise während der Pandemie so ergeben haben. Diese gewisse Scham ist Bestandteil der Strophen, sodass der Refrain als Befreiungsschrei verstanden werden sollte. Ich stellte mir eine Halle voller Menschen bei einer Show vor, die sich an einem Punkt in ihrem Leben vielleicht auch schon mal einsam gefühlt haben und sich jetzt beim gemeinsamen Singen in diesem kollektiven Schrei äußern, sich umsehen und erkennen, dass sie nicht alleine sind. Außerdem war mir ein kurzer Spoken-Word-Break wichtig – einfach als ein Moment, der mich noch stärker mit den Hörerinnen und Hörern verbindet. Als wäre ich die andere Person bei einem Telefongespräch.“Caroline„‚Caroline‘ und ‚For Violet‘ habe ich beide an einem einzigen, äußerst kreativen Tag geschrieben – mit meiner kleinen Flasche eines acht Pfund teuren Casillero del Diablo. Ich fühlte mich in die Zeit zurückversetzt, als ich mit sieben oder acht Jahren damit begann, figurenbasierte Kurzgeschichten mit Alltagsbeobachtungen zu schreiben. Ich erinnerte mich an einen Streit eines Pärchens auf der Oxford Street, von dem ich nur ungefähr 30 Sekunden mitbekam, mich aber dabei ertappte, wie ich mir all diese Fragen stellte: Wie konnten sie ihre Beziehungsprobleme nur so heftig in der Öffentlichkeit austragen? Was hat dazu geführt? Endete die Beziehung genau an der Stelle? Der Gedanke, einer Beziehung ohne jedweden Kontext beizuwohnen, war für mich sehr aufregend, sodass sich die Lyrics einfach als eine Art Bewusstseinsstrom ergaben – als würde ich die Story einer Freundin oder einem Freund übermitteln. Die Harmonien sind für diesen Song auch außerordentlich wichtig und wurden von einem Video der Beatles inspiriert, in dem sie ‚This Boy‘ performen. Der Refrain hat etwas so ungemein Explosives und Befreiendes – und die Harmonien untermalen das gut.“Black Dog„Ein sehr besonderer Song für mich, den ich über meine beste Freundin geschrieben habe. Ich erinnere mich, dass ich beim Schreiben des Songs verwirrt war und mich hilflos gefühlt habe, weil ich versuchte zu verstehen, was Depressionen bedeuten und was sie durchmachte. Die Musik war dabei eine Art der Katharsis, um die Dinge zu sehen, die zuvor unsichtbar schienen. Ich nahm die Vocals mit einem Kloß im Hals auf, weil es so ungeschönt war. In musikalischer Hinsicht orientierte ich mich an Songs wie ‚Nude‘ und ‚House of Cards‘ von ‚In Rainbows‘, Musik von Nick Drake und Tracks von Sufjan Stevens’ Album ‚Carrie & Lowell‘. Der Song sollte etwas Reduziertes haben.“Green Eyes„Frank Ocean hat mich hier sehr inspiriert, vor allem ‚Futura Free‘ [vom 2016er-Album ‚Blonde‘]. Außerdem hörte ich häufig ‚Moon Safari‘ von Air, Stereolab, Unknown Mortal Orchestra, Tirzah, Beach House und vieles mehr von dieser verträumten, nostalgischen Popmusik, die ich sehr liebe. Es war wichtig, dass die Instrumentierung eine gewisse Wärme vermittelt, da sich dieser Song in den Strophen ziemlich schmerzvollen Aspekten widmet. Ich wollte mich den Themen Selbstakzeptanz und Selbstfindung nähern, ebenso dem Geschlechterkonzept und der Tatsache, dass Menschen von ihren Eltern nicht akzeptiert werden. Zu verstehen, dass man sich lediglich darauf fokussieren muss, man selbst zu sein, war eine schwer erkämpfte Erkenntnis für mich.“Just Go„Hier sind viele Erfahrungen, die ich mit toxischen Personen gemacht habe, in einem Song gebündelt. Ich wollte darüber sprechen, negative Energie aus dem Leben zu verbannen, und darüber, wie erfrischend, aber zugleich traurig es sich danach anfühlt. Dieses leichte Stechen, wenn man jemanden vermisst, aber genau weiß, dass es einem ohne ihn oder sie besser geht. Ich dachte an diese Momente, in denen man versucht, einen Konflikt friedlich zu lösen, es dann aber doch zu all diesen dramatischen Ausbrüchen kommt. Letztlich erkennst du: ‚Mann, du hast dich nicht verändert.‘ Daher sollte es ein Trennungssong sein, mit dem einfach ausgedrückt wird: ‚Kein Groll, aber verschwinde bitte aus meinem Leben.‘“For Violet„Ich stellte mir vor, im Weltraum oder in einer Wüste zu sein, wo überall Stille herrscht und du allein mit deinen Gedanken bist. Ich dachte an ‚Roads‘ von Portishead, das mir ein ähnliches Gefühl vermittelt. Es ist reduziert, düster und tiefgründig. Der Song bezieht sich auf die Momente des Erwachsenwerdens, in denen du erkennst, dass das Leben doch ein wenig schwieriger und düsterer ist, als du zunächst gedacht hattest. Ich denke, wir alle haben diesen Punkt, an dem uns ein wenig unsere Unschuld genommen wird. Es ist die Geschichte von diesen großen Krisen, die du in Freundschaften überstehen musst, und dich fragst, wie du jemandem helfen kannst, ohne dich selbst zu überfordern. Diese Balance thematisiere ich auf dem Album ziemlich oft.“Eugene„Sowohl ‚Black Dog‘ als auch ‚Eugene‘ stehen für die Zeit zwischen meinen früheren EPs und dem Album. Ich zog aus all diesen verschiedenen Klangebenen etwas heraus und versuchte, einen Sound zu erzeugen, dem eine wärmere Note innewohnt. Und ich experimentierte mit Lyrics, die etwas surrealer sind. Ich widmete mich das erste Mal sehr dem Thema ‚Träume‘ und ungemein persönlichen Dingen. Was mein Selbstbewusstsein als Songwriterin angeht, fühlte es sich an wie ein echter Schritt nach vorn – und zu erfahren, dass der Song Leuten geholfen hat, besser mit sich selbst klarzukommen – das ist unglaublich!“Bluish„Der Song sollte etwas sehr Geschlossenes. Etwas Kompaktes mit Raum für Seltsames. Er sollte das Gefühl wiedergeben, in einer Freundschaft eingeengt zu sein – das Gefühl, dass man denkt, ständig mehr geben zu müssen, als man kann, und die Erwartung, auf eine Art da sein zu müssen, der man nicht entsprechen kann. Ich wollte die Möglichkeit erkunden, Grenzen zu setzen. Der dem Afrobeat entlehnte Rhythmus wurde tatsächlich von ‚Identikit‘ von Radiohead [vom 2016er-Album ‚A Moon Shaped Pool‘] inspiriert. Die Lyrics laufen beinahe über vor Bildern. Ich liebte das an Adrianne Lenkers Album ‚songs‘: Es gibt diese Stellen, an denen sie all diese verschiedenen Momente, Farben und Sinne, Strukturen und Emotionen aufgreift. Dieser Song musste einfach etwas von einem Angriff auf die Sinne haben.“Portra 400„Dieser Song sollte so klingen wie die Credits im Abspann eines Coming-of-Age-Films – ‚Confusion – Sommer der Ausgeflippten‘ oder ‚The Breakfast Club‘ zum Beispiel. Euphorisch, aber dennoch mit der bittersüßen Note des Albums. Als verwandle man etwas Schmerzvolles in einen Regenbogen. Paul [Epworth] fügte dem Song viel Herzlichkeit und Kraftvolles hinzu, sodass es klingt, als ende das Album mit einem Hochgefühl. Teilweise wurde der Song von Patti Smiths ‚Just Kids‘ inspiriert – und von zwischenmenschlichen Beziehungen, die durch ungesunde Bewältigungsmechanismen zum Scheitern gebracht und aufgelöst wurden.“

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