Blue Neighbourhood

Blue Neighbourhood

„Rückblickend bin ich stolz und voller Freude“, erzählt Troye Sivan Apple Music, wenn er an sein Debüt zurückdenkt. Der in Johannesburg geborene und in Perth aufgewachsene Singer-Songwriter war gerade 20, als es veröffentlicht wurde. Zu diesem Zeitpunkt war er schon längst auf YouTube berühmt geworden, wo er sich 2013 auch zu seiner Homosexualität bekannte. „Blue Neighbourhood“ kam zwei Jahre später heraus. „Alles in allem ging es um meine erste Beziehung und um ihr Ende“, gesteht er und ergänzt: „Ich war zuvor noch in keiner Beziehung, also wusste ich auch nicht, wie es sich anfühlen würde. Alles war so neu für mich – vom Entstehungsprozess des Albums über meine ersten TV-Auftritte bis hin zu den Shootings der Musikvideos und der ganzen Promo-Kampagne. Es war so ein Durcheinander. Im Nachhinein kann ich aber mit einem guten Gefühl auf diese besondere Zeit zurückblicken.“Durch all die intimen Geschichten über seine ersten Liebeserfahrungen, in denen er sich seiner Identität bewusst wurde, hat das Album Sivans Status als neues, queeres Sprachrohr innerhalb der Popmusik gefestigt. „Eine Sache, die ich an Musik am meisten mag, ist, wie Menschen sie auf ihr eigenes Leben anwenden“, sagt er und führt diesen Gedanken weiter aus: „Dir selbst ist das so lange nicht klar, bis du jemanden triffst und feststellst, dass ein ganz bestimmter Song, ein Album oder eine Tour für dich eine komplett andere Bedeutung haben als für die andere Person. Ich glaube, das muss das Ziel sein – der Grund, aus dem wir tun, was wir tun.“ An dieser Stelle geht Sivan die Storys auf „Blue Neighbourhood“ Track für Track durch.WILD„Hierfür habe ich mit Alex Hope zusammengearbeitet, einem unglaublichen Autor und Producer aus Australien. Mittlerweile sind wir wirklich gute Freunde. Es fühlte sich ein bisschen so an, als würden zwei Kids ohne Elternaufsicht miteinander abhängen. ‚WILD‘ war der erste Song, den Alex komplett produziert hat. Ich selbst ließ bloß meine Ideen sprudeln und schaute, was davon brauchbar war. Wir haben alles ausprobiert – und dabei so viele miese Songs geschrieben. Das Ergründen und die Neugier sind Dinge, die ich extrem liebgewonnen habe und denen ich mich nun selbst immer mehr zuwenden möchte.“BITE„Mein erstes Mal in einem Gay Club war mit ein paar Freunden in Südafrika. Ich habe eine sehr lebendige Erinnerung daran, wie ich reinmarschiert bin und meine Füße erst mal wieder vom klebrigen Boden lösen musste. In diesem Moment hat sich mein Geist erweitert und ist quasi durch die Decke gegangen. Da waren zum einen Bedenken, das beklemmende Gefühl und die Angst, aber auch Aufregung, Neugier und das riesige Vergnügen, unter Gleichgesinnten zu sein. Und natürlich ging es auch darum, an einem Ort zu sein, an dem ich mir keine Sorgen darüber machen musste, dafür verurteilt zu werden, dass ich einen Jungen küssen möchte. Für jede queere Person ist das ein besonderer Moment, wenn sie zum ersten Mal einen Queer Space betritt. Es ist zugleich euphorisierend und beängstigend.“FOOLS„‚FOOLS‘ ist während einer Session von mir, Alex und [dem australischen Produzenten] Pip Norman entstanden. Ich erinnere mich noch, wie ich an dem Tag einen richtig miesen Song geschrieben habe. Während dieser Zeit habe ich mein gesamtes Selbstwertgefühl darauf projiziert, was ich an einem Tag zu Papier brachte. Ich war mir nicht sicher, ob ich mir gerecht würde und ob es überhaupt die richtige Entscheidung war, dass ich einen Albumvertrag unterschrieben hatte. Ich habe schlichtweg an mir selbst gezweifelt. Am Ende des Tages sagte Pip: ‚Lass uns einfach in den letzten 20 Minuten noch was schreiben. Wenn’s passt, dann passt’s. Falls nicht, gehen wir halt nach Hause.‘ Da meinte ich zu ihm: ‚Spiel die traurigsten Akkorde, die dir einfallen.‘ Dann spielte er den ersten Akkord aus ‚FOOLS‘ und wir sind dabei geblieben.“EASE (feat. Broods)„Vermutlich mein Lieblingstrack auf dem Album und generell einer meiner Lieblingssongs, an denen ich je beteiligt war. Ich war ziemlich ehrfürchtig und nervös. Auch das Singen fiel mir schwer; ich war wohl krank oder so. Georgia [Nott, Broods-Sängerin] hat dann ein paar Background-Vocals aufgesetzt, an denen ich mich orientieren konnte. Einfach nur ihre Stimme in dem Song zu hören, das rührt mich buchstäblich zu Tränen. Zu der Zeit war ich eine Weile in L.A., wo wir uns auch deshalb so gut verstanden, weil wir alle das Gefühl hatten, irgendetwas in Australien oder Neuseeland zu verpassen, unserem Fleckchen Heimat auf dieser Erde.“THE QUIET„Diesen Song habe ich selbst geschrieben. Ich hatte mich gerade mit einer befreundeten Person überworfen. Das war mir noch nie passiert ist, und daher fühlt es sich für mich so schräg an. Wir hatten keinen Streit, da war nur plötzlich diese Distanz zwischen uns, die es vorher nicht gegeben hatte. Ich konnte das einfach nicht verstehen. Der Song ist wie ein Gedankenkarussell, immer in Bewegung und interaktiv. Dabei war es nicht mal mein Anspruch, etwas sonderlich Poetisches zu machen.“DKLA (feat. Tkay Maidza)„In dem Song geht es um Selbstschutz, aber auch darum, dass es wiederum schädlich sein kann, wenn man sich jedem Anflug von Liebe oder einer Beziehung entzieht. Ich hatte so viel Spaß, diesen Song zu produzieren. Ich bin immer noch ganz aufgeregt, wenn die Drums ertönen. Außerdem bin ich ein riesiger Fan von Tkay Maidza. Ich fühle mich bereits dadurch so cool, mit ihr in einem Atemzug genannt zu werden.“TALK ME DOWN„Es geht um diese eine bestimmte Person, die immer dann auftaucht, wenn du sie am meisten brauchst, und die dich einfach nur durch ihre Worte runterbringen kann, wenn du gerade eine harte Zeit hast. Hin und wieder schreibt jemand eine Melodie, bei der ich mir denke: ‚Sicher, dass das für nicht etwas anderes ist? Könnte das wirklich meine sein? Können wir die Melodie einfach nehmen und einen Troye Sivan-Song daraus machen?‘ Ich hab mich so sehr in diese Melodie hier verliebt.“COOL„Rückblickend hat der Track immer noch große Bedeutung für mich. Ähnliche Themen, in denen es darum geht, sich in L.A. ein wenig verloren zu fühlen, sind nach wie vor präsent. Während dieser Zeit hat es sich so erfrischend angefühlt mitgerissen zu werden, alles ehrfürchtig aufzusaugen und sich mit großen Augen darüber im Klaren zu werden, dass das hier gerade nicht Australien ist. Das hier ist nicht einmal das richtige Leben. Und ich bin buchstäblich dahingeschmolzen [als Kylie Minogue den Song 2020 für ihre ‚Zu Hause mit‘-Session auf Apple Music gecovert hat]. Eines Tages rief sie mich an und war einfach so lässig und chill. Sie sagte: ‚Hey Babe, wie gehen die Lyrics für die Bridge in „COOL“?‘ Ich meinte nur: ‚Du meinst mein „COOL“? Wieso? Was habe ich getan? Warum willst du diese Information von mir?‘ Ich war einfach so aufgeregt.“HEAVEN (feat. Betty Who)„Ich glaube, ich habe bloß deshalb nicht über mein Coming-out geschrieben, weil der Gedanke daran so unfassbar beängstigend war. Es ist eine alles verändernde Erfahrung im Leben einer jeden queeren Person. Ich wusste nicht, wie ich darüber schreiben sollte, ohne dass es runtergespielt, überzogen oder kitschig rüberkommt, gerade weil es sich einfach nur echt und bodenständig anfühlen sollte. Das war so ein wichtiger Moment in meinem Leben, also musste ich auch in der richtigen Art und Weise darüber sprechen. Am Ende haben Alex, Jack Antonoff, ich und – schrägerweise – Grimes den Song gemacht, die zu Beginn mit einem kleinen Vocal-Sample auftaucht. Jack hatte mit Samples rumgebastelt, eines davon dann aufgesetzt und hinterher gesagt: ‚Ach übrigens, das ist Grimes’ Stimme.‘ Ich war so ehrfürchtig in [Antonoffs] Gegenwart. Ich bewundere ihn. Ein süßer jüdischer Junge, der mich an so viele Menschen aus meinem Privatleben erinnert. Er hat uns beiden komplett die Befangenheit genommen. Ich erinnere mich noch, wie Alex und ich sagten: ‚Das können wir gar nicht in den Sand setzen.‘ Ich bin sehr, sehr happy mit dem Track.“YOUTH„Ich erinnere mich an flüchtige Anflüge der Aufregung über diesen Song, die jedoch recht schnell wieder abflachten. Ganz ehrlich, andere Menschen mochten den Song, also habe ich ihnen einfach vertraut – und es hat mein Leben verändert. Ich habe immer noch gemischte Gefühle, habe aber auch meinen Frieden damit gemacht. Mittlerweile bin ich sehr dankbar für den Einfluss, den der Song auf mich persönlich und auf meine Karriere hatte.“LOST BOY„Ich war zuvor noch in keiner Beziehung, also wusste ich auch nicht, wie es sich anfühlen würde. Ich merkte zwar, dass irgendwas nicht stimmte, hatte jedoch keinen Vergleichspunkt. Es war richtig scheiße von mir, viel zu lange geblieben zu sein und nicht im Vorfeld mehr darüber gesprochen zu haben. Ich wusste schlichtweg nicht, was ich tat. Einige der Songs wurden geschrieben, während ich noch in dieser Beziehung war. Ich bin dann regelmäßig ins Studio gegangen, habe all meine Emotionen runtergeschrieben und bin dann wieder nach Hause, um diese Gefühle aufs Neue auszuloten. Ich war der ‚LOST BOY‘, der an dieser Stelle Verwirrung und die gemischten Gefühle ablegte. ‚Ich habe Zweifel, aber es ist schön, denn vielleicht fühlt sich ja jede andere Beziehung auch so an.‘“for him. (feat. Allday)„Ich denke, der Track ist ein eindeutiger Hinweis darauf, wie es in meinem Kopf hin und her ging. Ich hatte wirklich eine tolle Zeit in dieser Beziehung; da war so viel, das sich zu lieben lohnte. Rückblickend war die ganze Beziehung wirklich wundervoll – weshalb ich ihr unbedingt einen Song widmen wollte. Dabei war es nicht mal der Plan, ihn auf irgendeine Weise zu veröffentlichen. Es war eher als kleines Geschenk gedacht. Doch der Song hat schnell Anklang gefunden, weshalb ich mich dazu entschloss, ihn mit aufs Album zu nehmen.“SUBURBIA„Wenn ich mich selbst frage, ob mich als Person wohl eher die fünf, sechs Jahre in L.A. oder meine 18 Jahre zuvor in Perth geformt haben, ist es für mich immer noch zu hundert Prozent Perth, denn da wurden die Weichen für meine Persönlichkeitsentwicklung gestellt. Ich liebe diesen Ort, doch noch mehr als das liebe ich meine Gemeinde dort, meine Familie und meine Freunde. Dieses Heimweh ist hart, gerade während du versuchst, deinen Platz anderswo zu finden. L.A. ist sehr, sehr, sehr weit weg von Perth.“TOO GOOD„Du triffst jemand Unbekanntes und denkst dir von Anfang an: ‚Das fühlt sich zu schön an, um wahr zu sein.‘ Diesem Hochgefühl habe ich mich ganz besonders hingegeben, als ich gerade 19 oder 20 war, das Album produziert habe und zum ersten Mal derartige Erfahrungen machte. Es fühlt sich berauschend an.“BLUE (feat. Alex Hope)„‚BLUE‘ ist ein Herzschmerz-Song, für mich aber auch ein Impuls, etwas zu machen, das Freude bereitet. Ich komm damit klar, es dauert nur manchmal ein Weilchen, weil ich nichts machen möchte, was hinten raus kitschig oder billig wirkt. Alex und ich haben öfter mal was Poppiges, Lustiges und Fröhliches ausprobiert. Zur Belohnung haben wir uns dann einfach wieder fallenlassen, so tief es nur ging. Das hier war einer dieser Momente.“WILD (feat. Alessia Cara)„Alessia ist außergewöhnlich talentiert, wirklich. Ich erinnere mich noch daran, wie aufgeregt ich war, mit ihr diesen Song zu machen. Er fühlt sich sehr, sehr jugendlich und verspielt an. Wenn ich mir das Musikvideo ansehe, wirkt es, als wären wir im Grunde genommen noch Kinder. Es ist einfach sehr sweet, noch mal darauf zurückzublicken.“

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