Auf seinem dritten Soloalbum trifft Fred Gibson (besser bekannt als Fred again...) erneut den Puls seiner Zeit und Umgebung. Als Abschluss einer äußerst persönlichen Trilogie stellt sich der in London lebende Produzent, DJ und Singer-Songwriter auf „Actual Life 3“ einmal mehr den Herausforderungen der Neuerfindung und Überarbeitung seines Sounds. „Ich denke, das Gefühl, von dem ich wirklich besessen bin, ist es, sehr flüchtige Momente zu nehmen und ihre innere Schönheit freizulegen“, sagt er gegenüber Zane Lowe von Apple Music. „Wenn man etwas in normaler Geschwindigkeit sieht und dann in Zeitlupe, erkennt man, dass es dem Moment einen ganz neuen emotionalen Rahmen gibt.“Fred entwickelte diese einzigartige Erzählform erstmals im Jahr 2020 für sein im Folgejahr erschienenes Debüt „Actual Life“, das wie ein Gegenmittel zur melancholischen Ungewissheit der Lockdown-Zeit erschien. In den weiteren Kapiteln tauchte der mit dem BRIT Award ausgezeichnete Produzent, der lange von Brian Eno gefördert wurde, tiefer in seinen Fundus an bunten Schnipseln und Samples aus Alltagsszenen ein und verschmolz Soul, R&B und Bass House-Elemente zu atemberaubend euphorischen und intimen Tracks. „Manchmal bin ich mir dessen bewusst und manchmal nicht“, sagt er. „Aber eines weiß ich: Wenn ich da bin, habe ich jede Menge Ideen.“Ein Großteil dieser LP entstand unterwegs, bei langen Zwischenstopps am Flughafen, in der U-Bahn oder während der Mittagspause. Und wie seine Vorgänger ist auch diese Sammlung an Tracks überwiegend von dieser Arbeitsweise beeinflusst, wobei die einzelnen Stücke mal nach den Menschen benannt sind, mit denen Gibson arbeitete, mal nach Inspirationen im Hintergrund. Gibson schöpft Euphorie aus flüchtigen Emotionen und legt Vocals von Künstler:innen wie dem Londoner Rapper und Sänger BERWYN, dem Songwriter, Sänger und Dichter Mustafa aus Toronto und 070 Shake vom Label G.O.O.D. Music über wummernde Synthies und tiefe, ungestüme Basslines. Aber „Actual Life 3“ zeigt auch eine deutlich größere Erfahrung mit der Welt. Wie bei den Hits, die er für Ed Sheeran, BTS, George Ezra und Stormzy geschrieben hat, kommen Tracks wie „Delilah (pull me out of this)“ (mit Samples von Delilah Montagus Single „Lost Keys“ aus dem Jahr 2021) und „Bleu (better with time)“ (mit Versen aus Yung Bleus Track „You’re Mines Still“ aus dem Jahr 2020) mit ordentlich Schubkraft durch Gibsons gefeierte Auftritte als Online-DJ und -Künstler. Obwohl die Musik, die er bei diesen Gelegenheiten den Menschen präsentierte, eine ideale Spielwiese für seine in Entstehung begriffenen Tracks darstellte, schöpfte er vor allem aus Momenten der Einsamkeit. „Wenn man allein ist“, erklärt er, „kann man einfach in der Welt sein – jeder Ort, an dem im Hintergrund ein Fließband von Menschen läuft, angetrieben von leichter Aufregung, ist für mich das ultimative Geschenk.“