“&” (Ampersand)

“&” (Ampersand)

Dan Smith war schon immer ein Geschichtenerzähler. Der in London lebende Singer-Songwriter hat seit der Gründung von Bastille im Jahr 2010 – ursprünglich als Soloprojekt – bewegende, hymnische Songs über eine Reihe von Charakteren geschrieben, die alles Mögliche durchleben. Das reicht von den Menschen, die in den Vulkanruinen von „Pompeii“ getötet wurden, bis hin zum tragischen Fall von „Icarus“. Auf dem fünften Bastille-Album „‚&‘ (Ampersand)“ erreicht Smith den Höhepunkt seines Storytelling-Songwritings, indem er 14 Tracks komponierte, die sich ausschließlich um historische Figuren drehen. „Ich habe immer die Geschichten anderer verwendet, um die Themen anzusprechen, die ich in meiner Musik behandeln will“, erzählt er Apple Music. „Jetzt habe ich diese Geschichten gesammelt, um eine Gruppe von Menschen zu feiern, die sich gegen die Zeit, in der sie lebten, auflehnten und die ganze Komplexität des Menschseins zeigten.“ „‚&‘ (Ampersand)“ ist Bastille in ihrer kreativsten und ausdrucksstärksten Form. Das geht vom sanft gezupften, gitarrengetragenen Folk in „Emily & Her Penthouse In The Sky“, einer Huldigung der Dichterin Emily Dickinson, über die cineastischen Streicher in „Essie & Paul“, das das Leben der Bürgerrechtler:innen Paul und Essie Robeson ehrt, bis hin zum hymnischen Paukenschlag der Leonard Cohen-Hommage „Leonard & Marianne“. „Ich wollte diese historischen Persönlichkeiten als echte Menschen zeigen und die Zuhörer:innen ermutigen, mehr über sie herauszufinden“, sagt Smith. „Es war eine wunderschöne Welt, in der ich mich bewegt habe.“ Hier sind seine ausführlichen Gedanken zum Album, Track für Track. „Intros & Narrators“ Ich finde es immer hilfreich, die Leute in die Welt eines Albums mit einem Song einzuführen, der zunächst die Szene und meine Absichten beschreibt. Bei vielen der Personen, über die ich auf diesem Album singe, empfand ich mich als unwürdig, über sie zu schreiben. Dieses Gefühl wollte ich in diesem Lied direkt ansprechen. Es geht darum, wie viel Vertrauen wir in diejenigen setzen, die uns die Geschichte erzählen, die wir hören – in diesem Fall also in mich. „Eve & Paradise Lost“ Ich fand es sehr interessant, diese epische Geschichte von Adam und Eva, die sich in so vielen Kulturen widerspiegelt, in eine normale häusliche Situation zu zwingen. Ich habe mir vorgestellt, wie verrückt es gewesen sein muss, die erste Frau zu sein und keine Menschenseele um dich zu haben, die dir hilft oder Ratschläge gibt. Es war eine Herausforderung, das als Mann zu schreiben, aber ich bin wirklich zufrieden damit. „Emily & Her Penthouse In The Sky“ Das meiste, was über Emily Dickinson geschrieben wird, geht davon aus, dass sie eine gequälte, isolierte Dichterin war. Aber nach meinen Recherchen über ihr Leben habe ich festgestellt, dass vieles davon nicht stimmt. Sie war lustig und gesellig und schrieb fantastische Briefe. Der Song ist aus der Perspektive ihrer Schwester geschrieben, die schildert, wer Emily wirklich war. Er beschäftigt sich damit, wie man Menschen wahrnimmt und inwieweit das mit ihrem tatsächlichen Leben übereinstimmt. „Blue Sky & The Painter“ Der Maler Edvard Munch schrieb viel über seine Beziehung zu Depressionen und sprach wortgewandt darüber, dass er seine Kunst ohne die Funktionsweise seines Geistes nicht würde erschaffen können. Ich war fasziniert von dieser Spannung zwischen einem schwierigen Geist und der Fähigkeit, etwas zu kreieren. Musikalisch spiegelt das Stück dieses Gefühl wider, indem es dich in den Glauben versetzt, es sei ruhig und akustisch, um dir dann mit schrillen Verzerrungen diese Basis zu entziehen. „Leonard & Marianne“ Ich habe Nick Broomfields tolle Dokumentation über Leonard Cohen gesehen und wurde dazu inspiriert, diesen Song über seine komplexe Beziehung zu Marianne Ihlen zu schreiben. Ich stelle mir vor, wie Leonard in New York lebt, berühmt ist und an die Zeit mit Marianne auf der griechischen Insel Hydra zurückdenkt, wo sie sich kennenlernten. Es geht um die Ambivalenz, mit einer Person zusammen sein zu wollen, sie aber gleichzeitig zu betrügen. „Marie & Polonium“ Marie Curie ist eine weitere Person, über die ich schreiben wollte, weil sie sich ständig gegen die Gesellschaft auflehnte, in der sie lebte. Sie als Frau fand einen Weg, sich zu bilden, und erfand schließlich die Strahlentherapie, die so viele Leben gerettet hat. Es ist leicht, historische Figuren als Karikaturen zu sehen, aber ich wollte diese Menschen durch diese Lieder menschlicher gestalten. „Red Wine & Wilde“ Ich habe über Oscar Wildes Leben und die ziemlich toxische Beziehung zu Bosie Douglas gelesen, seinem On-off-Partner in seinen späteren Jahren. Wilde war eine treibende Kraft in einer Zeit, in der es illegal war, homosexuell zu sein. Er weigerte sich, sich den regressiven gesellschaftlichen Zwängen zu beugen, aber er war auch kompliziert, weil er eine Familie und Kinder hatte und ein Künstlerleben führte. Ich wollte diese große Geschichte auf eine Nacht zwischen Wilde und Bosie herunterbrechen, um die Komplexität ihrer Beziehung in einer Momentaufnahme einzufangen. „Seasons & Narcissus“ Der Mythos des Narziss wurde auf viele Arten neu erzählt, weil er so relevant für unser heutiges Leben ist, in dem wir ständig mit unserem eigenen Bild auf Handys oder in Zoom-Calls konfrontiert sind. Ich wollte mich mit dieser Besessenheit befassen, indem ich ein ernsthaftes Liebeslied schrieb, das sich schließlich als die Liebe zwischen Narziss und seinem eigenen Spiegelbild entpuppt, mit einem ziemlich morbiden Ende. „Drawbridge & The Baroness“ Das ist einer der seltsamsten und außergewöhnlichsten Songs auf diesem Album, aber ich liebe ihn. Er basiert auf einem Gedankenspiel zu einem philosophischen Dilemma namens „The Drawbridge“ („Zugbrücke“), bei dem es um Macht und die Weltanschauungen der Menschen geht. Ich habe die Idee an meinem Küchentisch ausgearbeitet und Hunderte Spuren meiner eigenen Stimme übereinandergelegt, die miteinander harmonieren. Ich bin wirklich stolz darauf. „The Soprano & Midnight Wonderings (feat. BIM)“ Ich dachte, die Leute könnten mal eine Pause von meiner Stimme auf diesem Album gebrauchen. Also ist in diesem Stück BIM zu hören, eine fantastische Sängerin, die uns seit vielen Jahren auf Tour begleitet. Es ist eine Geschichte aus ihrem Leben, die wir gemeinsam auf Tour geschrieben und dann bei mir zu Hause fertiggestellt haben. Es war mir sehr wichtig, dass sie den Song singt, da sie eine so wunderbare Künstlerin ist. „Essie & Paul“ Ich wollte über Paul und Eslanda Robeson schreiben, ein Ehepaar, das sich für die Bürgerrechte einsetzte. Sie hatten eine komplizierte Beziehung und ich wollte die Kompromisse einer langjährigen Liebe einfangen. Der Song ist auch eine musikalische Anspielung auf „Eleanor Rigby“, denn er besteht nur aus Streichern und Gesang. Ich liebe Sufjan Stevens und andere Künstler:innen, die orchestrale Elemente in ihre Lieder einfließen lassen, daher ist dieser Song ein Traum für mich. „Mademoiselle & The Nunnery Blaze“ Mitten im Schreibprozess des Albums kam ich mit der Historikerin Emma Nagouse in Kontakt. Sie machte mich auf ungewöhnliche Geschichten aufmerksam, die ich erkunden könnte. Sie erzählte mir von dieser unglaublichen französischen Opernsängerin aus dem 17. Jahrhundert, Julie d’Aubigny, die ein erstaunliches Leben führte und einmal ihre Freundin aus einem Nonnenkloster befreite, indem sie es niederbrannte. Ich wollte über diese mitreißende Liebesgeschichte schreiben und über die beiden, die sich nicht um die Zwänge ihrer Zeit scherten. Außerdem versuchte ich mich darin, auf Französisch zu singen. „Zheng Yi Sao & Questions For Her“ Eine andere Figur, auf die mich Emma aufmerksam machte, war Zheng Yisao. Sie führte ein Piratenimperium, das so mächtig war, dass es das chinesische Kaiserreich im frühen 19. Jahrhundert herausforderte. Ich finde es verrückt, dass sie nicht bekannter ist. Dieser Song blickt mit Ehrfurcht aus der Gegenwart auf sie zurück und fragt, wie sie es geschafft hat, all das zu erreichen. Es ist definitiv der bombastischste Track auf dem Album. „Telegraph Road 1977 & 2024“ Als ich 13 war, schenkte mir mein Vater ein Buch mit Gedichten, die er geschrieben hatte, als er mit meiner Mutter durch Amerika reiste. Darin war ein Vers über Obdachlosigkeit in San Francisco, den ich zu einem Song machen wollte. Das wollte ich schon immer einmal aufgreifen, und dieses Album war die perfekte Gelegenheit dafür. Ich fügte eine Strophe aus meiner Perspektive im Jahr 2024 hinzu, die sich auf die Worte meines Vaters bezieht, und beende das Album aus meiner Sicht, so wie ich es begonnen habe. Außerdem hat meine Mutter als Backgroundsängerin mitgewirkt, das war etwas ganz Besonderes.

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