Welcome to the Madhouse

Welcome to the Madhouse

„Natürlich gehst du nie davon aus, dass deine Musik so groß werden würde, wie das bei mir passiert ist“, sagt Tones and I gegenüber Apple Music. Die als Toni Watson geborene australische Singer-Songwriterin begann ihre Karriere als Straßenmusikerin in Byron Bay. Dann, im Jahr 2019, änderte sich alles: Ihre Single „Dance Monkey“ ging viral und katapultierte Watson ins globale Rampenlicht. „Als ich mit dem Schreiben der ersten Tracks begann, arbeitete ich im Einzelhandel, dann lebte ich in meinem Van – und plötzlich befand ich mich auf einer Tour um die Welt“, sagt sie. „Dann gab es eine weltweite Pandemie und einen Lockdown. Ich kaufte mein erstes Haus, wohnte mit neun meiner besten Freunde zusammen, und in diesem Jahr verstarb mein bester Freund.“ Zwar hat sie seitdem eine EP und mehrere Singles veröffentlicht, doch Watson hat noch einiges mehr zu erzählen, darunter Songs, die sie über ihre Erfahrungen während des Lockdowns und den Tod ihres Freundes T. geschrieben hat.„Es ist das erste Mal, dass ich tatsächlich ein komplettes Musikwerk aus dem Ärmel geschüttelt habe“, sagt sie über ihr Albumdebüt. „Und ich will sichergehen, dass ich keine Schritte übersprungen habe. Erst dann kann ich beim nächsten Album frisch anfangen und wirklich in die Zukunft blicken.“ Der Titel spiegelt Watsons Leben der vergangenen beiden Jahre wider. „Ich wollte mein emotionales Auf und Ab erklären. Das spürte ich nicht nur während des Lockdowns, sondern seit ich mit Tingeln durch die Straßen und dem Musikschreiben angefangen habe“, sagt sie. „Ich kommuniziere durch meine Musik – anders kann ich meine Gefühle nicht vermitteln.“ Im Folgenden spricht Watson über jeden Song auf ihrem Debütalbum.„Welcome to the Madhouse“Diesen Track habe ich während des Lockdowns geschrieben und hatte ihn nie als Titelsong geplant, aber letztlich hat es einfach so gut funktioniert. Freunde, die nicht bei uns wohnten, sagten immer, dass unsere Wohngemeinschaft als Big-Brother-Haus, verrücktes Haus oder Kult-Haus bekannt sei. Aber wir sind wie eine Familie. Ich liebte die Zeile „Willkommen im Irrenhaus“. Das ist mir noch vor der Musik eingefallen – es stand in einer Notiz auf meinem Handy. Im Grunde handelt der Song von meiner Stimmung. Er reflektiert schlichtweg die Verrücktheit der vergangenen beiden Jahre in meinem Leben.„Lonely“Es geht um Depressionen und darum, dass andere wollen, dass du Medikamente nimmst. Du selbst willst aber nur Liebe. Wenn ich einen Song mit dem Titel „Lonely“ schreibe, der tiefgründig darüber spricht, wie ich mich fühle, dann muss ich auch wirklich ehrlich sein. Ich schreibe nicht einfach Songs über heiße Luft und werde das auch nie tun. Also habe ich beschlossen, mich endlich zu öffnen und diese Seite von mir zu zeigen.„Won’t Sleep“Du kannst nicht fünf Monate mit neun deiner besten Freund:innen eingesperrt in einem Haus verbringen und zusammen feiern, Spaß haben, AFL schauen, grillen, depressive Momente durchleben und so weiter und keinen Song darüber schreiben. Einer meiner besten Freunde ist gestorben und er war Teil dieser Gruppe. Selbst wenn ich mir also jene Momente anschaue, in denen einige von uns deprimiert waren oder wir uns eingesperrt fühlten und nicht wussten, wie es weitergeht – ich würde nichts daran ändern. Ich sollte im vergangenen Jahr auf Welttournee sein. Aber ich hätte es für immer bereut, wenn ich nicht nach Hause gekommen wäre und diese Monate mit meinen Freunden verbracht hätte. Ich versuche einfach, diese Zeit in einem positiven Licht zu sehen.„Westside Lobby“Ich habe eine wirklich schwere Zeit durchgemacht. Ich musste online viel Kritik einstecken, vor allem nach den ARIAs 2019, als ich zur Künstlerin des Jahres gewählt wurde. „Westside Lobby“ schrieb ich ungefähr im Mai 2020. Ich hatte also etwas Zeit, mich um mich selbst zu kümmern und zu sagen: „Du darfst nicht zulassen, dass die beste Sache zur schlimmsten Sache in deinem Leben wird. Steh für dich selbst ein.“ Ich hielt sozusagen meine eigene Hand und war mein eigener bester Freund.„Fly Away“Jeder sagt: „Wow, du musst so irre glücklich sein.“ Dabei bin ich aber traurig. Ich fühle mich zittrig, ich bin nervös und kann nicht alleine in den Supermarkt gehen. Ich habe jetzt soziale Ängste und Panik davor, online zu sein – was ist bitte so gut daran? Also schrieb ich einen Song darüber, dass ich wohl beim Musizieren auf der Straße am glücklichsten war und das Gras auf der anderen Seite eben nicht grüner ist. Wie ich einfach alles infrage stelle und zulasse, dass andere mich verunsichern. Am Ende wollte ich aber sicherstellen, dass es eine positive Wendung nimmt, indem ich sage: „Das stimmt zwar alles, aber ich habe es trotzdem geschafft, und du kannst es auch. Es soll motivieren.„Sad Songs“Es geht um T. und darum, dass ich keine traurigen Songs anhören kann, ohne sofort zu weinen. Und wenn ich fröhliche Tracks höre, habe ich das Gefühl, ihn auszuschließen. Deshalb ist es einfacher für mich, ins Wohnzimmer zu gehen, ein paar Hits aufzulegen, mit allen zu tanzen und die NBA oder so anzuschauen. In Wahrheit verdrängen wir unsere Emotionen aber nur. Und ich wollte darüber sprechen, dass er mich nie für selbstverständlich hingenommen hat.„Just a Mess“Diesen Song mag ich von allen, die ich jemals geschrieben habe, am allerliebsten. Er handelt davon, dass ich jetzt sagen kann, dass ich verliebt bin, früher ging das nicht. Und ich kann einfach nicht über etwas schreiben, das für mich nicht real ist. Dann gibt es ja keine Gefühle, über die es etwas zu sagen gibt. Also dachte ich: Jetzt bin ich verliebt. So richtig viel kann ich zwar noch nicht über Liebe schreiben, aber darüber, wie ich mich fühlen würde, wenn wir uns trennen würden. Das habe ich dann getan.„Child’s Play“Diesen Song habe ich über jemanden geschrieben, der mich im vergangenen Jahr wirklich frustriert hat. Die Person hielt ständig die Hand auf, war kein guter Freund und rief nur an, wenn sie etwas wollte. Mit diesem Lied sage ich ziemlich deutlich, dass ich deinen Namen einfach vergessen werde. Komm bitte nicht wieder angerannt, wenn du mich brauchst.„Not Going Home“Das ist so ziemlich der erste Song, den ich geschrieben habe, als ich mit meinem Van in Byron Bay ankam – noch bevor „Dance Monkey“ entstand. Ich hatte nicht wirklich einen Platz zum Leben und konnte nicht einmal mehr zurück nach Melbourne. Ich hatte kein Zuhause. Also schrieb ich darüber, dass ich nirgendwo hingehen kann, mich aber für dieses Leben entschieden habe, das ich schon lange so wollte. Aber habe ich auch die richtige Wahl getroffen? Ich war einsam. Auf der anderen Seite bin ich aus einem bestimmten Grund hier gelandet. Das ist jetzt mein Leben.„Dark Waters“In diesem Track geht es um meinen Kopf und meine Ängste, allerdings während ganz anderer Zeiten. Der Song entstand, als „Dance Monkey“ gerade veröffentlicht wurde, also noch vor den Tourneen und dem ganzen Kram. Ich fühle mich von meinem eigenen Verstand eingeschneit und hab das Gefühl, nicht zuzuhören, wenn Leute mit mir sprechen. Keine Ahnung warum, aber ich schalte einfach ab – und ich fühle mich, als wäre da eine dunkle Wolke in meinem Kopf, die einfach nicht verschwinden will. So will ich nicht leben.„Cloudy Day“„Cloudy Day“ war ein Übergangstrack für mich. Als T. starb, konnte ich nichts Gutes schreiben. Ich weinte die ganze Zeit, wusste aber, dass ich dieses Album fertigstellen musste. Ich habe es etwa drei Jahre lang vor mir hergeschoben, bis Folgendes passiert ist: Ich fuhr nach Sydney und sprach mit einer Freundin, die mir einen Rat gab. Ihre Mutter sagte immer zu ihr: „Schau an einem bewölkten Tag nach oben und finde die Sonne.“ Und der Song ist daraufhin wie von selbst entstanden. Er fiel einfach vom Himmel.„You Don’t Know My Name“Es geht um eine Person, die vor vier oder fünf Jahren in meinem Leben war. Sie hatte wirklich schlechten Einfluss auf mich und ermunterte mich nie zum Singen und machte mir nie Mut. Als ich schließlich ging, sagte die Person, dass ich es nie schaffen werde. Ich habe in der Vergangenheit jede Menge Songs über diese Person geschrieben und hatte nicht vor, einen weiteren zu schreiben. Aber er kam einfach aus mir heraus und ich liebte ihn. Also nahm ich ihn auf das Album.„Fall Apart“Über T. zu sprechen, fällt mir immer noch extrem schwer. Ich habe versucht, einen Song zu schreiben, der über ihn und seine Persönlichkeit erzählt, aber ich konnte es einfach nicht. Es geht bis heute nicht. „Fall Apart“ ist eine Beobachtung von außen. Wie ich meine Freunde beobachte, als es passierte, und sehe, wie wir alle zusammenbrachen. Ich konnte keine Worte finden, um es anders auszudrücken. Und dann sah ich zu, wie alle versuchten, sich zusammenzuraufen und Wege zu finden, um mit der Trauer umzugehen. Er war der große Bruder, der Kerl, den alle einfach nur geliebt haben – und plötzlich war er einfach weg. Ich schrieb darüber, dass wir noch nicht damit umgehen können.„Bars (RIP T)”Ich habe das Lied aus dem gleichen Grund mit auf das Album genommen, aus dem ich dankbar bin, dass „Fall Apart“ nicht der letzte Song ist. Sonst hätte die ganze Sache mit diesem Unterton geendet. Das hier ist ein absolut bescheuerter Rap-Track, den ich vergangenes Jahr für T. zum Geburtstag geschrieben habe. Es wäre sein Lieblingssong. Er ist total durchgeknallt, ich rede über Schimmelkäse, wackle mit dem Hintern und erzähle, dass sein Lieblingssong „I Got Bitches“ war. Ich darf „RIP“ sagen und ein kleines „Ich liebe dich“ am Ende. Es war eine tolle Art, das Album zu abzuschließen.

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