Deutscher Oktober

Deutscher Oktober

Seit bereits einem Jahrzehnt veröffentlicht Gerrit Falius als Disarstar Musik, aber vermutlich wurde sie noch nie so sehr „gebraucht“ wie heute. Der Hamburger steht für eine Musik, die sich aus seinen persönlichen Erfahrungen am unteren Ende der gesellschaftlichen Pyramide speist, aber dennoch auf das große Ganze schaut. Heißt: auf all das, was in einer kapitalistisch organisierten Gesellschaft schiefläuft. So auch auf seinem fünften Album. Der Titel „Deutscher Oktober“ spielt auf eine gescheiterte Revolution von links an, die, wäre sie 1923 geglückt, den Lauf der Geschichte mutmaßlich entscheidend verändert hätte. Natürlich ist der Rapper zu sehr Realist um zu hoffen, dass sein Album eine Revolution herbei beschwört – nichtsdestotrotz liefert er auf dieser Platte gute Gründe dafür, dass das Land, in dem er lebt, eine nötig hätte. Überhaupt ist „Deutscher Oktober“ kein Parolen-Album, sondern eher eines, auf dem Disarstar mit genauem Blick seine Umgebung seziert und so aufzeigt, was in seiner Gegend, in seiner Szene, im deutschen HipHop aus seiner Sicht nicht funktioniert. Interessant ist hierbei, dass seine Musik trotz der Kritik an der Oberflächlichkeit der deutschen Rap-Szene mit aktuellen Trends spielt, sie sich anverwandelt. So entstand ein Album, das musikalisch durchaus anschlussfähig ist an die vielen gegenwärtigen Rap-Releases über schnelle Autos und teure Uhren und auch inhaltlich nicht in ein nostalgisches „Früher-war-alles-besser“ verfällt. Das macht Disarstar und seine Musik nicht nur einzigartig, sondern auch im besonderen Maße gegenwartsrelevant.

Wähle ein Land oder eine Region aus

Afrika, Naher Osten und Indien

Asien/Pazifik

Europa

Lateinamerika und Karibik

USA und Kanada