Italien hinkte seinen nördlichen Nachbarn zunächst ein wenig hinterher, als es um die Wiederbelebung alter Instrumente und die damit verbundene historische Aufführungspraxis ging. Aber mit Ensembles wie Il Giardino Armonico (Der Garten der Harmonie), das 1985 in Mailand gegründet wurde, hat Italien die verlorene Zeit mehr als wettgemacht. Unter der Leitung des Blockflöten- und Traversflötenspezialisten Giovanni Antonini sorgte das Ensemble schon früh mit einer belebenden Neuinterpretation von Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ für Aufsehen. Und „Der rote Priester“ ist bis heute ein wahrer Segen, sei es durch die Zusammenarbeit mit der Mezzosopranistin Cecilia Bartoli, dem Cellisten Christophe Coin oder, in jüngster Zeit, mit der freigeistigen Geigerin Patricia Kopatchinskaja. Ihr gemeinsames Album „What’s Next Vivaldi?“ verbindet Konzerte mit Werken von zeitgenössischen Komponist:innen, wobei viele speziell hierfür in Auftrag gegeben wurden. Das Ensemble lässt sich nicht davon abschrecken, sich außerhalb seiner Komfortzone zu bewegen: Kreative Risikobereitschaft war von Anfang an Teil des Markenzeichens von Il Giardino Armonico. Anlässlich des dreihundertsten Geburtstags von Joseph Haydn im Jahr 2032 hat sich Béla Bartók in Vorbereitung auf die Gesamteinspielung der Sinfonien des Komponisten (in Zusammenarbeit mit dem Kammerorchester Basel) in den bisher erschienenen Ausgaben als spannender Mitspieler erwiesen. Die fesselnde Auswahl, die energiegeladene Lebendigkeit und die berauschende technische Präzision sorgen dafür, dass der harmonische Garten von Il Giardino gut gepflegt und üppig ist.