times

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Als SG Lewis mit der Arbeit an seinem Debütalbum begann, war für ihn eine Stimmungslage massgebend: Euphorie. Inspiriert von seiner lebenslangen Faszination für 70er-Disco, ist „times“ eine berauschende Melange aus Funk, French House, Pop und Elektro – prädestiniert, um dazu in überfüllten Klubs und bei ausverkauften Shows ausgelassen zu tanzen. Doch dann schlug die weltweite Pandemie zu. „Zuerst hatte ich Angst [diese Musik während einer Pandemie zu veröffentlichen], aber dann änderte sich die Perspektive“, erzählt der Produzent, DJ, Sänger und Multiinstrumentalist aus Maidenhead im Gespräch mit Apple Music. Wie Dua Lipa (deren 2020er-Single „Hallucinate“ Lewis mitgeschrieben hat), Róisín Murphy, Jessie Ware und Kylie Minogue orientierte sich auch Lewis an der Energie des Disco-Sounds, um einer Welt in Quarantäne den dringend benötigten Eskapismus zu verschaffen. Aber als Lewis die zehn Tracks – an denen Künstlerinnen und Künstler wie Robyn, Nile Rodgers und Chad Hugo von N.E.R.D. beteiligt sind – im Haus seiner Eltern in Berkshire während des ersten Lockdowns 2020 in Grossbritannien fertigstellte, gewann etwas anderes die Oberhand. „Die zentrale Botschaft, die sich herauskristallisierte, war, dass Zeit eine endliche Ressource ist“, sagt Lewis, der die Arbeiten an „times“ im Juni 2020 abgeschlossen hat. „Die Momente, die ich erlebt und mit Menschen in Klubs oder auf Festivals geteilt habe, sind heilig. Wenn uns die Möglichkeit gegeben wird, müssen wir das Beste aus diesen Momenten machen und sie so gut wie möglich zelebrieren.“ Im Folgenden führt uns Lewis Song für Song durch sein energiegeladenes Debütalbum. Time [SG Lewis & Rhye] „Dieser Song fühlte sich wie der perfekte Ausgangspunkt an, denn er vereint alles, worum es auf dem Album geht. Es ist eine Erinnerung an die Dringlichkeit, den gegenwärtigen Moment zu erleben. Es ist ein besonders beeindruckender Song für mich – er fühlt sich wie die kalifornische Abendsonne an. Ich habe vor der Pandemie alle Melodien im Haus von [dem kanadischen Künstler] Rhye geschrieben. Wir machten einen Spaziergang und sahen uns den Sonnenuntergang über dem Topanga Canyon an, dann gingen wir zurück ins Studio und stellten den Song fertig. Es war irgendwie perfekt.“ Feed the Fire [SG Lewis & Lucky Daye] „Ich schrieb das Instrumental zu diesem Song, als ich allein im Studio war – am selben Tag, als wir an ‚Hallucinate‘ arbeiteten. Ich kam immer wieder darauf zurück und ging dann nach L.A., um die Lyrics mit [US-Künstler] Lucky Daye zu schreiben. Der Song handelt von der Spannung zwischen zwei Menschen in einem Klub. Wird es passieren, wird es nicht passieren?“ Back to Earth „Ein Grossteil des Albums handelt von berauschender Euphorie und Freude. ‚Back to Earth‘ ist wie ein tiefes Durchatmen mitten in all dem – ein Moment der Nüchternheit im gesteigerten Wahnsinn. Er vermittelt ein eher introspektives, nostalgisches Gefühl. Nicht jeder Moment im Klub ist stets von Vollgas geprägt.“ One More [SG Lewis & Nile Rodgers] „Diesen Song haben wir als Erstes für das Album geschrieben – und das noch in einer ganz anderen Welt. Ohne Nile Rodgers würde er buchstäblich nicht existieren. Sein Einfluss und die Art und Weise, wie die Bassgitarre gespielt wird, gehen auf Chic zurück. Wenn man mit ihm ins Studio geht, hat er ein hervorragendes Gespür für Dinge, die etwas Fröhliches und Feierliches haben. In diesem Song geht es um das Potenzial einer Beziehung mit jemandem, den man abends beim Ausgehen trifft. Ich denke, dass das Potenzial von etwas oft aufregender sein kann als die Realität selbst.“ Heartbreak on the Dancefloor [SG Lewis & Frances] „An dieser Stelle des Albums wollte ich eine etwas andere Emotion einbringen. Ich wollte einen Track dabeihaben, der einige der verschiedenen Emotionen widerspiegelt, die man [auf dem Dancefloor] empfindet. In diesem Track singt [die britische Künstlerin und Songwriterin] Frances, die auch auf [Lewis’ Debütsingle] ‚Warm‘ und [seinem 2018er-Track] ‚Sunsets‘ gesungen hat. Momentan ist sie so etwas wie meine musikalische Geistesverwandte, und es war mir wichtig, dass sie auf diesem Album mitwirkt. Einige Songs werden voll ausgearbeitet und ungemein ausgefeilt herauskommen, und der hier ist einer davon.“ Rosner’s Interlude „Dieser Song sollte als Übergang dienen, aber ich wollte auch ein Interview verwenden, das ich mit Alex Rosner [dem legendären Tontechniker, der Pionierarbeit bei der Beschallung von Discoklubs im New York der Siebziger geleistet hat] geführt habe und dessen Stimme ich auch am Anfang von ‚Time‘ sample. Er hat ein erstaunliches Leben gelebt: Er ist Holocaust-Überlebender, hat den ersten DJ-Mixer entworfen und dann das Soundsystem in vielen der ersten Klubs installiert. Wir haben zu Beginn des 2020er-Lockdowns ein einstündiges Interview über FaceTime geführt, und ich dachte einfach, dass es ein perfekter Trommelwirbel sei, bevor wir in ‚Chemicals‘ einsteigen.“ Chemicals „Die von hier an aufeinanderfolgenden drei Tracks haben eine Art von fiebriger Euphorie und einen dunkleren Sound. Der Song handelt von den Dingen, die man tut, wenn man in jemanden vernarrt ist und mit ihm ins Verrücktsein abdriftet. Ich habe mit [US-Produzent] Julian Bunetta gearbeitet, und an dem Tag, nachdem wir an dem Song gearbeitet hatten, taten wir uns mit Chad Hugo zusammen. Wir spielten den Song, er holte einen Synthesizer heraus und schrieb aus dem Nichts eine Zeile dazu.“ Impact [SG Lewis, Robyn & Channel Tres] „Das hier ist wahrscheinlich der schweisstreibendste Song auf dem Album. Er ist sehr intensiv. [US-Künstler und Produzent] Channel Tres und Robyn stellen zusammen eine wirklich einzigartige Kombination dar – die auf dem Papier vielleicht nicht unbedingt offensichtlich gewesen wäre. Ich hatte das Instrumental zu dem Track und spielte es Channel vor, der gerade von einer Tour mit Robyn kam, und schlug vor, es ihr zu schicken. Wir haben während des Lockdowns viel an diesem Song gearbeitet, und im letzten Refrain sagt Robyn: ‚When we’re out the other side, we’re going to let it fly, and that’s enough for now.‘“ All We Have „Dies ist wirklich der Höhepunkt einer Partynacht. Es ist der euphorischste Song auf dem Album. Der Track featuret [die australische Elektronik-Pop-Band] Lastlings, die so einen erstaunlich introspektiven, emotionalen Sound in ihrer Herangehensweise an elektronische Musik und Dance Music haben. Amy [Dowdle von Lastlings] hat die Hook geschrieben, in der es heisst: ‚All we have is now‘. ‚Time‘ eröffnete das Album mit dem Gefühl ‚Verschwende deine Zeit nicht‘, und dieser Track vermittelte irgendwie das gleiche Gefühl. Es fühlte sich echt wie die genau passende Stelle auf dem Album an, um diese Aussage und dieses Vorhaben zu wiederholen. Es ist eine Erinnerung an mich selbst.“ Fall „‚Fall‘ sollte wie ein grosses Ausatmen nach der Euphorie und den Höhen des Albums rüberkommen. Dem Song wohnt ein Gefühl des Nachglühens inne. Textlich geht es darum, wie wir in unserer heutigen Zeit auf romantischer Ebene darauf konditioniert sind, immer zu denken, dass noch etwas Besseres um die Ecke kommt. Doch in diesem Song erkennt man, dass das vielleicht nicht der Fall sein wird – dass das Beste, was wir eventuell haben könnten, etwas ist, das wir bereits haben oder hatten, und dass man einfach die Beziehungen in seinem Leben wertschätzen sollte. Denn es macht keinen Sinn, sein Leben damit zu vergeuden, auf etwas Besseres zu hoffen oder es sich zu wünschen.“

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