Gold Rush Kid (Apple Music Edition)

Gold Rush Kid (Apple Music Edition)

Bei der Planung seines dritten Albums war George Ezra bereit, auf ein sicheres Rezept zurückzugreifen. Seine ersten beiden Alben, „Wanted On Voyage“ (2014) und „Staying at Tamara’s“ (2018), waren geprägt von Reisen (quer durch Europa bzw. Barcelona) und den Menschen, Orten und Dingen, die Ezra auf seinem Weg erlebt hat. Eine ausgiebige Wanderung durch ganz Grossbritannien sollte helfen, Album Nummer drei zu veröffentlichen. Doch dann brach 2020 die Pandemie aus und Ezra war gezwungen, wie wir alle, an Ort und Stelle zu bleiben. „Ich war allein in London, in einer Wohnung ohne Balkon“, erzählt er Apple Music. „Ich lebte fünf Wochen in dieser Wohnung und führte eine Menge Gespräche mit mir selbst. [In dieser Zeit] wurde mir klar, wie sehr ich mich in der Vergangenheit auf die Geschichten anderer Leute verlassen hatte. Da ich aber nicht die Geschichten anderer Leute klaue, greife ich stattdessen auf meine eigenen zurück – und das ist grossartig. Es ist kathartisch.“„Gold Rush Kid“ enthält natürlich die mitreissenden Hymnen, auf denen Ezra seine Karriere aufgebaut hat („Anyone For You“, „Gold Rush Kid“) – eine Seite seiner Musik, die er immer schätzen wird. Doch hinter dem unbeschwerten Charme dieser Lieder verbirgt sich Ezras bisher persönlichste und weitreichendste Musik. In diesen Songs geht es um Einsamkeit und die Sehnsucht nach Liebe („Sweetest Human Being Alive“), um mentale Gesundheit („I Went Hunting“, in dem es um Ezras Erfahrungen mit aufdringlichen, sich wiederholenden Gedanken geht), um die unerwartete Erfüllung, die er im Lockdown gefunden hat („The Sun Went Down“), und darum, wie sehr er das alles trotz aller Widrigkeiten machen will. „Die Wahrheit ist, dass ich es liebe. Ich habe ein Leben gelebt, das ich so nicht voraussehen konnte“, sagt Ezra. „Ich sehe es wie einen Goldrausch: Sei das Goldgräberkind („Gold Rush Kid“). So etwas wie ‚Ich bin stolz auf diese Platte‘ oder ‚es ist eine persönliche Platte‘ ist das Unaufrichtigste, was man von Künstler:innen immer wieder hört. Doch ich glaube, das ist in der Tat ein wichtiges Momentum für mich. In diesem Moment fühlte es sich richtig an, genau das zu tun.“ Lies weiter, wenn der Singer-Songwriter uns durch jeden Track seines berührenden dritten Albums führt, einschliesslich der vier exklusiven Songs auf dieser Apple Music-Edition.„Anyone For You“Wenn ich mir Alben anderer Künstler:innen anhöre, überspringe ich oft den ersten Track, sobald ich ihn ein- oder zweimal gehört habe, weil es so ist, als ob sie versuchen, dich in das Album einzuführen. Bei „Anyone For You“ ist das nicht der Fall. Es fühlt sich für mich an, als steigt man direkt ein. [Während des Lockdowns 2020] bin ich alte Tagebücher durchgegangen und habe seitenweise versucht herauszufinden, wer Tiger Lily sein könnte. Ein grosser Teil meiner inneren Gespräche drehte sich darum, dass das Voranbringen der eigenen Person, egal in welchem Alter, festgefahren ist – „du bist, was du bist“. Es war nicht schwierig zu sagen: „Nun, das stimmt nicht. Du bist vieles.“ Das trifft auf uns alle zu. Als wir anfingen, den Song zu schreiben, war klar, dass es immer ein positiver Song sein würde. Wir luden die Leute ins Studio ein und wir konnten bei diesem Lied sehen, wie sich ihre Gesichter entspannten. Das tut es auch immer noch für mich.„Green Green Grass“Ich war 2017/18 mit zwei Freunden, mit denen ich aufgewachsen bin, in der Karibik. Wir waren in dieser winzigen Bar und echt laute Musik war zu hören, sie war aber noch weit weg. Wir haben uns getrennt und ich lief diese kleinen Strassen hinunter. Ich sah verschiedene Soundsysteme, viele Umarmungen, Tanzen und Essen. Ich ging in einen Laden und fragte, was das für eine Party ist. Sie sagten, es sei eine Beerdigung, sie würdigten drei Menschen, die sie in ihrer Gemeinde verloren hatten. Da dachte ich: „Das ist ja unglaublich. Wer auch immer diese Leute waren, wenn sie das hier sehen könnten, wären sie bestimmt sehr glücklich.“ Damit hatte ich den Text.„Gold Rush Kid“Ich bin oft auf die Idee eines Goldrausches („Gold Rush“) gestossen. Ich sah eine Reisedokumentation über diese Typen, die in Indien nach Gold schürften. Sie fanden die Reste, die von grösseren Betrieben angeschwemmt worden waren, und ich erinnere mich, dass einer der Jungs sagte: „Das ist unser Goldrausch.“ Ich habe auch viel mit Joel Pott [dem Produzenten des Albums und langjährigen Mitarbeiter von Ezra] darüber gesprochen, dass ich nicht vorhabe, das ewig zu machen. Aber jedes Mal, wenn ich darüber spreche oder gesprochen habe, komme ich ganz schnell wieder zurück und sage: „Aber es ist einfach das Beste.“ Es ist wirklich erfüllend, kreativ über [einige der persönlicheren Aspekte dieses Songs] zu schreiben. Es ist nun mal offensichtlich, wovon bestimmte Texte handeln.„Manila“Die ersten drei Songs – auch wenn sie unabhängig voneinander sind – haben das gleiche Tempo. Bis hierhin kommt man nicht zum Luftholen. Ich liebe diesen Song, und ich habe hart für das Gitarrensolo gekämpft. Ich habe mir viel von Khruangbin angehört – dieser Rhythmus und die Gitarrenklänge, darauf habe ich hingearbeitet. Ich finde es super, was wir daraus gemacht haben.„Fell In Love At The End of The World“Dieser Song wurde lange vor der Pandemie geschrieben, im Jahr 2016. Wir alle fanden, dass 2016 ein beschissenes Jahr war, mit Trump, dem Brexit und dem Gefühl, dass alle drei Wochen eine andere Legende gestorben ist. Als wir den Song zum ersten Mal aufnahmen, war es der einzige Song, bei dem ich sagen kann: „Den haben wir falsch eingeschätzt.“ Er klang wie ein richtig rockiger, The Raconteurs-artiger Song. Dann sind wir ins andere Extrem übergegangen und haben ihn zurückgefahren. Der Song fühlt sich wie eine Überleitung zum nächsten Teil des Albums an.„Don’t Give Up“Ich liebe die Produktion dieses Stücks. Es gibt einen Gitarrenpart, den ich bei den Soundchecks der letzten Platte oft gespielt habe, und ich wollte immer etwas damit anstellen. Es gab Nächte, in denen ich nicht schlafen konnte, und habe oft Gitarre gespielt, um zu sehen, ob ich eine Idee habe. Darüber gibt es einen Text in diesem Song [„I don’t sleep too good and I work too hard“ („Ich schlafe nicht gut und arbeite zu hart“)]. Es ist auch einer der ersten Songs, die aus dieser Lockdown-Zeit heraus entstanden sind, mit dieser Sehnsucht, dem Vermissen von Freund:innen und der Familie und dem Versuch, herauszufinden, wer man eigentlich wirklich ist.„Dance All Over Me“Der Song klang ursprünglich sehr nach Eurobeat, selbst mit dem ersten Text. Wir mussten darüber lachen: Er war auch sehr Disco-lastig, zum Teil fast wie ein Dua Lipa-Song. Wir kamen immer wieder darauf zurück, kratzten uns am Kopf und fragten uns: „Bekommen wir den irgendwie hin?“ Eines Tages waren wir im Studio, an dem wir mehr oder weniger alle Songs fertig hatten, und ich nahm Joels Gitarre in die Hand, dieses alte, abgerockte Ding. Irgendwie muss man hier „Nothing Breaks Like a Heart“ von Mark Ronson und Miley Cyrus erwähnen. Dieser Song fühlt sich wie Neuland für mich an. Es ist ein wirklich gutes Gefühl zu sagen: „Ja, in gewisser Weise klingt es wie ein Wendepunkt, aber es klingt immer noch nach dir.“„I Went Hunting“Wenn du nach einem Problem suchst, wirst du auch eines finden – darum geht es in diesem Song. Und auch wenn du nach einem Grund für einen schlechten Tag suchst, wirst du ihn finden. Andererseits spürte ich, dass etwas nicht stimmte, und musste alles auf den Kopf stellen und versuchen herauszufinden, was es war. Eine Stelle in der zweiten Strophe lautet: „Imagine having a thought and then thinking it again, thinking it again, thinking it again“ („Stell dir vor, du hast einen Gedanken und denkst ihn noch einmal […]“). Einige Leute dachten aber, ich würde „Imagine having a daughter“ („Stell dir vor, du hast eine Tochter“) singen. Ich bin wirklich enttäuscht, da ich dachte, dass es ein so eindeutiger Text wäre, und nun denke ich, dass ich es verbockt habe. In dem Text geht es darum, dass du mehr darüber verstehen willst, wie dein Verstand funktioniert, dann aber feststellst, dass vielleicht nicht jeder auf die gleiche Weise denkt. Denn ich glaube, als Kind habe ich einfach angenommen, dass alle so denken.„In The Morning“Das wurde mehr oder weniger am selben Tag geschrieben wie „I Went Hunting“. Es fühlt sich an, als ob sie Geschwister wären. Ich habe mir viele Platten mit männlichen Stimmen angehört, die Falsett singen. Doch bei der ersten Platte war ich noch nicht selbstbewusst genug, um es zu tun. Und dann denkst du: „Eigentlich kannst du das doch ganz gut. Du solltest es versuchen.“„Sweetest Human Being Alive“Ich glaube, das ist mein Lieblingssong auf der Platte. Ich habe ihn während des ersten Lockdowns geschrieben. Ich war offensichtlich sehr isoliert. Es gab einen Moment, in dem ich einfach mit einer Gitarre durch die Wohnung lief und eine Akkordfolge spielte, die ich schon lange auf dem Schirm hatte. Ich dachte nur: „Sing einfach die Wahrheit, verdammt.“ Und so war es: Ich freute mich darauf, jemanden zu treffen. Ich erinnere mich, dass ich sehr emotional wurde bei dem Song. [Als wir es aufnahmen,] dachte ich: „Oh nein, du hast eine Klavierballade geschrieben.“ Aber ich liebe es.„Love Somebody Else“Ich habe dieses Lied am Ende des letzten Albums geschrieben, als ich am wenigsten glücklich war und an den Punkt kam, an dem du denkst: „Was auch immer in deinem Kopf vorgeht, es funktioniert verdammt noch mal nicht. Also investiere die Energie in jemand anderen.“ Ich weiss, dass das nicht gesund ist, aber für einen Popsong ist das in Ordnung. In diesem Song gab es die meiste Zeit eine Lücke. Die zweite Strophe ist fast wie ein Bewusstseinsfluss, aber es ist meine absolute Lieblingsstrophe.„The Sun Went Down“Während des ersten Lockdowns gab es auch diese wirklich schönen Tage, an denen ich mich beispielsweise dazu zwang, 48 Stunden lang keine Displays zu benutzen oder 24 Stunden lang nicht zu reden. Ich habe mir einen Stuhl ans Fenster gestellt, weil gerade eine Hitzewelle war. Doch ich konnte ja nicht nach draussen gehen, also sass ich einfach da. Ich habe nicht gesprochen. Ich habe nur gelesen. Und da waren all diese Emotionen [in den vorherigen Liedern], aber da war auch ganz klar diese echte Zufriedenheit.Apple Music Edition TracksMir wurde vorgeschlagen, dass wir einige der Lieder neu interpretieren. Ich sagte: „Wir können ja mal sehen, wie sie klingen würden, wenn wir Tobie Tripp, dem Streicher-Arrangeur des Albums, die Samples geben würden: Also sie reduzieren, Dinge ersetzen und Tobie das Ganze neu abmischen lassen?“ Für mich war das eine authentische Möglichkeit, sie neu zu interpretieren. Ich denke, es ist auch eine wirklich gute Lektion in Sachen Produktion, wie viele verschiedene Wege es gibt, etwas zu hören. Ich wollte wirklich nicht nur die Singles verwenden, sondern jene Songs, die sich für dieses Konzept eignen. Tobie hat sich mehr kreative Freiheit gegönnt, als ich erwartet hatte – und nun ist es eine runde Sache. Dazu kommt auch immer noch dieses Gefühl bei mir: „Gott, wollen die Leute meine Musik wirklich hören? Ist sie gut? Wollen diese Leute mit mir arbeiten?“ Und so ist es mir nicht entgangen, dass diese Leute genau das wollen. Ich mache keine Freudensprünge, wenn man mich bittet, ein Cover zu machen, das aus Unsicherheit und mangelndem Selbstvertrauen geboren wird. Ein Freund von mir, der einmal mit Jamie T gearbeitet hat, meinte allerdings: „Was denkst du, war Jamies bester Song?“ Und ich sagte: „Love Is Only a Heartbeat Away“. Ich liebe sein „Carry On the Grudge“-Album und [das Cover] klingt grossartig.

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