Charlie Parker With Strings (Deluxe Edition)

Charlie Parker With Strings (Deluxe Edition)

Der Titel „Charlie Parker With Strings“ enthält den Zusatz „Supervised by Norman Granz“. Alle, die die Biografie des widersprüchlichen Bebop-Genies kennen, werden zustimmen, dass eine „Supervision“ von Charlie „Bird“ Parker eine schwierige, wenn nicht sogar aussichtslose Aufgabe war. Tad Hershorn schreibt in seinem Buch „Norman Granz: The Man Who Used Jazz for Justice“, dass Granz ab 1948 bis zu Parkers Tod die exklusiven Aufnahmerechte für den Altsaxofonisten hatte. Die meiste Zeit war Parker bereits ein menschliches Wrack und seine Abhängigkeit hatte ihn fest im Griff. Doch Ende November 1949 fühlte sich Parker dazu in der Lage, zusammen mit einer Jazz-Rhythmusgruppe und einem Kammerorchester aus drei Violinen, Bratsche, Cello, Oboe/Englischhorn und Harfe sechs Stücke für Mercury Records aufzunehmen. Die Idee einer Streicherbegleitung erwies sich später als richtungsweisend: Clifford Brown zog 1955 mit „Clifford Brown With Strings“ nach und Stan Getz setzte auf seinem gefeierten Album „Focus“ von 1961 ebenfalls Streicher ein. In Parkers Fall gehörten zum Konzept ausschliesslich Coverversionen, keine Originale, was in scharfem Kontrast zu seinen anderen Platten stand. Im Juli 1950 und im Januar 1952 wurden weitere Songs aufgenommen, doch die Verve-Aufnahmen, die wir heute als „Charlie Parker With Strings” kennen (inklusive der Complete Master Takes und die Deluxe Edition) stammen aus dem ursprünglich aus mehreren Einzelaufnahmen bestehenden Mercury-Projekt. Obwohl Granz natürlich am kommerziellen Erfolg interessiert war – der sich, wie Hershorn in seiner Biografie anmerkt, mit „Just Friends” als Parkers meistverkaufter Single auch einstellte – kann das Projekt nicht einfach als Versuch abgetan werden, einen der aussergewöhnlichsten Improvisationskünstler mit einem unpassenden Easy-Listening-Format zu bändigen. Parkers Interesse an der klassischen Musik und sein Wunsch, ausserhalb der konventionellen kleinen Jazzformationen etwas Neues auszuprobieren, ist eine gesicherte Tatsache. Er war besonders von innovativen Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Strawinsky und anderen fasziniert, die Harmonie und Rhythmus in einer Art und Weise interpretierten, die den Meister des Bebop beeindruckte. Leider blieb Parker nicht mehr die Zeit, diese Stilrichtung in seiner Musik weiterzuentwickeln. Von den Kritikern mag es damals zwar Verrisse für „Charlie Parker With Strings“ gehagelt haben (wie auch für spätere Parker-Projekte, die Granz betreute), doch unser Verständnis des Künstlers wäre unvollständig, wenn wir seine Interpretation dieser Songs nie gehört hätten, bei denen sein Altsaxofon die schönen Melodien „singt“ und dabei so meisterhaft die Sprache des Bebop einfliessen lässt, dass man spürt, dass das Genie ganz in seinem Element ist.

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