When You See Yourself

When You See Yourself

„Das Leben bestimmt den Pulsschlag dieses Albums“, sagt Kings of Leon-Frontmann Caleb Followill gegenüber Apple Music über die achte LP seiner Band. „Ich habe Songs über das Jungsein geschrieben und Songs darüber, in einem Alter zu sein, in dem es sich anfühlt, als würde alles so langsam passieren, dass man seiner Realität entfliehen möchte. Viele der Texte stellen einfach den Versuch dar, zu verstehen, was als Nächstes kommt und was schon geschehen ist. Ich weiß auch nicht, was los ist – vielleicht habe ich da Gras geraucht oder so.“ Obwohl „When You See Yourself“ schon vor dem Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 fertiggestellt war, zeigen sich die Nashville-Rocker diesmal von einer ausgesprochen nachdenklichen Seite. Die Art, in der sie dabei Stimmungen erzeugen und sich in ihre Songs einfühlen, wirkt zugleich frisch und organisch. Die Herangehensweise ist weniger direkt – weit entfernt von „Sex on Fire“ aus dem Jahr 2008, aber genauso eindrucksvoll. „Es wurde viel darüber geredet, dass wir wieder an einen früheren Punkt zurückkehren wollten, an dem etwas mehr Aufwand und Überlegung in unseren Songs steckte“, erinnert sich Bassist Jared Followill. „Damit will ich nicht sagen, dass das bei einigen unserer Songs nicht der Fall war, aber jetzt ging es uns mehr um Respekt als um Hits – wir wollten Sachen machen, die wir respektieren und von denen wir glauben, dass die Leute, die wir respektieren, sie auch respektieren werden. Radiotauglichkeit und kommerzielle Verwertbarkeit waren zweitrangig, wir wollten einfach ein Album machen, das wir lieben.“ Im Folgenden führen uns Caleb und Jared durch einige der wichtigsten Tracks. The Bandit Caleb Followill: „Ich habe mich sehr mit meiner Vorliebe für Townes Van Zandt und Willie Nelson und solchem Zeugs beschäftigt. Ich habe mir gedacht: ‚Ich sollte einen Song schreiben, in dem es um einen Banditen geht und um einen Kopfgeldjäger, der dafür bezahlt wird, ihn zu finden.‘ Irgendwann sind beide im Leben des jeweils anderen so wichtig, dass es für beide niemanden mehr gibt, der ihnen wichtiger wäre. Die Jagd ist aufregender als der Fang.“ 100,000 People CF: „Ich musste mit ansehen, wie mein Schwiegervater eine dieser sehr frustrierenden Krankheiten durchmachte, die einen langsam niederringt und die einem das Gehirn zerfrisst. Alzheimer oder Demenz – es ist mir unangenehm, aber ich kenne den Unterschied nicht so genau. Ich dachte, ich könnte darüber eine Liebesgeschichte schreiben: über einen Mann, der immer noch eine Frau liebt, von der man nicht weiß, ob sie noch da ist oder nicht. Vielleicht ist auch er schon weg, vielleicht aber auch nicht. Es ist so eine Geschichte, bei der der ganze Song davon handelt, auf der Suche nach etwas zu sein.“ Jared Followill: „Ursprünglich hieß der Song ‚100,000 People in the Old Folks‘ Home [100.000 Leute im Altenheim]‘. Caleb mag es lieber etwas zweideutig und hasst es, wenn Dinge zu offensichtlich sind. Der gemeinsame Nenner bei der ganzen Sache und das Einzige, was ihn zurückholen konnte, war diese andere Person in seinem Leben.“ A Wave CF: „Am Anfang hatte der Song nur meine Stimme, Klavier und den Text. Ich hätte niemals geglaubt, dass daraus so eine Art Surfer-Beat entstehen könnte. Wir haben das ein paar Mal aufgenommen, jedes Mal anders, aber immer waren wir enttäuscht. Als wir schließlich bei der Version ankamen, die auf dem Album gelandet ist, war das das angenehmste Gefühl, das wir als Band je erlebt haben, weil wir uns noch nie mit einem Song so schwergetan haben wie mit diesem hier. Das dürfte insgesamt einer der stolzesten Momente unserer Karriere sein.“ Claire & Eddie CF: „Jared und ich haben uns mal richtig ausgesprochen. Er pöbelt oft wegen allem Möglichen rum, aber er formuliert die Dinge dabei so, dass du denkst: ‚Hmm, vielleicht hat er ja recht.‘ Es ging um unsere Erde und darum, wie schlecht sich die Leute verhalten haben. Aber wir schrieben den Song als Gespräch zwischen der Menschheit und Mutter Erde. Sie entdecken ihre Verbundenheit zueinander, und es entsteht ein wunderbarer Lovesong über die Beziehung zwischen jedem und jeder Einzelnen und der Erde.“ Echoing CF: „Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, worüber ich schreiben wollte, und am Anfang lautete der Text noch: ‚Waiting on a melody [Warten auf eine Melodie]‘. Als daraus ‚Waiting on a memory [Warten auf eine Erinnerung]’ wurde, kam irgendwann der Punkt, an dem ich mich fragte: ‚Okay, was genau bedeutet das eigentlich?‘ Mir kam eine Liebesgeschichte in den Sinn, die von einem Pärchen handelt, das einfach nur der Hölle, die es gerade durchlebt, entfliehen will – zwei Leute, die wegen psychologischer Probleme weggesperrt sind und versuchen zu entkommen. Sie sehnen sich in ihren Träumen nach der Weite der Ozeane, dem Sonnenschein und den ganzen schönen Dingen und warten auf eine Erinnerung, weil sie sich wegen der ganzen Pillen, die ihnen verabreicht wurden, an nichts erinnern können. Ich glaube, ich hatte mir kurz davor ‚Einer flog über das Kuckucksnest‘ angesehen, was mich wahrscheinlich ein kleines bisschen beeinflusst hat.“ Fairytale JF: „Der Song ist uns regelrecht zugeflogen. Musikalisch haben wir darauf ein paar Dinge ausprobiert, die wir vorher noch nie gemacht haben. Oft gibt es bei uns Verweise auf andere Songs, aber wir vermeiden es definitiv, irgendetwas wörtlich zu übernehmen. Es handelte sich diesmal allerdings um einen abgefahrenen Song, der weniger strukturiert ist – wie ‚Reservations‘ von Wilco.“ CF: „Wenn man Radio hört, dann kommt hin und wieder ein Song, bei dem man denkt: ‚Fuck, Alter. Das passt genau zu diesem Moment.‘ Das passiert mir dauernd. Meistens sind das dann Songs von Tom Petty oder Velvet Underground oder etwas in der Art. Natürlich ist ‚Fairytale’ ein Song, bei dem bestimmt keine Plattenfirma auf die Idee kommen würde, ihn als Single zu veröffentlichen. Aber ich versichere dir: Wenn du nach einem stressigen Tag auf dem Heimweg bist und diesen Song hörst, denkst du einfach: ‚Fuck yeah! Bei diesem Song passiert etwas mit mir.‘“

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