What the Dead Men Say

What the Dead Men Say

Matt Heafy ist als Gründungsmitglied, Gitarrist, Sänger und Songwriter bei Trivium ohne Zweifel das Maß aller Dinge. Doch für ihr neuntes Album schlugen die Metaller aus Florida einen neuen Weg ein: Auf „What the Dead Men Say“ stammen die meisten Texte sowie ein beträchtlicher Teil der Musik aus der Feder von Bassist Paolo Gregoletto. Den Albumtitel lieh sich Gregoletto von Scifi-Autor Philip K. Dick, dessen Werke bereits die Vorlage für Filme wie „Blade Runner“, „Total Recall“ und „Minority Report“ lieferten. Und Dicks Geschichte war nicht das Einzige auf Gregolettos Leseliste, das ihm als Inspiration für das Album diente. „Es gibt kein einheitliches Narrativ, aber wenn du einige der Songs hörst, kannst du vielleicht Verbindungspunkte entdecken“, erzählt der Bassist im Gespräch mit Apple Music. „Ich habe Bücher wie „Die unbewohnbare Erde“ [von David Wallace-Wells] und Naomi Kleins „Die Schock-Strategie“ gelesen. In denen wird dargestellt, wie Menschen Katastrophen – menschengemachte oder solche, wie wir sie gerade [mit der Covid-19-Pandemie] erleben – nutzen, um sich einen Vorteil zu verschaffen oder sich zu bereichern, während andere Leute sich um den Scherbenhaufen kümmern müssen.“ Hier gewährt uns Gregoletto einen Einblick in jeden Track des Albums.IX„Ursprünglich sollte dieser Song als Intro für den Titeltrack ‚What the Dead Men Say‘ dienen. Du hörst eine gewollte Kontinuität – die beiden Tracks gehören zusammen. Die Musik gibt eine Vorahnung auf das, was kommt. Es sind viele der Melodien und Akkordfolgen, die auch im nächsten Track vorkommen, nur viel langsamer und mit einem anderen Gefühl gespielt. Es ist unser neuntes Album, daher die römische Zahl.“What the Dead Men Say„Den Titel habe ich von einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick. Als mir die Wörter in den Sinn kamen, erinnerten sie mich an diesen bizarren Science-Fiction-Zwischenzustand und unseren Umgang mit Tod und Trauer im Digitalzeitalter. Ich habe die Bücher und Geschichten von Philip K. Dick schon immer geliebt, weil viele von ihnen immer noch sehr relevant und ihrer Zeit voraus sind. Also stieß ich auf diese Kurzgeschichte und fand großen Gefallen an dem Namen – er faszinierte mich sehr. Ich denke, einige der besten Titel und Texte sind Dinge, die man nicht richtig erklären kann.“Catastrophist„Das ist eines der ersten Stücke, das ich für das Album geschrieben habe. Ich habe für den Song einfach Riff auf Riff gestapelt und er schien immer länger und komplexer zu werden. Er fühlte sich episch an, also wusste ich, dass der Text dazu passen musste. Ich las gerade „Die unbewohnbare Erde“ und „Die Schock-Strategie“ und dachte über die Krisen in dieser Welt nach. Manche Menschen können davon profitieren, während viele andere leiden und die Dinge wieder in Ordnung bringen müssen oder sich selbst überlassen sind. Dein Handeln in der Welt bestimmt, womit sich Menschen, die noch gar nicht geboren sind, herumschlagen müssen.“Amongst the Shadows & the Stones„Diesen Song hat [Gitarrist] Corey [Beaulieu] mitgebracht. Er hatte schon den Titel und die Screams für den Teil ‚Amongst the shadows and the stones‘ aufgenommen. Der ist mehr oder weniger gleich geblieben. Es ist eine großartige Hookline, also nahm ich das und fing an, einen Text zu schreiben. Ich landete mit meinen Gedanken bei dem sich nähernden 20. Jahrestag des 11. Septembers und dem Kampf gegen den Terror. Und was die wirklichen Konsequenzen sind – nicht nur für uns, sondern auch für die Leute auf der anderen Seite. Es geht also um die Nachwirkungen: Wenn der Staub sich gelegt hat und nichts übrig ist als Schutt und Asche.“Bleed Into Me„Meistens schreibe ich Songs auf der Gitarre, aber diesen habe ich am Bass angefangen. Deshalb ist der darauf ziemlich prominent. Ich habe eines unserer tieferen Tunings verwendet, das sich gut für Groove-orientierte Sachen wie dem hier eignet. Der Text ist inspiriert davon, wie ich mit dem L-Train in Chicago unterwegs war und einen Typ sah, der sich vorne im Wagen Heroin spritzte. Ich fing also an, darüber nachzudenken, wie Leute die Dinge um sich herum ignorieren oder so tun können, als ob sie nicht passieren. Aber ich habe der Person in die Augen geschaut und für einen Moment ihre Welt gesehen. Du kannst nicht wegschauen und musst dich damit auseinandersetzen, was das für dich, für sie und für alle um dich herum bedeutet.“The Defiant„Matt hat das Demo für diesen Song mitgebracht und ich fand sofort, dass der Vibe dem von „Ascendancy“ [2005] ähnelt. Als ich den Text schrieb, hatte ich gerade die Dokumentation über R. Kelly gesehen und dachte darüber nach, dass schlechte Menschen nicht einfach in einem Vakuum existieren. Sie haben Leute hinter sich, die ihnen assistieren und Dinge ermöglichen. Und diese Art von Menschen können offen leben, wie sie wollen, weil Schamlosigkeit charakteristisch für unsere heutige Kultur ist. Und nur weil du ein schlechter Mensch bist, bedeutet das nicht, dass du bekommst, was du verdienst.“Sickness Unto You„Noch ein Song, den Matt mitgebracht hat. Wir hatten einfach das Gefühl, dass wir etwas brauchten, bei dem wir uns gehen lassen und hart und schnell spielen können. Darin sind wir gut. In der Mitte gibt es dank [Schlagzeuger] Alex [Bent] einen Part, der an Rush erinnert. Ich kann ihn für seinen Part auf dem Album nicht genug loben. Matt hat den Text geschrieben, der definitiv etwas düsterer ist und von Verlust handelt. Ich hatte die Idee für den Titel. Ich weiß nicht mal, woher er kam. Er klang einfach interessant.“Scattering the Ashes„Die Nummer kommt von Corey, zusammen mit einem Teil des Textes und dem Titel. Sein Großvater starb letztes Jahr und der Text beschreibt, wie seine Asche im Meer verstreut wurde. Also nahm ich das und verwandelte es in eine Geschichte über Vater und Sohn oder Menschen, die sich zerstreiten und es nie schaffen, sich auszusöhnen. Dann verlierst du jemanden und weil du den Konflikt nicht beilegen oder dich entschuldigen konntest, fühlt es sich noch schlimmer an. Musikalisch erinnert mich das Stück an die finnische Band Sentenced, die einen sehr melodischen, aber zugleich auch sehr düsteren Sound haben. Dieser Song ist nicht so finster wie Sentenced, aber es ist unsere Version davon.“Bending the Arc to Fear„Das war mein letzter Song fürs Album und ich wollte einfach ein paar Riffs spielen. Außerdem liebe ich Outros, die sich völlig anders entwickeln als erwartet. Für den Text dachte ich an die Redewendung: ‚The long arc of history bends toward justice.‘ Wenn sich der Bogen in Richtung Gerechtigkeit neigen kann, dann geht das auch in die andere negative Richtung. Dann dachte ich an die Sicherheitskameras, die heutzutage jeder an seinem Haus hat, und die damit einhergehende Kultur. Das ist ein echter Nährboden für Paranoia. Du lebst dein Leben durch kleine Blicke vor die Tür und das schürt all diese Angst.“The Ones We Leave Behind„Dieser Song kam von Corey, zusammen mit dem Titel, und er fing ganz anders an als das, was du auf dem Album hörst. Der Track war anfänglich langsamer, mit sehr cleanen Gitarren-Parts. Als wir gejammt haben, dachte ich in typischer Metal-Art: ‚Was, wenn wir ihn schneller spielen?‘ Also fingen wir an, ihn immer schneller zu spielen, und die Riffs verwandelten sich in das, was du jetzt hörst. Für den Text begann ich darüber nachzudenken, wie Menschen in unserer Kultur mit ihrer aufs Gewinnen ausgerichteten Mentalität abgehängt werden – eine sehr amerikanische Denkweise. Aber wenn der Gewinner alles abräumt, was bleibt für die anderen übrig?“

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