Quadra

Quadra

Mit „Quadra“ liefern die brasilianischen Metal-Könige Sepultura ihr 15. Studioalbum ab – zwölf Songs, die zu gleichen Teilen vier verschiedenen musikalischen Themen untergeordnet sind. „Der erste Abschnitt orientiert sich am Old-School-Sound, wie dem auf [unseren Alben] ‚Beneath the Remains‘ und ‚Arise‘, sowie an allen Bands der Thrash-Szene in Deutschland und der San Francisco Bay Area, die wir immer gehört haben“, erklärt Gitarrist Andreas Kisser gegenüber Apple Music. „Der zweite Teil ist stärker von der ‚Roots‘- und ‚Against‘-Ära geprägt, in der mehr Perkussion und Tribal-Elemente dazukamen. Teil drei ist vom Reich der Instrumentals inspiriert, wie unser 1987er-Track ‚Inquisition Symphony‘ vom Album ‚Schizophrenia‘ oder ‚Iceberg Dances‘ von ‚Machine Messiah‘. Und im finalen Teil dreht sich alles um Melodien, besonders beim Gesang. Für den letzten Song holten wir uns sogar eine Gastsängerin. Es gibt also ein bisschen von allem, was Sepultura ausmacht, aber mit der Energie und Attitüde von heute.“ Im Interview führt uns Kisser Track für Track durch die vier Kapitel von „Quadra“.Isolation„Das ist der erste Song, den wir für das Album geschrieben haben. Er hat einen gesunden Anteil Thrash mit der Energie von heute, ehe [Produzent] Jens [Bogren] noch einen Haufen Orchester- und Chor-Elemente dazugemischt hat. Am Anfang wollte ich, dass es etwas rauer klingt, so wie früher, aber dann haben wir viel herumexperimentiert, was sich wirklich gelohnt hat. ‚Isolation‘ ist ein überaus starker Opener mit einem traditionellen Heavy-Metal-Intro für einen extrem schnellen Song.“Means to an End„‚Means to an End‘ ist aus so einem verrückten Drum-Loop entstanden, den mir [Schlagzeuger] Eloy [Casagrande] geschickt hat, und ich habe ein Riff dazu geschrieben. Es ist ein sehr aggressiver, sehr komplizierter Rhythmus-Track voller Energie. Wegen des irrsinnigen Tempos war es eine große Herausforderung, den Song aufzunehmen und zu schreiben, aber die Atmosphäre ist toll. Ich fand es aufregend, auf diese Art zu schreiben – wenn Schlagzeug und Gitarre zusammen etwas total Verrücktes machen. So haben wir [1993] auch ‚Territory‘ geschrieben und bei ‚Sepulnation‘ [2001] hat es auch so angefangen. Ich ermutige alle Schlagzeuger dazu, so mit mir zu arbeiten, weil ich auf diese Art besonders gut ungewöhnliche Ideen für mein Gitarrenspiel entwickeln kann.“Last Time„Es war ausgesprochen schwierig, diesen Song fertigzustellen, weil es während des gesamten Vorgangs so viele verschiedene Versionen davon gab und ich dauernd etwas verwarf oder alte Riffs wieder hervorkramte und die Teile immer wieder neu ordnete. Der Prozess war sehr intensiv, aber notwendig. Denn wie man im Song hört, ist er sehr chaotisch geworden, vor allem was den Gesang und die scharfen rhythmischen Wechsel angeht, aber trotzdem voller Energie und Aggression. Die Absicht dahinter war, den ersten Teil des Albums so zu beenden, dass er an ‚Schizophrenia‘ erinnert, mit einem Text, der von der Sucht nach Drogen, Videospielen oder Sex handelt – oder wonach auch immer. Für jemanden, der das durchmacht, ist es keine angenehme Situation.“Capital Enslavement„Das ist der erste Song des zweiten Teils. Diese drei Songs haben mehr Groove- und Perkussion-Elemente, und ‚Capital Enslavement‘ war der erste Song, den wir mit dieser Intention geschrieben haben. Das Intro ist sehr brasilianisch, sehr tribal und hat einen rituellen Vibe – aber der Song ist extrem heavy und groovy mit einer Art Rock’n’Roll-Feeling, das wir nur äußerst selten in die Musik von Sepultura einfließen lassen. Es handelt sich um einen großartigen Opener für diesen Abschnitt des Albums, weil er wirklich zeigt, worum es in diesem Teil geht.“Ali„Dieser Song ist von Muhammad Ali inspiriert. Ich glaube, er war einer der besten Menschen aller Zeiten. Er hatte so einen beeindruckenden, klaren Verstand und war in der Lage, seine Auseinandersetzung mit den Herausforderungen seiner Zeit verständlich zu machen. Der Song besteht quasi aus drei Teilen: Der erste Teil steht für Cassius Clay, den Olympiasieger. Der zweite hat eine Bridge, die die Atmosphäre des gesamten Songs verändert und die Änderung seines Namens in Muhammad Ali repräsentiert, aber auch seine Ablehnung des Vietnamkrieges und seinen Übertritt zum Islam – als Schwarzer im Amerika der 1960er-Jahre. Aber er hatte Recht und war seiner Zeit weit voraus. Im letzten Teil bekommen wir Unterstützung von Paulo Cyrino von Babylons P – er macht Dub, was irgendwie für Alis Parkinson-Erkrankung steht, von der er sich nicht unterkriegen ließ. Er kam trotz seines Leidens zu den Olympischen Spielen und trug die Fackel.“Raging Void„Hier handelt es sich wieder einmal um eine dieser Mutproben zwischen mir und Eloy, wobei das Tempo der Drums vollkommen gegen das der Gitarre läuft, aber irgendwie passt es zusammen und erzeugt diese unglaublich seltsame Schwingung. Es war wieder so eine Situation, bei der Eloy einen Loop geschrieben hat und ich die Gitarre drumherum, um diese Stimmung zu erzeugen. Den Gesang haben wir zusätzlich mit etwas Melodie versehen – der Refrain ist besonders melodisch – das gibt auch eine Vorahnung auf das, was als Nächstes kommt.“Guardians of the Earth„Dieser Song eröffnet den Instrumental-Teil des Albums, und ich glaube, es handelt sich um einen der komplexesten und verrücktesten Songs, die wir je gemacht haben. Musikalisch halte ich ihn für eine unserer größten Errungenschaften, weil er alle Elemente, die Sepultura verwenden, auf ganz besondere Weise miteinander vereint. Auf die Lead-Gitarre bin ich besonders stolz – ich zolle hier ganz bescheiden Ritchie Blackmore und der Musik von Deep Purple Respekt, die ich so liebe. Ich habe auch noch einen Haufen akustischer und klassischer Gitarren-Parts hinzugefügt. Im Text geht es um den Amazonas-Regenwald und darum, dass die Ureinwohner ihr Gebiet verlieren, besonders in Brasilien, mit der Regierung, die wir haben. Auf dieses Thema müssen wir immer aufmerksam machen, zumindest versuchen wir das.“The Pentagram„Von Anfang an war ‚The Pentagram‘ als reiner Instrumental-Song konzipiert. Die Idee war, etwas im Fünfvierteltakt zu machen – daher der ‚Pentagram‘-Titel. Natürlich ist das umgedrehte Pentagram ein ganz normales und beliebtes Symbol im Metal und Black Metal, aber bei uns entstand der Titel eben aus der Taktart des Stückes. Das war eine weitere Herausforderung, aber ich glaube, [Bassist] Paulo [Jr.] hat auf diesem Stück seine bisher beste Arbeit für Sepultura abgeliefert. Ich halte es echt für eine Leistung, so ein Stück als Trio einzuspielen.“Autem„Auch dieser Song begann mit einem Instrumental-Ansatz, weil er ein langes Intro hat, das sehr perkussiv, aber auch sehr heavy ist. Der Song orientiert sich anfangs sehr stark am Death Metal mit einfachen, rauen Riffs, die auf brasilianische Rhythmen treffen. Die Idee war, diese beiden Welten zu verbinden, und ‚Autem‘ ist das Ergebnis unseres Versuchs, dieses Gefühl einzufangen.“Quadra„Die Inspiration für diesen Titel war das Quadrivium, der antike Begriff für die vier höheren Fächer der freien Künste – Geometrie, Arithmetik, Musik und Astronomie – auf deren Grundlage wir auch das Album eingeteilt haben. Es ist ein klassisches Gitarren-Quartett in 47 Sekunden. Ich wollte 44 daraus machen, weil das der Zahl Vier entspricht, der Quelle für alles, was auf diesem Album passiert, aber die Musik war toll, so wie sie war.“Agony of Defeat„Dieser Song ähnelt dem Konzept von [Maurice] Ravels ‚Bolero‘: Eine Grundstruktur wird immer und immer wiederholt, bei jeder Wiederholung aber kommt ein neues Element dazu. Das war also die Inspiration, und hinzu kam der Versuch, etwas im Stil von ‚Machine Messiah‘ oder Massive Attack zu schreiben – mit langsamem Tempo, Stimmungen und melodischem Gesang. Mit dem Solo hier bin ich auch sehr zufrieden. Mit der Lead-Gitarre habe ich mir richtig Zeit gelassen, damit die richtigen Noten auch an den richtigen Stellen sitzen – eher weniger improvisiert oder so was.“Fear, Pain, Chaos, Suffering„Diesen Song spielen wir zusammen mit Emmily Barreto von einer brasilianischen Band namens Far From Alaska. Die sind ganz und gar nicht Metal, aber im vergangenen Jahr, als wir gerade dabei waren, die Pre-Production hier in São Paulo abzuschließen, wurde ich in eine TV-Show eingeladen, in der Far From Alaska und ich zusammengesteckt wurden, um gemeinsam Musik zu machen. Wir haben zwei Songs gespielt – ein Bob-Marley-Cover und ‚Ratamahatta‘ von Sepultura. Es war fantastisch. Sie sind sehr kreativ und benutzen eine Menge abgefahrener Instrumente, zudem ist Emmily eine fantastische Sängerin. Also lud ich sie ein, diesen Song mit uns zu machen, und als sie ihren Part eingesungen hatte, wussten wir, wohin es mit dem Track gehen sollte. Wir haben tatsächlich ein paar Riffs verworfen und den Song um ihre Stimme herum konstruiert. Es war etwas vollkommen Neues für uns, mit einer Sängerin zusammenzuarbeiten, aber ich finde, es war eine tolle Art, das Album zu beenden – mit der Aussicht auf neue Möglichkeiten in der Zukunft.“

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