Harder Than It Looks

Harder Than It Looks

Seit ihrem Debüt aus dem Jahr 2002 haben sich Simple Plan immer weiter vom Moshpit entfernt. Die Band aus Montreal hat sich mehr und mehr auf die schillernde Seite ihrer Pop-Punk-Achse konzentriert und ist die einzige ehemalige Warped Tour-Band, die mit Nelly und Natasha Bedingfield zusammengearbeitet hat. Aber auf ihrem sechsten Album kehren Simple Plan wieder zum Stagediving zurück. „Harder Than It Looks“ wurde fertig, kurz bevor die Pandemie Anfang 2020 alles lahmlegte, doch durch die zweijährige Verzögerung kommt die Platte jetzt genau zum 20-jährigen Jubiläum des mehrfach mit Platin ausgezeichneten Debüt-Album der Band, „No Pads, No Helmets...Just Balls“. Auf den zehn Tracks beweisen sie erneut ihr Händchen für adrenalingeladene, gitarrenlastige Hits und festivaltaugliche Mitsinghymnen, auch wenn die frechen Teenagerängste von früher ernüchternden Betrachtungen über psychische Gesundheit, Cybermobbing und Scheidung weichen.„Mit diesem Album schließt sich für uns der Kreis und wir kehren zu den Basics zurück“, sagt Frontmann Pierre Bouvier gegenüber Apple Music. „Wir kamen Anfang der 2000er-Jahre raus, hatten riesigen Erfolg und dann fragt man sich: ‚Wie können wir der Welt beweisen, dass wir nicht nur das sind?‘ Aber ich glaube, mit etwas Reife und Rückblick sind wir alle zu dem Schluss gekommen: ‚Lasst uns einfach das tun, was Simple Plan am besten kann, und kümmern wir uns nicht darum, zeigen zu müssen, dass wir auch was anderes können. Lasst uns den Leuten geben, was sie wollen.‘“ Hier verrät uns Bouvier Track für Track, wie es Simple Plan gelungen ist, „Harder Than It Looks“ so einfach klingen zu lassen. „Wake Me Up (When This Nightmare’s Over)“Wenn wir uns mit Fans treffen und ihre Nachrichten lesen, wird uns klar, dass es viele Menschen in unserer Fangemeinde gibt, die sich buchstäblich auf diese Musik verlassen, wenn sie Probleme haben. Für sie ist sie mehr als nur Unterhaltung. Deshalb versuchen wir immer, Songs zu schreiben, die den Menschen in Krisen helfen. Und wir wollten einen Song machen, der so allgemein ist, dass er zu allem passt, was man gerade erleidet. Der „Albtraum“ ist also genau das, was du gerade durchmachst.„Ruin My Life“ (feat. Deryck Whibley)Seit über 20 Jahren laufen unsere Karrieren parallel zu denen von Sum 41. Ich bin seit Langem ein Fan von ihnen und ich finde, Deryck hat einen tollen Part auf dem Song gesungen. Wir alle wissen das: Die Leute in den Kommentaren können richtig fies werden, und das ist hart – sogar für mich. Aber irgendwann denke ich mir dann: „Weißt du was, die Person ist mir egal. Sie bedeutet mir nichts. Du hast vielleicht gedacht, dass mich das, was du gesagt hast, verletzt hat, aber stell dir vor: Du hast mein Leben nicht ruiniert.“ Davon handelt der Song für mich. „The Antidote“Viele unserer Ideen stammen von unserem Schlagzeuger Chuck [Comeau] – er hatte das Wort „Antidote“ (Gegenmittel) auf einer kleinen Tafel, die er mitbringt, wenn wir schreiben. Es erinnerte mich daran, wie ich vor zehn, zwölf Jahren mit Angstzuständen zu kämpfen hatte und ziemlich heftige Panikattacken bekam. Ich wusste nicht, was das war und ob ich sterben müsste. Also rief ich meine Frau an und sie beruhigte mich – wir redeten eine Stunde lang um vier Uhr morgens. Das ist es, was dieser Song für mich bedeutet: die Rettungsleine, nach der du greifst, wenn du in diesen Momenten schrecklicher Angst oder Depression bist. „Million Pictures of You“Hier geht es um die Zeit des Verliebtseins, in der man einfach nicht genug voneinander bekommen kann. Du schaust die Person an und denkst dir: „Ich möchte so viele Fotos von dir machen und jeden Moment mit dir verbringen“ – man ist einfach besessen voneinander und möchte alles dokumentieren. Ich liebe das Riff, das wir uns ausgedacht haben – es fühlt sich wie ein klassischer Gute-Laune-Song an. „Anxiety“Diesen Song habe ich mit Chuck geschrieben und Travis Clark von We The Kings dazu eingeladen. Wir haben uns von den twenty one pilots inspirieren lassen und uns dann für eine moderne Reggae-Variante entschieden. In dem Song geht es um Ängste – psychische Gesundheit ist kein Tabu mehr und das finde ich großartig, denn wenn man so etwas durchmacht, ist es einem peinlich. Wir möchten dazu beitragen, dass dieses Thema mehr akzeptiert wird. Es sollte wie eine Verletzung behandelt werden – wenn du dir den Arm brichst, gehst du ins Krankenhaus, legst einen Gips an und hörst auf den Arzt. Aber wenn dein Verstand bricht, tun die Leute das nicht immer und ich denke, es ist wichtig, das genau so zu behandeln. „Congratulations“Dieser Song erinnert ein wenig an „Ruin My Life“. Er könnte von einer Beziehung handeln, in der dir jemand wie auch immer unrecht getan hat. Es geht um das Gefühl, betrogen worden zu sein. Ich weiß nicht, ob es Karma wirklich gibt, aber nach meiner Erfahrung scheint es so zu sein. Deshalb ist „Congratulations“ tatsächlich ein Song über Karma. Es geht um Folgendes: Okay, du hast diesen kleinen Sieg errungen, weil du mir unrecht getan hast. Herzlichen Glückwunsch dazu, aber denk daran: Wer hoch fliegt, fällt auch tief. „Iconic“Auf fast jedem unserer Alben gibt es einen Song, bei dem man sich fragt: „Was zum Teufel hat der da zu suchen?“ Hier wollten wir einen Song darüber schreiben, wie es ist, wenn eine Mannschaft auf das Spielfeld kommt. Stell dir vor, du siehst die Highlights beim Sport, die Tackles und die harten Szenen. Es ist fast so, als hätten wir einen Song für einen Dokumentarfilm über ein Team von Underdogs geschrieben, das es bis an die Spitze geschafft hat. Und dieses Team könnten Simple Plan sein: Ich habe das Gefühl, dass unsere Band schon immer echt was drauf hatte. Wir hatten großen Erfolg, aber es gab immer noch diesen gewissen Spielraum, um das Green Day-Niveau zu erreichen und die größte Band der Welt zu werden. „Best Day of My Life“Viele Leute denken, dass wir über Nacht Erfolg hatten. Aber Chuck und ich waren in einer Skate-Punk-Band [Reset], seit wir 13 Jahre alt waren – und wir haben für Face to Face und NOFX als Opener gespielt. Das war die Welt, aus der wir kamen: Wir spielten schnelle Punkbeats und scherten uns einen Dreck um den Erfolg. Ich bin ein großer Fan von NOFX, Lagwagon und Pennywise – das habe ich als Kind immer gespielt. Chuck und ich lieben es also, solche Sachen auf unsere Alben zu packen. Manche Leute, die uns nur durch „I’m Just a Kid“ kennen, werden vielleicht denken: „Wow, was ist das denn?“ Aber genau solche Songs spielen wir oft live, weil sie einfach Spaß machen. Wenn wir auf einem Festival spielen und den Moshpit in Gang bringen wollen, ist das genau der richtige Song.„Slow Motion“Das war wieder so eine Idee, die Chuck am Whiteboard hatte. Er beschrieb die Idee von Liebe auf den ersten Blick. Man sieht das immer wieder in Filmen, wo das Mädchen in Zeitlupe in den Raum kommt. Wir wollten, dass die Musik zu dieser Art von Gefühl passt und sehr filmisch ist. Von der Produktion her sollte es so grandios wie möglich werden. Das hört sich jetzt vielleicht albern an, aber wenn ich den Refrain höre, muss ich einfach weinen. Ich bin für eine Session nach L.A. gefahren und saß im Auto und mir liefen die Tränen übers Gesicht und ich dachte: „Was ist los mit mir? Ich höre meine eigene Musik und sitze heulend in meinem Auto!“ „Two“Jetzt, wo wir alle Kinder haben, hat die Vorstellung, sich von seiner Partnerin oder seinem Partner zu trennen und Entscheidungen treffen zu müssen, die sich auf die Kinder auswirken, eine ganz neue Bedeutung bekommen. Zum Glück kommen ich und Chuck aus Familien, die noch heil sind, aber wir wollten so real und unverfälscht wie möglich über die Scheidung schreiben. Was tun Paare, die eine Scheidung durchmachen und sich Sorgen über die Konsequenzen für ihre Kinder machen? Sie sagen: „Von nun an wirst du zwei Weihnachten und zwei Geburtstage feiern!“ Und das Kind denkt wahrscheinlich: „Das will ich nicht! Ich will keine zwei Schlafzimmer oder zwei Feiertage, ich will nur einen!“ Für alle, die ein Scheidungskind sind oder selbst eine Scheidung durchmachen, ist dieses Lied ein echter Volltreffer. Es war schwer, ihn zu singen.

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